Dr. Kathrin Hein, IVK: Herausforderungen und Chancen für die Klebstoffindustrie im Fokus

Dr. Kathrin Hein wurde im Mai zur neuen Vorstandsvorsitzenden des Industrieverbands Klebstoffe (IVK) gewählt. Die promovierte Chemie-Ingenieurin ist seit vier Jahren bei Henkel Adhesive Technologies und verantwortet dort das Klebstoffgeschäft für Konsumgüter in EIMEA.

Dr. Kathrin Hein, neue Vorstandsvorsitzende des IVK, spricht über ihre Pläne und die aktuellen Herausforderungen der Klebstoffindustrie. Quelle: privat

Welche Ziele haben Sie sich für Ihre neue Position gesetzt?

Dr. Kathrin Hein: Ich habe mich zunächst einmal sehr gefreut, als ich die Anfrage bekommen habe, die Leitung des IVK-Vorstands als Nachfolgerin von Boris Tasche zu übernehmen. Die Klebstoffindustrie ist eine der Schlüsselindustrien in Deutschland und definitiv eine der vielseitigsten und spannendsten Branchen innerhalb der chemischen Industrie.

Ich verfüge über 15 Jahre Erfahrung in den Bereichen Lacke und Klebstoffe, aber die Arbeit im IVK ist für mich noch neu. Deswegen möchte ich zunächst so viel wie möglich lernen, zuhören und erst mal alle kennen lernen: die Mitgliedsvertreter:innen im Vorstand, die Vorsitzenden der Arbeitskreise, die Vorsitzenden der Lehrausschüsse. Außerdem möchte ich auch mein Netzwerk innerhalb des IVK sowie bei anderen Verbänden wie der Feica ausbauen.

Wir haben ein sehr starkes Team in der Geschäftsstelle, das sehr respektiert und geschätzt wird, das möchte ich weiter stärken. Gleichzeitig bin ich aber davon überzeugt, dass es immer Themen gibt, wo man besser werden kann. Daran möchte ich gemeinsam mit meinen Kolleg:innen im Vorstand arbeiten und dabei gleichzeitig im Austausch mit unseren Mitgliedern herausfinden wo wir sie noch besser unterstützen können.

Welche Themen und Herausforderungen beschäftigen die Klebstoffindustrie?

Dr. Hein: Der Klebstoffindustrie geht es ähnlich wie allen anderen produzierenden Industrien in Deutschland und Europa. Wir alle sehen uns einem sehr anspruchsvollen und in Teilen rückläufigen Markt gegenüber. Das ist aktuell die größte Herausforderung. Hinzu kommt die Sorge um die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland.

Da schließen wir uns den Forderungen des VCI an, der Bürokratieabbau sowie wettbewerbsfähige Energie- und Strompreise fordert. Investitionen, Infrastruktur und Bildung sind für uns ebenso relevant wie für die gesamte chemische Industrie, um unseren Standort langfristig abzusichern.
Was ich als mittelfristige Chance sehe, ist die Transformation zu noch nachhaltigeren Technologien. Und da können wir als Klebstoffindustrie weiterhin viel tun, sowohl in unserer eigenen Produktion als auch bei Lösungen für nachhaltigere Endprodukte unserer Kund:innen.

Weitere Themen sind der Fachkräftemangel und die Nachwuchssicherung. Der IVK möchte Schüler:innen und Studierende davon überzeugen, dass die Klebstoffindustrie eine tolle, zukunftsfähige Industrie ist.


Veranstaltungstipp: Kleb- und Dichtstoffe formulieren

Im Seminar FARBE UND LACK // AKADEMIE „Kleb- und Dichtstoffe formulieren“ am 27. November in Essen lernen Sie, Klebstoffformulierungen zu analysieren und sich mit deren Bestandteilen und wichtigen Klebetypen vertraut zu machen. Patentbeispiele und eigene Berechnungen helfen Ihnen, Ihre eigene Klebstoffformulierung zu entwickeln. Auch spezielle Anwendungsfelder wie Mehrscheibenisolierglas und die Automobilindustrie werden behandelt.


Wie unterstützt der IVK die Mitgliedsunternehmen in diesen herausfordernden Zeiten?

Dr. Hein: Der IVK hat eine breite Palette an Unterstützungsmöglichkeiten für seine Mitgliedsfirmen. Wichtigster Bereich ist die Plattform für Netzwerkbildung: Wir bieten viele Seminare, Tagungen, Symposien, wie unsere Jahrestagung, an, wo sich unsere Mitglieder vernetzen und austauschen können.

Was aber auch erwähnt werden sollte, ist die Arbeit, die der IVK in Richtung Kommunikation und Ausbildung leistet. Mit unseren Publikationen, die allen Mitgliedsfirmen zugänglich sind, sorgen wir dafür, dass neue Entwicklungen in der Klebstoffindustrie bekannt gemacht werden, und auch Klarheit z.B. hinsichtlich neuer regulatorischer Anforderungen geschaffen wird.

Beispiel eines gemeinsamen Projekts ist unser Product Carbon Footprint Rechner: ein Tool, das den Carbon Footprint zahlreicher Formulierungen berechnen kann. Das wird von vielen Kund:innen inzwischen angefragt, und für viele unserer Mitgliedsunternehmen stellt es eine große Herausforderung dar. Unsere Industrie ist im Vergleich zur chemischen Industrie klein, deswegen ist es so wichtig, dass wir eine starke Stimme gegenüber der Politik, anderen Verbänden und der Öffentlichkeit haben.

Hersteller zu diesem Thema