Der Bodenständige: Uwe Havers im Porträt
Uwe Havers stammt aus der westfälischen Stadt und lebt auch dort. Im Sommer ist er seit 34 Jahren für den Hersteller von Holzlacken und -beizen tätig. Der Ruhestand ist nun in nicht mehr allzu weiter Ferne. Doch der 61-Jährige möchte nicht von 100 auf 0 aus dem Berufsleben ausscheiden. Stattdessen hat er sich für einen sanften, schrittweisen Übergang entschieden.
Seit dem 1. Januar hat er die Arbeitszeit auf 80 Prozent verkürzt. Und damit auch seine langjährige Dreifach-Verantwortung – Einkauf, Investitionen, Facility Management – auf zwei Positionen reduziert. Für den Einkauf ist inzwischen ein neuer Kollege verantwortlich. Ab September 2021 wird Havers dann weiter auf 60 Prozent Arbeitszeit verkürzen und im Juli 2023 komplett ausscheiden.
Gerade erst gewöhnt er sich an den nun freien Freitag und genießt die langen Wochenenden. „Wenn Not am Mann ist, bin ich aber erreichbar“, betont er.
Zu Beginn seiner Karriere hat Uwe Havers eine Banklehre absolviert und anschließend einige Jahre in diesem Beruf gearbeitet, unterbrochen durch die Bundeswehrzeit. Sein Wechsel zur Firma Hesse war aber gewissermaßen schon vorgezeichnet: Havers‘ Vater war dort selbst langjähriger Einkaufsleiter, als ihn der damalige Geschäftsführer Rolf Hesse fragte, ob sein Sohn Uwe, noch in der Ausbildungszeit, später nicht sein Nachfolger werden wolle. Einige Jahre später kam es tatsächlich so, dass Uwe Havers dem Ruf von Hesse Senior folgte und in sein Unternehmen wechselte.
Wechsel nicht bereut
„Den Schritt von der Großbank zum Mittelständler habe ich zu keiner Sekunde bereut“, betont Uwe Havers. Dabei reizten ihn besonders die kurzen Entscheidungswege und der direkte Kontakt zur Gesschäftsleitung. Weitere Pluspunkte sind für ihn die Internationalität des Lackherstellers, der weltweit tätig ist, die inhabergeführte Struktur, das Produktportfolio, die Flexibilität und Offenheit gegenüber Neuerungen. Zudem schätzt er, dass Ökologie und Sicherheit eine sehr wichtige Rolle bei Hesse spielen und sozusagen Chefsache sind.
Zunächst als Assistent des Einkaufsleiters, durchlief er in einer zweijährigen Einarbeitungsphase die verschiedenen Abteilungen wie Labor, Logistik und Rohstofflager, musste er die für ihn neue und spannende Welt der Farben doch erst einmal richtig kennen lernen. „Ethylacetat zum Beispiel konnte ich damals noch nicht mal buchstabieren“, erinnert sich Havers schmunzelnd.
Anschließend als stellvertretender Einkaufsleiter tätig, wurde er nach dem Ausscheiden seines Vaters ab 1992 dessen Nachfolger und damit verantwortlich für ein großes Einkaufsvolumen. Sukzessive kamen die Aufgabenbereiche Investitionen und Facility Management hinzu.
Persönliches Verhältnis zu Mitarbeitern und Kollegen
Den Kontakt mit Menschen, die technischen und kaufmännischen Gespräche, die abteilungsübergreifenden Kooperationen – all das schätzt Uwe Havers an seiner Position besonders. „Mir ist das persönliche Verhältnis zu meinen Mitarbeitern und Kollegen sehr wichtig.“ Viele Probleme ließen sich besser durch ein persönliches Wort lösen als durch eine E-Mail, die leicht falsch verstanden werden könne.
Langweilig wird es Uwe Havers sicher auch nicht im vollständigen Ruhestand, denn er ist vielseitig interessiert. Zum einen sportlich aktiv, mit Joggen, Fußball in einem Hobbykicker-Team sowie Ski-Langlauf und Bergwandern im Urlaub. Auch das „Skiken“ gefällt ihm, das Fahren mit so genannten Cross-Skates, die im Gegensatz zu Inline-Skates nur je ein Rad vor und hinter dem Fuß haben und mit Stöcken gefahren werden. „Das ist wie Langlauf nach der Skating-Technik auf Rollen.“
Er versuche, vier Mal pro Woche Sport zu machen, sagt Uwe Havers, und das sieht man dem drahtigen Westfalen auch an. Auch ihre Hündin Lily hält Havers und seine Ehefrau, die bereits im Vorruhestand ist, auf Trab. Der Schäferhund-Labrador-Mischling wurde aus einer Tötungsstation in Slowenien gerettet. Mit ihr geht Havers jeden Samstag zur Hundeschule. In 2019 hat er mit Lily die Begleithundeprüfung erfolgreich bestanden.
Reisen führen ans Meer oder in die Berge
Die Westfalen gelten landläufig als eher bodenständig, und auch Uwe Havers sieht sich so: Seine Frau und er verreisen zwar sehr gern, wählen ihre Ziele aber vornehmlich innerhalb Deutschlands und Europas aus. So gefallen ihnen Aktivurlaube an Nord- und Ostsee oder in den Alpen. Auch Frankreich hat es dem 61-Jährigen, der gut französisch spricht, angetan. Fotografieren ist ein weiteres Hobby von ihm, vor allem die Landschaftsfotografie. Ein Couch Potatoe ist Uwe Havers also nicht. Und seine positive Grundeinstellung drückt er so aus: „Ich bin glücklich mit dem, was ich habe.“
Von Kirsten Wrede