Ableitfähige Klebstoffsysteme als Schutz vor statischer Aufladung in der Chirurgie
Während eines medizinischen Eingriffs dürfen weder Ablenkungen noch Sicherheitsrisiken die Arbeit des Operateurs oder die Gesundheit des Patienten gefährden. Neben hohen Hygienestandards muss deshalb auch das Risiko einer elektrostatischen Aufladung ausgeschlossen sein. Das Problem: Durch Gleitung, Reibungen oder Trennung von Materialien kann es an den Grenzflächen der Ladungsträger – in diesem Fall zwischen den Chirurgen, Assistenten, ihren Apparaturen und dem Bodenbelag – zu einer elektrostatischen Aufladung und ggf. zu einem Ladungsübertritt kommen. So können unerwartete Entladungen während eines Eingriffs zu Fehlhandlungen des Operateurs oder zu Fehlfunktionen des verwendeten Geräts – beispielsweise des Elektroskalpells – führen. Ebenso besteht die Gefahr, dass Ergebnisse von Geräten, die z. B. biomedizinische Ströme messen, verfälscht werden.
Elektrisch ableitfähige Bodensysteme beugen Aufladung vor
Die durch Belüftungssysteme bedingte niedrige relative Luftfeuchtigkeit in Operationssälen begünstigt die Aufladung zusätzlich. Die Lösung sind elektrisch ableitfähige Bodensysteme, die diesem potenziellen Risiko vorbeugen. Für Bodenbeläge aus Vinyl, Linoleum oder Kautschuk gilt nach der Norm DIN EN 14041: sie sind ableitfähig, wenn ihr Durchgangswiderstand 109 Ohm nicht überschreitet. Für eine zuverlässige Ableitung der elektrischen Aufladungen im OP muss jedoch eine durchgehende Leitfähigkeit aller Schichten und Werkstoffe gewährleistet sein. Das bedeutet, dass neben dem eigentlichen Bodenbelag auch die zu verwendenden Klebstoffe ableitfähig sein müssen. Für sie gilt gemäß der Norm DIN EN 14259: Der maximale elektrische Widerstand des ausgehärteten Klebstofffilmes darf für elastische Bodenbeläge 3 x 105 Ω nicht überschreiten.
Leitfähige Klebstoffe für die Verlegung mit Kupferband
Ein ableitfähiges System besteht z. B. aus einem Kupferbandgitter, das hergestellt wird, indem unter jede Bodenbelagsbahn ein Kupferband auf den gespachtelten Untergrund geklebt wird. Die einzelnen Kupferbänder werden dann kopfseitig durch ein weiteres Kupferband verbunden. Auf dem so vorbereiteten Untergrund wird dann der Bodenbelag mit einem ableitfähigen Dispersionsklebstoff geklebt. Dieser ist leicht mit einer Zahnspachtel verarbeitbar, lösemittelfrei und sehr emissionsarm. Wichtig: In Räumen bis 30 Quadratmetern müssen mindestens zwei Anschlussstellen zur Erdung vorhanden sein. Die Erdung wird von einem qualifizierten Elektriker übernommen. So tragen ableitfähige Klebstoffe und Bodenbeläge maßgeblich zur Sicherheit im OP bei.
Mehr Informationen gibt es auf der Website des Industrieverbands Klebstoffe e.V.
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