Bauchemie warnt vor Baustellen-Stopps

Der Ukrainekrieg führt kurzfristig zu zusätzlichen massiven Verfügbarkeitsproblemen und Kostenanstiegen für Hersteller bauchemischer Erzeugnisse in den Bereichen Energieversorgung, Rohstoffe und Logistik. Laut Deutsche Bauchemie muss die gesamte Bau-Wertschöpfungskette die Preise weiter erhöhen, um die zuverlässige Versorgung der Baustellen in Deutschland sicherzustellen.

Eine Schubkarre vor einer Betonwand als Symbolbild.
Insgesamt hat Polyacrylamid eine beschleunigende Wirkung auf die Karbonatisierung von Zementstein in Abhängigkeit von der Dosierung.  Bildquelle: fotofrank - stock.adobe.com (Symbolbild).

Nahezu alle maßgeblichen Verbände der Bauwirtschaft in Deutschland haben in den letzten Wochen auf die schwerwiegenden Konsequenzen des Ukrainekrieges für die Branche hingewiesen. Rohstoffverfügbarkeit und Materialversorgung, drastische Energiepreisanstiege und Probleme im internationalen Fracht- und Logistikmanagement sind hier die zentralen Positionen. Wie der Branchenverband Deutsche Bauchemie in einer Pressemitteilung betont, spürt die bauchemische Industrie die Auswirkungen immer deutlicher. Dauert diese Situation an, rechnet die Branche mit einem Stillstand auf vielen wichtigen Baustellen.

Energiepreise

Die Gaspreise sind weiter massiv angestiegen, seit Kriegsbeginn um über 70 %, so der Verband der Chemischen Industrie (VCI). Die anhaltende Unsicherheit über die Zuverlässigkeit russischer Gaslieferungen verstärkt den Preistrend nach oben deutlich. Sollte es zu einem Lieferstopp kommen, würde es nach Experten-Aussagen einen weiteren deutlichen Preissprung nach oben geben. Erdgas ist mit einem Anteil von über 43 % der wichtigste Energieträger für die Chemische Industrie. Explodierende Gaspreise ziehen auch die Preise für die Stromerzeugung stark nach oben.

Kritisch sei auch die Lage beim Diesel. Rund 14 Prozent des hierzulande vertankten Diesels stammen aus russischen Raffinerien. Spekulationen an den internationalen Märkten treiben die Preise weiter. Gleichzeitig sind Gas-, Öl-, Strom- und Dieselpreise einer enormen Preisvolatilität unterworfen, was die Planbarkeit massiv erschwert. Es müsse jederzeit mit kurzfristig weiter steigenden und stark schwankenden Preisen gerechnet werden. Die angespannte Lage der Unternehmen aufgrund der hohen Energiepreise spitzt sich laut VCI seit Kriegsbeginn zu.

Rohstoffe

Für die Branche wichtige Rohstoffe und Komplementärprodukte sind auf dem Beschaffungsmarkt derzeit nicht in ausreichender Menge verfügbar, darunter z. B. Bitumen. Medienberichten zufolge haben große Raffinerien bereits angekündigt, kurzfristig weniger Bitumen herstellen zu können. Das könne relativ zeitnah zu Materialverknappung auf den Baustellen führen. In einer Mitgliederbefragung des VCI im März 2022 zeigten sich 79 % der Unternehmen schwer oder sehr schwer betroffen von den Engpässen bei den Vorprodukten und den hohen Rohstoffkosten; sie sprechen von einer deutlichen Verschlechterung der Produktionsbedingungen in den letzten Wochen.

Lieferketten und Logistik

Die unter anderem durch Corona bestehenden Probleme in den globalen Zuliefernetzwerken würden durch den Krieg in der Ukraine verschärft und Produktionseinbußen erhöhen sich, diagnostiziert das Kölner Institut der deutschen Wirtschaft. Rund 60 % der Industrieunternehmen melden zusätzliche Störungen in der Lieferkette und Logistik als Folge des Krieges, erklärte der Deutsche Industrie- und Handelskammertag e.V. (DIHK) Mitte März.

Logistik-Dienstleister beklagen den Abgang zahlreicher osteuropäischer Kraftfahrer, die als Kriegsfreiwillige ihre Heimat verteidigen möchten; die Kosten für Logistikservices steigen deshalb und aufgrund der Dieselpreisentwicklung stark an. Aktuelle Probleme entstünden zudem durch den Lockdown in Wirtschaftsmetropolen wie Shanghai, Shenzhen, Changchun und Tangshan. So sei etwa der Yantian-Hafen in der Wirtschaftsmetropole Shenzhen zwar geöffnet, die Verladung von Containern habe sich aber deutlich verlangsamt, weil Hafenarbeiter und Lkw-Fahrer zu Hause blieben. Diese Verzögerungen werden in Europa über kurz oder lang zu spüren sein.

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