„Eine Herausforderung in der automobilen Lieferkette ergibt sich aus dem hohen Kostendruck“
Welche Faktoren treiben aktuell die Entwicklungen im Automobillacksegment besonders voran?
Christoph Längle: Die Entwicklungen im Lackbereich orientieren sich and den aktuellen Trends und Schwerpunkten der Automobilindustrie insgesamt. Der Trend zu umweltfreundlicheren, emissionsärmeren oder komplett elektrifizierten Fahrzeugen spiegelt sich beispielsweise in den Anforderungen zu nachhaltigen, ressourcenschonenden Lacksystem wider. Diese sollen mit einem hohen Anteil nachwachsender Rohstoffe rezeptiert werden. Zentral ist hierbei, dass die nachwachsenden Rohstoffe nicht in Konkurrenz zur Nahrungskette stehen. Vermehrt kommen daneben neue Substrate wie Naturfasern und Kunststoffrecyclate zum Einsatz, die sowohl neue Herausforderungen als auch Chancen für die Lackindustrie darstellen. Auch die Reduktion von Mehrschichtaufbauten hin zu einschichtigen Systemen ist darunter einzuordnen. Neben dem Nachhaltigkeitsaspekt sind hier auch wirtschaftliche Faktoren Treiber der Entwicklung.
Die stetig voranschreitende Digitalisierung und der Fokus auf autonomes Fahren zeigt sich ebenfalls in den aktuellen Lackentwicklungen. Mehr denn je müssen Lacke Design und Funktionalität verbinden. Lacksysteme müssen die neuen Technologien wie künstliche Intelligenz, Sensorik und Konnektivität unterstützen. Dafür sind Lacke mit Zusatznutzen wie Radar- oder allgemein Sensortransparenz sowie kapazitive oder transluzente Effekte gefragt.
Welche Herausforderungen sehen Sie aktuell im Markt für Automobillacke?
Längle: Eine der wesentlichen Herausforderungen für die Lackindustrie als Teil der automobilen Lieferkette ergibt sich aus dem hohen Kostendruck.
Neben kosteneffizienten Lacksysteme ist in diesem Zusammenhang auch der Trend in der Automobilindustrie zur Reduktion von lackierten Flächen und dem Ersatz durch Holzimitate, Stoffverkleidungen oder eingefärbten Kunststoffen zu sehen. Die technischen Ansprüche an moderne Lacksysteme steigen jedoch.
Die oben genannten Treiber von Entwicklungen führen zu immer performanteren Lacksystemen, die den individuellen automobilen Standards entsprechen müssen.
Neben den technischen und wirtschaftlichen Herausforderungen steigen auch die gesetzlichen Anforderungen. Regulatorische Vorgaben wie REACH werden strenger. Dies bedeutet stetige Anpassungen von Rezepten zur Sicherstellung gesetzeskonformer Lacksysteme. Rohstofftausche in Rezepturen und neu entwickelte Produkte müssen in Konformität mit den Automobilnormen in kosten- und zeitintensiven Freigabeprüfungen zugelassen werden.
Dieses Interview ist Teil der Rubrik „Expertenmeinung“ in der FARBE UND LACK. Den gesamten Beitrag lesen Sie in der Februarausgabe.