Alles wird gut: Dr. Alexander Gumenny im Porträt
Russland 1993 – Alexander Gumenny hat gerade sein Studium der Chemie abgeschlossen. Doch für Chemiker ist die Lage damals alles anderes als einfach. Nach dem Ende der Sowjetunion befindet sich das Land in einem großen Umbruch. „Die Wirtschaft lag am Boden und es gab keine Chance, als Chemiker zu überleben – im wahrsten Sinne des Wortes“, erinnert sich Gumenny. „Einer meiner Kommilitonen hat beispielsweise nur eine achtel Stelle an der Universität erhalten und dadurch nur etwa zwei bis drei Euro im Monat verdient.“ Als Familienvater kommt daher eine Karriere in der Chemiebranche für ihn nicht in Frage, stattdessen fängt er bei einem Logistik- und Transportunternehmen an, bevor er zu Uniland, einer großen russischen Supermarktkette wechselt.
Aber auch den Zwischenstationen kann der überzeugte Optimist, der stets daran glaubt, dass alles gut wird, viel abgewinnen. Er schätzt die Erfahrungen, die er dort in den Bereichen Einkauf und Verkauf ebenso wie Kundensupport als auch Troubleshooting sammeln kann. „Einmal habe ich einen Wettbewerb für den besten Verkäufer gewonnen“, erinnert er sich. „Als Belohnung durfte ich mir eine Reise in ein Land meiner Wahl aussuchen und habe mich für Deutschland entschieden.“
2003 folgt dann der Umzug nach Deutschland. „Meine Frau ist Russlanddeutsche und so haben wir uns für den Wechsel entschieden. Ich habe Deutschland immer gemocht und auch die Sprache geliebt“, erzählt er. „So konnte ich dann auch schnell Deutsch lernen – das war für mich eine Frage des Willens und Wollens.“ Und natürlich ist es eine Erleichterung, dass Gumenny wieder in der Chemie arbeiten kann. „Damit ich schnell als Chemiker Fuß fassen kann, bin ich zunächst über eine Leihfirma bei DuPont wieder in die Branche eingestiegen, bevor ich in ein Analytiklabor wechseln konnte“, erzählt er. Im Anschluss bekommt Gumenny eine Promotionsstelle an der Universität Essen. Nach der Promotion wechselt er zu Siegwerk, wo er elf Jahre bleibt. Hier ist er hauptsächlich in der Anwendungstechnik unterwegs. Zudem unterstützt er die Siegwerk Niederlassung in Moskau. Vor seinem Wechsel zu Follmann leitet er drei Jahre eine Gruppe in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung.
Die Welt der Druckfarben gefällt Alexander Gumenny sehr, ganz besonders der Aspekt, dass er seinen Produkten oft im Alltag begegnet. „Da ich hauptsächlich im Bereich flexible Verpackungen gearbeitet habe, konnte ich beim Einkauf im Supermarkt überall das Endergebnis meiner Arbeit sehen – das macht es persönlich und greifbar“, sagt er. „Man kann mit Stolz sagen: die Farben für das Etikett dieser Mineralwasserflasche habe ich entwickelt.“ Auch mit eher ungewöhnlichen Untergründen hat Gumenny Erfahrung. Bei Siegwerk entwickelte er unter anderem Druckfarben für Wurstdärme.
Wasserbasierte Systeme im Fokus
Seit Anfang 2019 ist Alexander Gumenny Leiter Forschung und Entwicklung Druckfarben bei Follmann und ist verantwortlich für die gesamte Entwicklung im Bereich Druckfarben aller Business Units. Hierzu gehören Druckfarben für die Tapetenindustrie, Papieranwendungen und flexible Verpackungen. Die Vielfalt der Anwendungen gefällt ihm sehr, ebenso wie die Atmosphäre bei dem Familienunternehmen. „Die Labore bei Follmann sind für mich eine ganz neue Welt, riecht es doch nicht mehr nach Lösemitteln“, sagt er. „Unsere Produktion ist auf wasserbasierte Druckfarben ausgerichtet.“ Das Thema wasserbasierte Systeme, mit denen Gumenny schon bei DuPont erste Erfahrungen sammelte, liegt ihm am Herzen.
Als derzeitige Herausforderungen an die Druckfarbenbranche sieht Alexander Gumenny die sich ändernden Ansprüche an Verpackungen – gerade Recyclingprozesse ständen hier im Vordergrund. „Beispielsweise in Sandwichverpackungen wird mittlerweile eine Monofolie bedruckt und auf diesem Untergrund müssen die Druckfarben aber noch denselben Ansprüchen gerecht werden“, erläutert er. „Die Verpackungen müssen genauso schön aussehen, aber dabei umweltfreundlich und recyclbar sein.“
Mit den Händen arbeiten
Auch privat schätzt der 49-Jährige es, das Produkt seiner Arbeit zu sehen und mit den Händen zu arbeiten. Zu seinen Hobbies gehören Basteln und Renovierungsarbeiten wie Tapezieren und Boden verlegen. „Ich habe meine Wohnung mit Möbeln aus den 70er Jahren eingerichtet“, erzählt er. „Bei Ebay Kleinanzeigen habe ich schon eine ganze Reihe Schätze gefunden und diese selbst aufgearbeitet.“ Außerdem kocht der F&E-Leiter Druckfarben gerne und backt Brot selbst, hierbei probiert er regelmäßig neue Kreationen aus. „Bis jetzt war kein Laib wie der andere. Aber natürlich sind sie alle im Ofen gebacken – eine Brotbackmaschine wäre mir zu langweilig“, erzählt Gumenny mit einem Schmunzeln. „Sollte ich einmal einen eigenen Garten haben, ist ein Holzbackofen mein Traum.“
Von Vanessa Bauersachs