Corona sorgt für extreme Ergebnisse in der deutschen Lackindustrie

Zwischen Tiefrot und Schwarz: Der Verband der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie e.V. (VdL) präsentierte auf der virtuellen Wirtschaftspressekonferenz die wirtschaftlichen Zahlen für das Jahr 2020. Die zeigen eine große Bandbreite, wie etwa VdL-Präsident Peter Jansen darstellte.

Im laufenden Jahr werde sich die Sonderkonjunktur im Bautenfarbenmarkt vorrausichtlich normalisieren
„Wir haben extrem unterschiedliche Entwicklungen in den einzelnen Bereichen unserer Branche“, fasste VdL-Präsident Peter Jansen die wirtschaftliche Problematik des Corona-Jahres 2020 zusammen. Während die Bautenfarben vor allem durch den ersten Lockdown eine Sonderkonjunktur genossen, stockte bei Industrielacken und Druckfarben teilweise die Produktion. Das Ungleichgewicht zog sich daher wie ein Roter Faden durch die digitale Pressekonferenz des Verbands am 23. Februar 2021.

In Deutschland wurden 2020 1.684.000 Tonnen Lacke, Farben und Druckfarben verkauft – eine Zunahme von 1,7 % gegenüber dem Vorjahr. Im laufenden Jahr wird sich die Sonderkonjunktur im Bautenfarbenmarkt vorrausichtlich normalisieren, die Menge wird daher um annähernd 5 % auf 1.604.000 Tonnen zurückgehen, berichtet Verbandspräsident Peter Jansen auf der virtuellen Jahreswirtschaftskonferenz des Verbands der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie e.V. (VdL). Der Umsatz der in Deutschland verkauften Lacke, Farben und Druckfarben ging 2020 gegenüber dem Vorjahr um 0,9 % zurück und betrug 5,45 Mrd. EUR. Im laufenden Jahr erwartet der VdL nur einen ganz leichten Anstieg um 0,5 % auf gut 5,48 Mrd. EUR.

Bautenanstrichmittel im Hoch

Bei den Bautenfarben gab es eine Corona-Sonderkonjunktur im DIY-Segment, ausgelöst durch Kurzarbeit und die Fokussierung auf das eigene Heim als Alternative für Reisen, Sport und Ausgehen. Der Profibereich konnte hingegen nur leicht zulegen – teilweise gab es bei den Malern Kapazitätsengpässe. Für 2021 prognostiziert der VdL in der Menge einen Rückgang von dem hohen 2020er Niveau um 11 % auf 846.000 Tonnen. Damit liegt die Menge noch leicht über der des Jahres 2019 vor der Krise. Der Umsatz wird um 10 % auf 1,78 Mrd. EUR zurückgehen.

Industrielacke und Druckfarben mit Rückgängen

Bei den Industrielacken kam es zu besonders starken Rückgängen, da die Produktion im verarbeitenden Gewerbe aufgrund des Frühjahr-Lockdowns teilweise stark eingeschränkt oder gar gestoppt wurde. Insgesamt betrug der Rückgang in der Menge -11 %, im Wert -10 %.

Mit Abstand am stärksten brachen die Autoserienlacken ein, dies resultierte unter anderem aus der hohen Exportquote des Sektors. Weniger dramatisch hat sich der Absatz in den Bereichen Möbel/Holz (-4 %) und Autoreparatur (-7 %) verringert. 2021 wird es wieder zu einem deutlichen Anstieg von mehr als 6 % bei den Industrielacken kommen insbesondere im Bereich Autoserie (OEM). Der Umsatz der Industrielacke insgesamt wird im laufenden Jahr mit 9% wieder kräftig ansteigen auf 2,9 Mrd. EUR.

Der Absatz von Druckfarben ist 2020 regelrecht eingebrochen – es wurden mit 244.000 Tonnen 9 % weniger verbraucht. Besonders stark schrumpften die Druckfarben für Publikationen, aber auch der Verpackungsdruck war leicht rückläufig. Für 2021 erwartet der VdL noch ein Minus von -2 % in der Menge und -1 % im Wert.

Import und Export

Der Export ging 2020 um -3,9 % auf 3,42 Mrd. EUR zurück. Importiert wurde für 1,1 Mrd. EUR (-3,7 %). 2021 wird sich der Außenhandel wieder erholen und voraussichtlich um rund 2 % steigen.

Der VdL erwartet für 2021 eine deutliche Erholung in den industrienahen Sektoren. Dies wird in der Menge jedoch von den Rückgängen der auslaufenden Sonderkonjunktur bei den Bautenfarben und den weiterhin rückläufigen Druckfarben überkompensiert. Die Umsätze mit Lacken, Farben und Druckfarben werden aufgrund der Zunahme höherwertiger Industrielacke jedoch ganz leicht steigen können.

Rohstoffpreise bereiten Sorge

In den vergangenen Monaten haben sich die Preise für Rohstoffe stark erhöht. Zum Teil kam es auch zu Versorgungsengpässen wegen mangelnder Verfügbarkeit der Rohstoffe. Die positiven Erwartungen der Unternehmen führten zu einer lebhaften Nachfrage. Zusätzlich entstanden noch Engpässe bei den Transportkapazitäten.

„Die Branche hat in schwierigen Zeiten ihre Anpassungsfähigkeit unter Beweis gestellt. Die Unternehmen und ihre Mitarbeiter sind oft an Leistungsgrenzen gestoßen und haben vielfach eine hervorragende Arbeit geleistet“, kommentiert Präsident Peter Jansen die aktuellen Zahlen. „Gerade in schwierigen Zeiten zeigt sich, wie wichtig Zusammenarbeit und gegenseitige professionelle Unterstützung in einem Verband sein können.“

Tipp

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