Aufsteigender Erfolg nachhaltiger Beschichtungen: Revolutionäre Wege mit recycelten Rohstoffen
Für welche Art von Anwendung sehen Sie derzeit die größte Leistungssteigerung bei biobasierten Beschichtungen?
Teemu Piesanen: Die Möglichkeiten für biobasierte Beschichtungen sind vielfältig – von Kunststoffextrusions- und Faserbeschichtungen bis hin zu Bautenfarben und Industrielacken. Die Anbieter bieten eine ähnlich breite Palette von Technologien für diese „Bio“-Lacke an – zum Beispiel Massenbilanzierung, Biomonomere und Biomasse. Alle diese Technologien sind umstritten und erfordern Kompromisse, sei es bei den Kosten, der Leistung, der Methodik oder der CO2-Bilanz. Bei den Biomassetechnologien zeichnen sich erste Fortschritte ab: Die Kosten sind in der Regel akzeptabel, und da viele von ihnen aus Abfallströmen gewonnen werden, ist auch die CO2-Bilanz in der Regel gut.
Bisher lag die Einschränkung in der technischen Leistung, die den Einsatz auf Anwendungen mit weniger anspruchsvollen Anforderungen beschränkt hat. Auf der Grundlage jahrelanger Forschung und praktischer Erfahrungen hat sich das Verständnis der Biomassepolymerisation erheblich verbessert. Dieses Wissen hat in jüngster Zeit die Entwicklung von Bindemitteln mit verbesserter technischer Leistung ermöglicht, so dass Bindemittel mit Biomasseanteil für eine viel breitere Palette von Beschichtungsanwendungen eingesetzt werden können.
Welche neuen nachhaltigen Komponenten haben Sie in letzter Zeit gesehen? Was würde auf Ihrer Wunschliste ganz oben stehen?
Piesanen: Viele der angebotenen neuen Rohstoffe sind biobasierte Monomere verschiedener Art. Diese sind in der Regel teuer und können einen höheren CO2-Fußabdruck haben als ihre fossilen Verwandten. Selbst wenn sie also als „bio“ bezeichnet werden können, sind sie nicht unbedingt nachhaltiger. Im Gegensatz dazu wird in Finnland viel mit Polysacchariden geforscht, die aus Nebenströmen der Forstindustrie stammen. Dies ist einer der größten Industriezweige Finnlands und macht einen erheblichen Anteil des nationalen BIP aus.
Ich würde mir wünschen, dass noch mehr dieser biobasierten Bausteine nicht nur im Labormaßstab, sondern auch im industriellen Maßstab zur Verfügung stehen. Das Gleiche gilt für Monomere aus recycelten Quellen – zum Beispiel Styrol und Methylmethaacrylat.
Das Angebot ist nach wie vor begrenzt und die Kosten sind hoch, obwohl es eine Technologie für das Recycling von Monomeren gibt, die aber noch nicht ausgereift ist. Mit recycelten Rohstoffen könnten wir einen höheren Nachhaltigkeitswert erzielen. Diese Bausteine müssen in großem Maßstab und zu vernünftigen Kosten verfügbar sein, wenn wir die Leistung von biobasierten und nachhaltigen Beschichtungen weiter verbessern und ihre Verwendung ausweiten wollen.
Veranstaltungstipp Beschichtung
Biobasierte Systeme stehen auch im Mittelpunkt der European Coatings Conference Bio-based and Water-based Coatings am 14. und 15. November in Berlin. Auf der Konferenz erfahren Sie mehr über die neuesten Entwicklungen bei biobasierten und wasserbasierten Lacken.