Abseits des Mainstream: Prof. Joachim Domnick im Porträt
Joachim Domnicks Interesse an technischen Themen beginnt früh. „Ich habe nicht lange überlegen müssen, es war klar, dass ich in Richtung Ingenieurwissenschaften gehen möchte“, erzählt er. Domnick entscheidet sich für ein Maschinenbaustudium an der Universität Karlsruhe. „Ich hatte außerdem eine Zulassung für Feinwerktechnik an der Hochschule Furtwangen“, erinnert er sich. „Dann fragte mich mein damaliger Mathelehrer, wie ich auf die Idee käme, an eine Hochschule zu gehen, ich müsste doch an einer Universität studieren – und nun bin ich im Endeffekt doch auf einer Hochschule gelandet.“
Im Anschluss arbeitet Domnick zunächst drei Jahre in der Schweiz bei Brown-Boveri als Entwicklungsingenieur, bevor er an der Universität Erlangen-Nürnberg promoviert und im Anschluss als Abteilungsleiter arbeitet. Das akademische Umfeld und die sich hier bietende Selbstständigkeit, gefällt Domnick sehr. „Das zieht sich durch meine Vita – ich konnte fast immer mein eigenes Ding durchziehen.“
„In Erlangen habe ich mit optischer Messtechnik gearbeitet, unter anderem zur Bestimmung von Tropfengrößen und darüber Kontakt zur Lackindustrie erhalten“, erzählt der 63-Jährige. Als eine Gruppenleiterstelle am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA frei wird, wechselt Domnick nach Stuttgart. „Ich traf den vorherigen Gruppenleiter auf einer Tagung der DFO (Deutsche Forschungsgesellschaft für Oberflächenbehandlung) und er erzählte mir von der Stelle – also war wieder jede Menge Zufall im Spiel.“ Auch wenn sich das Gebiet Lackiertechnik zufällig ergeben hat, fasziniert den Baden-Württemberger die Thematik. „Ich kenne keinen Bereich, wo es so auf das einzelne Ereignis, auf den einzelnen Tropfen, ankommt wie bei der Lackierung. Und es gibt wenig Bereiche, wo es so eine Diskrepanz zwischen der geforderten Genauigkeit und Präzision der Geräte und den Bedingungen in der Anwendungen besteht“, betont er. „Zudem sind Lacke extrem komplex in ihren Eigenschaften und es gibt relativ wenige wissenschaftliche Grundlagenarbeiten hierzu – das macht die Beschäftigung mit Lacken so außergewöhnlich. In mancher Beziehung ist das Gebiet noch ein weißer Fleck und es besteht noch viel Forschungsbedarf“.
2004 wird an der Hochschule Esslingen eine Professur für Applikations- und Oberflächentechnik für den Studiengang Chemieingenieurwesen/Farbe und Lack ausgeschrieben. „Die Stelle war mir wie auf den Leib geschneidert, da musste ich mich unbedingt bewerben“, erinnert sich der Freiburger. „Mich reizte, mein Wissen an Studenten weiterzugeben und somit ein Stück weit, das Wissen auf dem Gebiet zu verbessern zu können. Ich habe damals gemerkt, dass Applikationstechnik nicht im Fokus stand und möchte unseren Absolventen das Bewusstsein für deren Wichtigkeit mitgeben. Dabei kommt mir sicherlich zu Gute, dass ich ein Quereinsteiger bin. Ich sehe mich als Verfahrenstechniker und kann somit Lackingenieure in diesem Bereich fundierter ausbilden.“
Zudem gefällt Joachim Domnick die Kombination zwischen Lehre und angewandter Forschung. Seit er vor vier Jahren die Dekanstelle, die er seit 2008 innehatte, abgegeben hat, bleibt auch wieder mehr Zeit für Forschungsprojekte.
Fachkräftemangel großes Problem
Der Fachkräftemangel in der Lackbranche zeigt sich auch schon an der Hochschule. „Es ist eine Herausforderung – wir haben nicht überbordend Bewerber und die Situation wird schwieriger“, sagt Domnick. „Dies fängt schon in der Schule an, wo der naturwissenschaftliche Bereich in den letzten Jahren zurückgefahren worden ist. Zudem haben Lehrer oft keinen Bezug zu Verfahrenstechnik oder Chemieingenieurwesen.“
Daher besucht die Hochschule regelmäßig Schulen in der Region und bietet Lehrerfortbildungen an. „Aber wir haben natürlich keine Kapazitäten, in Münster oder Hamburg, Schulen zu besuchen.“ So ist auch immer noch die Region Stuttgart der wichtigste Einzugsraum. „Wir arbeiten hier mit den Verbänden wie dem VILF oder der GDCh zusammen und besuchen Schülermessen.“ Zudem wurde das Studium mit erweiterterm
Praxisanteil geschaffen. Hier unterstützen Firmen Studierenden während des Studiums. Dies können eigene Auszubildende oder auch Absolventen sein. „Die Studenten laufen ganz normal mit, arbeiten aber alle Praxisphasen im Unternehmen“, erklärt Domnick.
Abseits des Massentourismus
Auch privat ist Joachim Domnick gerne abseits des Mainstreams unterwegs. Zusammen mit seiner Frau reist er gerne an Orte jenseits des Massentourismus. So ging es zuletzt nach Ostsibirien und Jordanien und für dieses Jahr ist eine Reise nach Botswana geplant. „Wo viele Leute sind, müssen wir nicht unbedingt auch noch hin“, betont Domnick. „Wir haben noch so viele Ziele, die wir besuchen wollen.“
Das Reisen lässt sich sehr gut mit dem Hobby Fotografie verbinden. Und auch sonst sind die Interessen des Familienvaters sehr vielfältig. Wichtig ist Domnick Sport – über Wandern, Skifahren, Radfahren, Inlineskating. „Außerdem bin ich exzessiver Musikliebhaber – leider aber nur passiv. Ich versuche zwar gerade, Klavierspielen zu lernen, dies gestaltet sich aber mühsam.“
Von Vanessa Bauersachs