Im Verbund können wir den aktuellen Herausforderungen besser begegnen

Die Herausforderungen für Farben- und Lackhersteller nehmen zu. Insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen spüren diesen Druck zunehmend. Gérard Zoller, CEO des Luxemburger Unternehmens Peintures Robin, setzt daher auf das KMU-Netzwerk UNIFAP. Innerhalb des Verbunds unterstützen sich KMU auf mehreren Ebenen gegenseitig.

Wir sprachen mit Gérard Zoller

Wie bewerten Sie, aus Sicht eines mittelständischen Unternehmens, die aktuelle Lage in der Farben- und Lackindustrie?

Gérard Zoller: Wir haben ein gemischtes Bild. Die Lage im Segment Bautenfarben ist schwierig und bleibt es in diesem Jahr vermutlich auch. Im Wohnungsbau herrscht regelrecht Stillstand. Hier spielen die hohen Zinsen und die hohen Kosten für Baumaterialien eine wesentliche Rolle. Wir steuern hier auf eine Katastrophe zu. Denn die Prognosen für 2024 sehen nicht gut aus.

Nach vielen Jahren sind wir auch in das DIY-Geschäft eingestiegen. Leider sind wir bisher hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Der Privatkonsum bleibt schleppend. Die Geschäfte in den Segmenten Industrielacke und Autoreparaturlacke laufen hingegen ganz gut.

Wo liegen die derzeitigen Herausforderungen?

Zoller: Wir stehen mehreren Herausforderungen gegenüber. Auf der einen Seite ist es erfreulich, dass die Rohstoffpreise sich so langsam stabilisieren. Auf der anderen Seite steigen aber die Energiepreise immens.

Weiterhin haben wir eine sehr landesspezifische Herausforderung mit der Lohnindexierung in Luxemburg. Wenn die Preise für den statistischen Warenkorb ansteigen, werden auch die Löhne automatisch um diesen Wert erhöht. In diesem Jahr wird es dementsprechend insgesamt drei Erhöhungen von jeweils 2,5 % geben. Eine haben wir bereits hinter uns.

Weiterhin ist und bleibt die Gesetzgebung eine deutliche Herausforderung, insbesondere für KMU. Die Legislative hält uns auf Trab und bindet sehr viele Ressourcen. Dieser Umstand ist auch mit einer weiteren Herausforderung verbunden, dem Fachkräftemangel. Dieser schlägt immer stärker durch. Es wird immer schwieriger. Die Schere zwischen Angestellten im öffentlichen Dienst und der Privatwirtschaft geht immer weiter auseinander. Mit dem Staat wird es immer schwerer zu konkurrieren, vor allem für ein mittelständisches Unternehmen. Wir sind daher auf Arbeitskräfte aus den umliegenden Ländern angewiesen, aber auch hier scheint das Potenzial ausgeschöpft zu sein.

Sie haben sich einer Kooperation aus 14 Mittelständlern angeschlossen. Was sind die Ziele von UNIFAP und wie kam es zu der Entscheidung?

Zoller: Die Initiative von UNIFAP war mir schon seit Jahrzehnten ein Begriff. Ich habe aber bis vor Kurzem nie die Notwendigkeit gesehen, als Unternehmen einer solchen Kooperation beizutreten. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Vertraulichkeit und Geheimhaltung in meinem geforderten Maße erfüllt werden.

Die jungen Kollegen aus der Geschäftsleitung haben mich aber umstimmen können und so haben wir uns der Initiative im letzten Jahr angeschlossen. Und ich bereue es nicht diesen Schritt gemacht zu haben. Im Verbund können wir den aktuellen Herausforderungen besser begegnen. Wir sind hier als kleiner Mittelständler gut aufgehoben und unterstützen uns gegenseitig auf mehreren Ebenen.

Wie sieht diese Unterstützung untereinander aus?

Zoller: Im Katastrophenfall, wie Brand oder Überschwemmungen, springen die anderen Mitglieder ein und übernehmen zum Beispiel die Produktion. Wir arbeiten auch sehr eng auf den drei Ebenen Einkauf, Entwicklung und Strategie zusammen. Auf der ersten Ebene war es tatsächlich schwierig für uns zu starten. Man musste alle Rohstoffe und alle Lieferanten offenlegen. Über die Einkaufsgemeinschaft profitieren wir alle. Wir konnten unsere Einkaufspreise teilweise deutlich senken. Zusätzlich haben wir auch immer Zugriff auf Rohstoffe durch unsere Kooperationspartner, falls wir von Lieferengpässen betroffen sind.

Bei der Entwicklung unterstützen wir uns untereinander. Wir haben jetzt Zugriff auf ein Netzwerk mit 16 Laboren mit insgesamt 124 Mitarbeitenden. Es gibt aber auch ein gut ausgestattetes Labor des Verbandes. Bei Projekten können wir auf eine Schwarmintelligenz zurückgreifen. Auf der strategischen Ebene tauscht sich das Management konstruktiv aus. Das ist auch sehr sinnvoll und bereichernd.

In dieser Kooperation arbeiten Sie in zentralen Bereichen mit Ihren Partnern zusammen. Inwieweit ist dennoch Vertraulichkeit gewährleistet?

Zoller: Das Vertrauensverhältnis ist gegeben. Das Konkurrenzdenken erübrigt sich. Es kann natürlich vorkommen, dass man im Wettbewerb steht. Hier wird aber fair gehandelt, da wir uns als Partner und nicht als Konkurrenten sehen. 

Die Kooperation ist bisher nur auf Firmen in Belgien, Frankreich und Luxemburg beschränkt. Inwiefern können sich auch KMU aus anderen Ländern anschließen?

Zoller: Bisher beschränkt sich der Verband auf den französischen Sprachraum. Zehn Unternehmen kommen aus Frankreich, und jeweils ein Unternehmen aus Belgien, Marokko und Luxemburg. Daher läuft die derzeitige Kommunikation ausschließlich auf Französisch. Die UNIFAP ist jedoch offen für Partnerschaften und stark daran interessiert dieses Netzwerk auszubauen. Hier würden sich, aus unserer Sicht, in den ersten Schritten Nachbarländer wie die Niederlande oder Deutschland anbieten.

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