Digitalisierung in der Lackbranche – macht das Sinn?

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Der Verband der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie e.V. hat auf Youtube ein tolles Video eingestellt, das einen Blick in die digitale Zukunft der Lackindustrie gewährt. Lackierroboter ordern selbstständig Lack, Läger verwalten sich komplett selber, Kunden und Lieferanten sind allumfassend vernetzt – echte Science Fiction, denn davon sind gerade klein und mittelständische Unternehmen in der Regel noch weit entfernt. Lackproduktion ist dort noch häufig mit sehr viel Personaleinsatz und Handarbeit verbunden. Ich höre immer wieder aus der Branche, dass Digitalisierung in der Lackindustrie doch eigentlich gar nicht denkbar sei. „Wo soll denn das im Produktionsprozess stattfinden?“ ist eine häufige Frage, die mir gestellt wird. Eine Studie, die internationale KMU befragte, zeigt, dass Digitalisierung auch für kleinere und mittlere Unternehmen eine Rolle spielen.

KMU sehen Digitalisierung generell als Überlebensfaktor

Die Firma Exact Software Germany aus Frankfurt hat in einer internationalen Studie mit 2600 Unternehmen mit bis zu 50 Mitarbeitern aus Deutschland, Belgien, Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden, Spanien und den USA zu ihrer Softwarenutzung, ihrer Einstellung zur Digitalisierung und damit verbundenen Trends befragt.

Die Digitalisierung und der technologische Wandel haben einen entscheidenden Einfluss auf die Wettbewerbslandschaft in den kommenden drei Jahren. Dieser Aussage stimmten weltweit 62 % der befragten KMU zu. In Deutschland scheint dieser Einfluss als etwas geringer bewertet zu werden: Hier stimmten 56 % der Unternehmen zu, im Gegensatz zu Spanien, wo 74 % die Aussage uneingeschränkt bejahten. Leider geht aus der Studie nicht hervor welche Art von Unternehmen befragt wurden.

Im internationalen Vergleich hinkt Deutschland was die Nutzung von Cloud-Lösungen anbelangt immer noch hinterher. Etwa 50 % der deutschen Unternehmen gaben an Geschäftsanwendungen aus der Cloud zu nutzen. International nutzen 61% der KMU Cloud Anwendungen für ihr Business. In Spanien und den Niederlanden sind es sogar 70 % und mehr.

Immerhin 41% der deutschen KMU weisen der Digitalisierung ihres Geschäfts eine hohe Priorität zu. Im internationalen Vergleich ist dies jedoch die niedrigste Rate: Hier geben 45% der befragten Unternehmen der Digitalisierung eine hohe Priorität. In Spanien sind es sogar 56 %, in Frankreich 49 %.

Digitalisierung in der Lackindustrie

Schaut man sich nun nach konkreten Beispielen in der Lackindustrie um, wird die Luft schnell dünn. Natürlich haben viele Lackhersteller – zumindest die, die Produkte für den DIY Bereich anbieten – online Shops in denen direkt Produkte geordert werden können. Darüber hinaus findet man kaum andere Beispiele. Schaut man sich die Ausstellerliste der größten Branchenmesse, der European Coatings Show an, so findet man gerade mal eine Handvoll Aussteller, die Software-Lösungen anbieten. Anbieter von Cloud-Software war bei der letzten Messe gar nicht vertreten. Mal sehen, wie die Situation bei der kommenden ECS im April 2017 sein wird.

Datenblätter medienneutral austauschen

In verschiedenen Gesprächen mit Branchenteilnehmern habe ich immer wieder gehört, dass sich beispielsweise der Austausch von Sicherheitsdatenblättern und technischen Datenblättern zwischen Lieferanten und Lackherstellern doch schwieriger gestaltet als man im ersten Moment denkt. Da ist die Rede von Reklamationen, weil ein Kunde doch nicht das aktuelle Datenblatt kennt bzw. immer noch das veraltete in seinem System hat. Es mangelt oft an Standardisierungen oder an der schlichten zeitnahen, fehlerfreien „Verarbeitung“ der Daten beim Kunden.

Obwohl für die Erstellung von Sicherheitsdatenblättern heute in den meisten Unternehmen spezielle Software eingesetzt wird und so die Daten bereits digital vorliegen, dominiert in der Lieferkette nach wie vor eine papierbasierte Übermittlung der benötigten Daten und Informationen. Ein elektronischer Standard zur Übermittlung dieser Daten und Informationen aus dem Sicherheitsdatenblatt fehlt bislang. Auch technische Datenblätter können mit Hilfe von Software Lösungen angefertigt werden, aber auch hier gibt es keinen elektronischen Standard zur Übermittlung.

Letzten Endes werden in der Regel PDFs per Mail verschickt, die dann oft per Hand ins System des Kunden gelangt, weil dieser beispielsweise nur wenige bestimmte Daten braucht usw. . Das ist alles sehr Zeit aufwändig und kann Übertragungsfehler mit sich bringen.

Eine neutrale Datenplattform auf der Lieferanten ihre Daten medienneutral bereit stellen und Kunden per „push“ jede Änderung direkt in ihr System eingespielt bekommen eine ideale Lösung. Warum ist bisher noch keiner auf die Idee gekommen so etwas zu entwickeln? Haben Sie eine Idee? Es gibt im gesamten Prozess der Lackherstellung sicher noch viele Schritte, die digitalisiert werden könnten und ich bin bespannt, was in den nächsten Jahren so am Markt zu sehen sein wird.

Mehr zum Thema Digitalisierung lesen Sie auch in diesem Blogbeitrag: http://www.farbeundlack.de/Publikationen/Blog/Digital-automatisiert-vernetzt

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