Ostafrika ist ein sehr dynamischer Markt mit viel Potenzial
Sie sind eine Kooperation mit Evonik im Bereich Spezialbindemittel und Additive in Ostafrika eingegangen. Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Volker Oehl: Der Bereich CASE steht als wichtiges Standbein neben Klebstoffen, Vergussmassen und Elektroprodukten im Fokus der Bodo Möller Chemie. Kunden im Segment Druckfarben, Lacke und Beschichtungen bietet das Unternehmen eine breite Palette an Rohstoffen, wie Bindemittel, Additive und Pigmente.
Die Evonik-Produkte sind eine wertvolle Abrundung des bestehenden Portfolios. Für Evonik ist die Bodo Möller Chemie ein langfristiger Partner mit bestehendem Marktzugang im Osten Afrikas. Einer zukünftigen Zusammenarbeit in anderen Regionen sehen wir positiv entgegen.
Welche Erfahrung hat die Bodo Möller Chemie bereits in Afrika? Inwiefern unterscheidet sich Ostafrika von anderen Regionen auf dem Kontinent?
Oehl: Wir sind seit über zehn Jahren in Afrika präsent und haben heute Filialen in Südafrika, Ägypten, Marokko, Kenia und Nigeria. Mit unseren Hubs haben wir über die Jahre hinweg ein starkes Distributions- und Logistiknetzwerk aufgebaut und bedienen die wichtigsten Märkte Afrikas.
Alle lokalen Mitarbeiter sind technisch qualifiziert, mit Erfahrung in der Farben- und Lackindustrie. In Ostafrika beraten und beliefern wir mit unserem Vertriebsbüro und Lagern in Nairobi Kunden in der Sub-Sahara-Region. Kenia ist unser Drehkreuz für die benachbarten Staaten Tansania, Burundi, Rwanda und Uganda. Ostafrika ist eine Region mit viel Potential, sehr dynamisch und mit weniger historisch gewachsenen Kunden-Lieferanten-Beziehungen als in Maghreb, Ägypten oder Südafrika.
Bitte beschreiben Sie den afrikanischen Markt für Farben, Lacke und Klebstoffe. Wo liegen die Herausforderungen? Welche Potenziale sehen Sie?
Oehl: Ostafrika ist kein geschlossener Wirtschaftsraum, wie wir ihn aus Europa kennen. Der Markt ist komplexer durch beispielsweise Handelsbestimmungen und Wechselkursschwankungen, die Infrastruktur ist auf einem anderen Niveau. Ostafrikanische Kunden stellen hohe Anforderungen an die Qualität auf dem Niveau von europäischen Herstellern.
Die Herausforderung liegt in wirtschaftlichen Formulierungskosten, da hoher Wettbewerbsdruck aus allen Regionen besteht. Viele Zulieferer aus Asien haben längst das Potential in Afrika erkannt. Kunden werden anspruchsvoller und legen zunehmend Wert auf einen guten Service bezüglich technischer Unterstützung, einen qualifizierten Vertrieb sowie auf Logistik und Liefersicherheit. Die Wachstumsaussichten sind überdurchschnittlich, es gibt viel Nachholbedarf. Direkte Kundenbeziehungen sind essentiell, eine lokale Präsenz ist hierfür der Schlüssel.
Auf welche Unterschiede müssen Sie sich mit Ihren Aktivitäten in Ostafrika einstellen bzw. wo sehen Sie Gemeinsamkeiten der Region mit Europa?
Oehl: Unsere lokalen Teams für CASE in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika stehen in regem Austausch miteinander. Erfahrungen und Erkenntnisse bezüglich Rohstoffe und Formulierungen werden zum Nutzen unserer Kunden proaktiv geteilt. Das kompetente CASE-Team in Südafrika unterstützt die Aktivitäten in Kenia als Teil der Sub-Sahara-Region technisch und logistisch. Ostafrika unterscheidet sich von Europa durch eine höhere Dynamik. Entscheidungsprozesse sind deutlich kürzer, moderne Formulierungen werden schneller eingeführt als in Europa.
Wie bewerten Sie die aktuelle Situation bei Bindemitteln und Additiven für die Farben-, Lack- und Klebstoffindustrie? Welche Trends zeichnen sich ab und wie sehen die Kundenanforderungen aus?
Oehl: Trotz Lieferunsicherheiten und steigenden Kosten für Rohstoffe und Logistik besteht ein großer Wettbewerbsdruck. Der ungebremste Trend zu umweltfreundlichen Technologien führt heute zu einer häufigeren ganzheitlichen Betrachtung des ökologischen Fußabdruckes. Regularien, die sich an US-Normen oder europäischen Standards orientieren, gewinnen in Afrika verstärkt Bedeutung.