Nachhaltige Farbgebung: Wie der Green Deal und neue Regularien die Pigmentindustrie transformieren

Janine Werner spricht mit unserer FARBE UND LACK-Redakteurin Bettina Hoffmann darüber, wie der Green Deal und neue Regularien die Pigmentindustrie beeinflussen. Sie erläutert die Rolle transparenter Ökobilanzdaten und die Herausforderungen bei der Entwicklung umweltfreundlicher Farbformulierungen.

Janine Werner im Gespräch mit Bettina Hoffmann über die Auswirkungen des Green Deals auf die Pigmentindustrie und die Bedeutung transparenter Ökobilanzdaten für nachhaltige Farbformulierungen. Quelle: PAOLO - adobe.stock.com

Welchen Einfluss haben der Green Deal und andere Regularien auf Entwicklung und Auswahl von Pigmenten?

Janine Werner: Farben und Lacke können wesentliche Beiträge zu den Zielen des Green Deal auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Gesellschaft leisten. Dabei steht derzeit häufig die Reduzierung von CO2-Emissionen im Vordergrund. Auch Pigmente können zur Entwicklung nachhaltigerer Farbformulierungen beitragen. Unsere Kunden haben das erkannt und damit begonnen, ihre Lieferketten zu überprüfen. Das Stichwort heißt in diesem Kontext „transparente Ökobilanz“. Im ersten Schritt bedeutet dies für uns als Pigmenthersteller, dass wir konkrete und verifizierte Ökobilanzdaten für unsere Kunden bereitstellen müssen, die unter anderem den Product Carbon Footprint der Pigmente nachweisen.

Janine Werner spricht mit unserer FARBE UND LACK-Redakteurin Bettina Hoffmann darüber, wie der Green Deal und neue Regularien die Pigmentindustrie beeinflussen. Sie erläutert die Rolle transparenter Ökobilanzdaten und die Herausforderungen bei der Entwicklung umweltfreundlicher Farbformulierungen.


Die Nachfrage nach detaillierten und durch Dritte verifiziertenÖkobilanzdaten für Rohstoffe nimmt nicht nur zu; sondern wird mehr und mehr eingefordert. Sie bieten Einkäufern auch eine glaubwürdige und verlässliche Grundlage für den Vergleich von Produkten verschiedener Rohstofflieferanten. Im Fall von Eisenoxidpigmenten kann sich ein genauer Blick lohnen. Je nach Herstellungsprozess kann sich der PCF beispielsweise bei Rotpigmenten trotz gleichem Farbspektrum deutlich unterscheiden.


Veranstaltungstipp: Onlineseminar Dispergieren in der Lack- und Farbherstellung

Alles fängt bei der Dispersion an und sie zu erzeugen, ist viel komplizierter, als man denkt. Diesen Kernprozess der Farben- und Lackproduktion zu verstehen, gehört zu den essentiellen Grundkenntnissen der Branche. Das Webinar ‚Dispergieren in der Lack- und Farbherstellung‘ am 20. November liefert Ihnen genau dazu alle wichtigen Informationen. Erfahren Sie, wie die Prozesse aussehen müssen, damit Ihre Pigmente im Lack optimal vereinzelt werden und anschließend nicht wieder agglomerieren.


Was sind die größten Herausforderungen in der Entwicklung von neuen Pigmenten bzw. neuen Farbtönen?

Werner: Grundsätzlich ist das Innovationspotenzial in Bezug auf Farbe und Funktion bei Eisenoxidpigmenten begrenzt. Nachhaltigkeit ist jedoch auch hier ein wichtiger Treiber. Unsere Kunden wollen in Zukunft nicht nur wissen, wie hoch der PCF ist. Sie erwarten konkrete Pläne, wie wir unsere Produkte in dieser Hinsicht verbessern.

Für die Zukunft hat unser Geschäftsbereich Inorganic Pigments eine Roadmap festgelegt, um den Carbon Footprint unserer Eisenoxidpigmente aus Deutschland bis 2030 erheblich zu reduzieren. So ist beispielsweise die chemische Synthese von Eisenoxidpigmenten grundsätzlich sehr energieintensiv. Deshalb arbeiten wir daran, unsere Produktionsprozesse kontinuierlich zu optimieren und die Energieeffizienz zu steigern. Darüber hinaus planen wir, wo es möglich ist, Rohstoffe einzusetzen, die mit Ökostrom hergestellt wurden. Diese Entwicklung trägt bereits erste Früchte. Für das Jahr 2025 planen wir beispielsweise die Einführung einer neuen Produktlinie von Gelbpigmenten mit einem um bis zu 35 Prozent verbesserten PCF. Klar ist aber auch: Solche Investitionen sind auch mit höheren Kosten verbunden. Investitionen in mehr Nachhaltigkeit wurden in der Vergangenheit leider bei der Kaufentscheidung zu selten honoriert. Dies ändert sich jetzt. Das Umweltprofil von Rohstoffen entwickelt sich zu einem zentralen Kaufargument.

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