Bruchsaler Farbenfabrik feiert 125-jähriges Bestehen
Zu Beginn produzierte das Unternehmen nicht, sondern gewann Kunden unter Handwerkern mit Produkten wie Pinseln und natürlich Farben. Wenige Jahre startete jedoch die Eigenproduktion von Fensterkitt und verschiedenen „Kalkfarben“. So begann also noch im 19. Jahrhundert der Beginn einer eigenen Produktion.
Zu Beginn der 1920er Jahre erwarb die Familie Katzauer ein 20 Hektar großes Firmengelände am damaligen Stadtrand von Bruchsal, auf dem der Grundstein für die nun beginnende chemische Produktion von Pigmenten gelegt wurde, die noch heute das wichtigste Standbein der Firma ist. Hier konnte man neue Produktionshallen errichten, die eine nach damaligen Maßstäben moderne chemische Herstellung von Chromatpigmenten, organischen und Eisencyanpigmenten ermöglichte und die Bruchsaler Farbenfabrik damit auch international zu einem bedeutenden Hersteller dieser Stoffe machte.
Diese Erfolgsgeschichte wurde 1938 jäh unterbrochen, als während der Nazi-Diktatur den jüdischen Eigentümern Katzauer und Levi die Verfügungsgewalt über die Firma entzogen wurde und diese in die “Rheinchemie”, einen Bestandteil der “IG Farben”, eingeglieder wurde. Damit stoppte auch die Pigmentproduktion und wich der Herstellung von Tarnfarben und Weichmachern für Gummi.
Neue Techniken und Anlagen
Glücklicherweise konnten die Familien in die USA emigrieren und erhielten 1949 die Firma wieder übertragen. Der Wiederaufbau der Produktion von Pigmenten erwies sich als vollständiger Neubeginn mit neuer Technik, weil die Anlagen im Krieg abgenutzt und „ausgeweidet“ wurden. Aus dieser Zeit stammen die Holzbehälter aber auch die angesprochenen Kollergänge, die man auch heute noch in Betrieb betrachten kann. Hinzu kamen allerdings in den folgenden Jahrzehnten immer wieder neue Techniken oder erneuerte Anlagen, die den schärferen Auflagen einer chemischen Produktion genügen konnten und neue Maßstäbe in der Produktivität setzten.
Eine wichtige Zäsur war die Aufnahme einer neuen chemischen Produktion im Jahr 2006, die von den „alten“ Prozessen nur noch die Rohstoffe und die bewährten Rezepturen übrigließ. Hier vollzog sich – so teilt es die Firma mit – „ein Sprung von Jahrzehnten“, der die alte Produktion in „ein Industriemuseum der Pigmentproduktion verwandelt“ hat, das teilweise noch existiert. Mit der Errichtung einer Mischanlage, die Pigmentmischungen bis zu 9 m³ als homogene Charge verarbeiten kann, ging das Unternehmen 2015 einen weiteren Schritt in Richtung Zukunft.