GDCh: Innovationen und Trends

Vom 14.-16.09. fand die 84. Lacktagung der GDCh-Fachgruppe Lackchemie in Würzburg statt. Die 105 Teilnehmer vor Ort Nutzen die Möglichkeit sich über neueste Entwicklungen in der Lackchemie zu informieren und sich auszutauschen.

Die GDCh-Tagung fand nach der Coronapause wieder in Präsenz statt. Quelle: Farbe und Lack

Die letzten zwei Jahre hat sich einiges verändert. Neben Einschränkungen im privaten Leben, konnten u.a. Präsenzveranstaltungen nicht oder nur bedingt stattfinden. Dies galt auch für die Lacktagung der GDCh-Fachgruppe Lackchemie. Die Tagung konnte nicht im gewohnten Rhythmus erfolgen. Ihre Mitgliederversammlung fand digital statt.

Bei der Eröffnung der Lacktagung 2022, dieses Jahr wieder in Präsenz, wurde erneut offensichtlich, dass sich einiges verändert hat: Die Ansprache vor Ort startete der aktuelle Vorstand der Lackgruppe, Dr. Stefan Kirsch und wurde durch den Präsidenten der GDCh, Dr. Karsten Danielmeier, ergänzt. Letzterer war digital zugeschaltet. Vor ein paar Jahren noch war digitale Zuschaltung eher selten gesehen, heutzutage bereits Normalität.

Herausforderungen

Ein interessanter Auftakt, der neben den organisatorischen Informationen einen Ausblick lieferte, welche Themen für die Lack- und Chemiebranche wichtig sind. Dabei betonte Danielmeier insbesondere die Themen Nachhaltigkeit und Circular Economy (Kreislaufwirtschaft) als die Top-Themen, die es gilt voranzutreiben. Geschehen könne das nur, in dem diese gemeinsam angegangen werden. Dies fordere nicht nur die chemische Industrie, sondern auch die Kunden und Endverbraucher.

Nachhaltigkeit

Dass Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema ist, zeigte sich auch darin, dass die erste Session genau dem gewidmet war. In der Keynote beschäftigte sich Dr. Sandra Heydel vom Verband der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie (VdL) mit dem ökologischen Fußabdruck für Farben. So bestehe aktuell die Herausforderung, dass es in der EU über 200 Umweltzeichen und mehr als 80 Methoden zur Bestimmung der CO2-Emissionen gibt. Für Firmen bedeutet dies, dass diese oftmals mehrere Zeichen bzw. Methoden anwenden müssen, um ihre Produkte auf den verschiedenen Märkten zu vertreiben.

Harmonisierung

Das Ziel müsse es sein, eine europaweit einheitliche Methodik zu entwickeln. Dazu wurde in der Initiative „Schaffung eines Binnenmarktes für grüne Produkte“ von der Europäische Kommission der Produkt Environmental Footprint (PEF) „als europäisch harmonisierte Methode zur Messung der Umweltleistungen von Produkten vorgeschlagen“. Die Berechnung des PEF basiert auf eine Ökobilanz-Methode, welche den gesamten Lebenszyklus eines Produktes betrachtet, angefangen „von der Rohstoffbeschaffung, über Herstellung und Nutzung bis hin zur Entsorgung“.

Digitalisierung

Mit insgesamt sieben Vorträgen war das Thema Digitalisierung stark vertreten. Die Referent:innen gaben Ausblicke, was mit Hilfe von Digitalisierung umgesetzt werden kann. Prof. Jost Göttert, Hochschule Niederrhein, stellte in seinem Beitrag verschiedene internationale Projekte vor, die sich mit „Digital Chemistry“ beschäftigen. Nach Göttert bietet die Digitalisierung viele Chancen, um Prozesse zu unterstützen. Speziell bei den aktuellen Herausforderungen der Lackbranche sieht er viele Möglichkeiten, wie z.B. bei der Umsetzung der Chemikalienverordnung oder dem vermehrten Umformulieren von Rezepturen aufgrund von Rohstoffengpässen.

Themenvielfalt

Neben der Nachhaltigkeit in der Lackindustrie und Digitalisierung beinhaltete die Tagung Vorträge über neue Entwicklungen in den Bereichen der Rohstoffe, funktionale Eigenschaften, Applikationstechnologie, sowie neuen Methoden zur Charakterisierung von Lacken und der Digitalisierung.

Postersession

Begleitend zu den Vorträgen gab es eine Postersession, in der weitere Forschungsergebnisse präsentiert wurden. Zu Beginn der Session hatten die entsprechenden Autor:innen die Möglichkeit, ihr Poster kurz vorzustellen. Die Postersession stieß bei den Teilnehmern auf Interesse, so dass an den insgesamt 18 ausgestellten Postern lebhaft diskutiert wurde.

Summer School

Die Summer School bietet Studierenden die Möglichkeit, sich in ausgewählten Themen fortzubilden. Auch dieses Jahr wurde die Summer School gut angenommen. Über 30 Studenten nahmen an dem Programm teil.

Tagungspreise

Der Tagungspreis für die beste Präsentation ging an Lukas Appelhoff von der Hochschule Niederrhein. In seinem Vortrag berichtete er über neue Photoinitiatorsysteme zur simultanen Trocknung und Vernetzung von wasserverdünnbaren Dispersionen mittels Nahinfrarot-Strahlung. Der zweite Platz wurde gleich zwei Mal verliehen: An Wolfgang Paulus, BASF, für seinen Vortrag über die 1K-Vernetzung von Polyurethan-Dispersionen durch Michael-Addition und an Dr. Oliver Tiedje, Fraunhofer IPA, für seine Präsentation über die „durchgängige Verfolgung der Fließeigenschaften im Rheometer und in Simulationen“.

Der Preis für das beste Poster ging an Thomas Höfer, Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, für seine Arbeit über die „gezielte Enthaftung von Beschichtungen auf Holzsubstraten“.

FARBE UND LACK // PREIS 2022

Der diesjährige FARBE UND LACK // PREIS wurde an Julia Mörk von Münzing Chemie verliehen. Gemeinsam mit ihren Co-Autor:innen Dr. Stefanie Griesbeck und Dr. Nils Kottner, ebenfalls von Münzing Chemie, veröffentlichte sie in der November-Ausgabe (2021) der FARBE UND LACK ihren Fachartikel „Den Anker setzen“. In dem Artikel berichtete Mörk über Funktionalisierungsmöglichkeiten von organomodifizierten Polysiloxanen.

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