Klebstoffe: „Momentan liegt der Schwerpunkt im Bereich Ressourceneffizienz
Worauf konzentriert sich die Forschung und Entwicklung im Bereich Klebstoffe derzeit?
Dr Matthias Popp: Momentan liegt bei uns im Institut der Schwerpunkt eindeutig im Bereich Ressourceneffizienz. Dies liegt nicht nur an der aktuellen Förderlandschaft, sondern auch an einem nach wie vor wachsenden Interesse seitens der Industrie. Das „Push-Marketing“ ist nach meiner Einschätzung eindeutig durch ein „Pull-Marketing“ abgelöst worden. Dies gilt insbesondere für Polyurethanklebstoffe, bei denen biobasierte Polyole schon länger etabliert sind.
Auch im Bereich der Epoxidklebstoffe gibt es vielversprechende Lösungen, die neben den Epoxidharzen auch die Härter einschließen.
Welche Funktionalitäten stehen momentan im Fokus?
Popp: Ganz aktuell gibt es viele Anfragen nach Klebstoffen, die sich auf „Knopfdruck“ lösen lassen (Debonding on Demand). Dieses Thema ist nicht neu, spielt sich aber aktuell vor allem noch im Bereich der akademischen Forschung ab. Viele interessante Arbeiten hinsichtlich der Modifizierung von Rohstoffen mit reversiblen Bindungen sind in den letzten Jahren publiziert worden.
Inwieweit ist der Trend zur Nachhaltigkeit in diesem Bereich erkennbar?
Popp: Das Interesse an Klebstoffen mit Debonding-on-Demand-Eigenschaften liegt u.a. auch in der sogenannten „Elektroschrottverordnung“ begründet, also dem Bemühen, die Kreislaufwirtschaft zu forcieren. Daneben sind auch schnelle und anwenderfreundliche Reparaturlösungen gesucht, z.B. in der Automobilindustrie.
Herausfordernd ist nach wie vor die Entwicklung von Systemen, die eine drastische Eigenschaftsänderung (Debonding) durch einen thermischen Trigger durchlaufen, der einerseits weit außerhalb des Einsatztemperaturbereichs liegt und andererseits nicht die Fügeteile belastet.
Sie sind Referent des FARBE UND LACK Webseminars Reaktive Kleb- und Dichtstoffe formulieren am 24. Februar. Was erwartet die Teilnehmer hier?
Popp: Im Seminar „Reaktive Kleb- und Dichtstoffe formulieren“ werden die Teilnehmer die grundlegenden Rezepturen der wichtigsten Klebstoffklassen und Struktur-Eigenschafts-Beziehungen kennenlernen.