Harald Oehler im Interview: Lacke, Technologie und Forschung am Fraunhofer LBF
„Lacke sind ein Produkt, an dem man im Alltag nicht vorbeikommt“, sagt Harald Oehler. Der stellvertretende Abteilungsleiter Materialanalytik und Charakterisierung am Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit LBF hat immer wieder mit Lacken zu tun. Für ein Projekt zur Schadensfrüherkennung und -verfolgung an Lackschichten in korrosiven Umgebungen mittels Ultraschallmikroskopie erhielt er 2011 den FARBE UND LACK Preis.
Im Rahmen des Projektes entwickelte sein Team – damals noch am Deutschen Kunststoff-Institut – zusammen mit Forschendenn des Fraunhofer IPA ein Analyseverfahren, um winzige Schädigungen durch Ultraschallmikroskopie sichtbar zu machen. Die in diesem Rahmen entwickelte Software ist später in verschiedene Folgeprojekte eingeflossen, sowohl öffentlich gefördert als auch industriell umgesetzt. Lacke sind allerdings nur ein Thema von vielen in der Abteilung Materialanalytik und Charakterisierung am Fraunhofer LBF. Schwerpunkt der Arbeit ist die Charakterisierung und die Entwicklung neuer Messmethoden. „Wir werden immer wieder angesprochen, wenn es kunststoffspezifische Themen gibt, Lacke und Klebstoffe sind ja auch Polymere“, so Oehler. Bei Fragestellungen, wie z.B. Materialveränderungen zu detektieren sind oder wie man einem Problem experimentell auf den Grund gehen kann, werde seine Abteilung kontaktiert. Das war damals auch bei der Ultraschallmikroskopie so.
Industrienahe Forschung und Entwicklung
Oehlers Interesse an Naturwissenschaften war schon früh vorhanden. Er studierte an der TU Darmstadt Physik, erhielt im Jahr 2000 sein Diplom und landete eher zufällig über einen Kommilitonen am Deutschen Kunststoff-Institut, das 2012 als eigenständiger Bereich ins Fraunhofer LBF integriert wurde. Seine Tätigkeit am Fraunhofer LBF finde er „extrem abwechslungsreich“, betont der Hesse: „Wir betreiben Forschung und Entwicklung, arbeiten aber gleichzeitig industrienah.“ Auch das interdisziplinäre Arbeiten mit anderen Fraunhofer-Instituten gefällt ihm gut. „Derzeit arbeiten wir mit dem Fraunhofer IPA, dem WKI, dem ICT und anderen Instituten an Themen zur Schadensfrüherkennung an Lackschichten, neuen biobasierten Lacken oder der Wirkung von Wasserstoff auf Kunststoffe und Beschichtungen“, berichtet der Physiker.
Seit vielen Jahren pendelt der zweifache Familienvater von Kriftel im Main-Taunus-Kreis nach Darmstadt. „Nicht ganz untypisch für einen Physiker“ hat er ein ausgeprägtes Interesse an Technik und Computern. Viel Zeit verbringt er mit der Familie. Zudem interessiert er sich für Gartenarbeit, Reisen, Lesen und Wassersport.