PFAS in der Lack- und Beschichtungsindustrie: Risiken, Anwendungen und regulatorische Herausforderungen

PFAS (Per- und Polyfluoralkylsubstanzen) sind chemische Verbindungen, die aufgrund ihrer einzigartigen Eigenschaften wie thermischer und chemischer Stabilität sowie wasser- und fettabweisender Wirkung in zahlreichen industriellen Anwendungen von großer Bedeutung sind. Diese Substanzen, die seit den 1950er Jahren verwendet werden, finden sich unter anderem in Lacken, Beschichtungen, Kunststoffen sowie in der Elektronik- und Medizintechnik. Gleichzeitig steht die Klasse der PFAS aufgrund ihrer Umwelt- und Gesundheitsrisiken zunehmend im Fokus internationaler Regulierungsmaßnahmen.

Ein Überblick über PFAS: Diese langlebigen Chemikalien bieten außergewöhnliche technische Eigenschaften, stehen jedoch aufgrund ihrer potenziellen Gesundheits- und Umweltrisiken zunehmend unter regulatorischer Beobachtung. Quelle: Lost_in_the_Midwest - stock.adobe.com

PFAS sind in einer Vielzahl von Anwendungen zu finden, insbesondere in der Beschichtungsindustrie, wo sie in Industrielacken, Pulverlacken und Kunststoffbeschichtungen zum Einsatz kommen. Sie finden sich aber auch in funktionellen Beschichtungen, etwa in Schiffslacken und Bautenfarben, sowie in biobasierten und wasserbasierten Beschichtungen. Auch in High-Tech-Bereichen wie der Halbleiterindustrie oder in der Medizin sind PFAS unverzichtbar.

Gesundheits- und Umweltrisiken

Ein zentrales Problem von PFAS ist ihre Persistenz in der Umwelt. Einmal freigesetzt, verbleiben sie über Jahre bis Jahrzehnten in Böden, Gewässern und in der Nahrungskette. Durch Konsum von Trinkwasser, Nahrungsmitteln oder durch Hautkontakt gelangen PFAS in den menschlichen Körper, wo sie sich anreichern und nur langsam abgebaut werden. Langfristig sind sie mit Gesundheitsrisiken wie erhöhtem Cholesterin, Leber- und Hormonstörungen, verminderter Fruchtbarkeit und einem erhöhten Krebsrisiko in Verbindung gebracht worden.


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04. Februar 2025 | Online

Das Webinar „Grundlagen PFAS“ bietet eine umfassende Schulung zu per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS). Die langlebigen Chemikalien, die aufgrund ihrer einzigartigen Eigenschaften in vielen Industrien eingesetzt werden, stehen aufgrund ihrer Umwelt- und Gesundheitsrisiken jedoch zunehmend unter Regulierungsdruck. In diesem Kurs erfahren Formulierer:innen, Chemiker:innen sowie Fachkräfte aus dem technischen Service und Vertrieb von Rohstofflieferanten mehr über den Aufbau von PFAS, die Gründe für ihre umstrittene Verwendung und die Alternativen, die heute und in der Zukunft auf dem Markt verfügbar sind.


Regulatorische Entwicklungen und Herausforderungen

Angesichts der Risiken für Umwelt und Gesundheit stehen PFAS weltweit unter regulatorischer Beobachtung. Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) hat ein umfassendes Verbot der Herstellung und Verwendung bestimmter PFAS vorgeschlagen. Während in einigen Ländern eine vollständige Substitution angestrebt wird, gibt es auch starke Stimmen, die vor den Auswirkungen eines pauschalen Verbots warnen, insbesondere aus der Halbleiterindustrie, in der einige PFAS-Verbindungen unverzichtbar sind. Die US-amerikanische Umweltschutzbehörde (EPA) hat mehr als 12.000 PFAS-Verbindungen identifiziert, wobei nur ein Teil dieser Stoffe als besonders gefährlich eingestuft wird. Die zentrale Herausforderung bleibt die Unterscheidung zwischen problematischen und weniger kritischen PFAS-Verbindungen.

Alternativen und Innovationsansätze

Parallel zu den regulatorischen Maßnahmen arbeiten Unternehmen und Forschungsinstitute an der Entwicklung von PFAS-freien Alternativen. Es gibt vielversprechende Ansätze für hydrophile Beschichtungen ohne den Einsatz von PFAS, jedoch sind die Lösungen bislang noch nicht vollständig ausgereift und mit technischen Herausforderungen verbunden. Die Substitution erfordert nicht nur Zeit, sondern auch hohe Investitionen in Forschung und Entwicklung.

Fazit

Die Diskussion um PFAS verdeutlicht die komplexen Herausforderungen, vor denen die Lack- und Beschichtungsindustrie steht. Während die Risiken durch PFAS eindeutig sind, bleibt die Suche nach praktikablen und technologisch machbaren Alternativen eine zentrale Aufgabe. Eine differenzierte Herangehensweise, die sowohl technologische Innovation als auch den Schutz von Umwelt und Gesundheit berücksichtigt, ist notwendig, um langfristig tragfähige Lösungen zu entwickeln.

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