Interview: Green Deal und die Lackindustrie

Der europäische Green Deal soll das Fundament für eine nachhaltige Europäische Union schaffen und verspricht nicht weniger als eine umfangreiche Transformation der europäischen Wirtschaft. Wir sprachen mit Lucas Schmidt-Weihrich, Referent für Public Affairs beim VdL, über den Status Quo.

Der Green Deal ist ein wichtiges Thema für die Lackindustrie. Lucas Schmidt-Weihrich

Stichwort Green Deal: Wie ist der aktuelle Stand?

Lucas Schmidt-Weihrich: Der europäische Green Deal definiert nun seit einem Jahr die politische Ausrichtung der Europäischen Kommission auf dem Weg zu Klimaneutralität und einer ressourceneffizienten und kreislauforientierten Wirtschaft. Das Jahr 2020 kann dabei als „Jahr der Strategien“ betrachtet werden. Denn entlang der acht Politikbereiche des Green Deals wurde eine Vielzahl von Strategien, Aktionsplänen und Einzelinitiativen veröffentlicht.

Auch wenn dies zur ersten Orientierung hilfreich war, bleiben viele Fragen nach Umsetzungsgrad, möglichen Entlastungen für die Wirtschaft oder generellen Rahmenbedingungen weiterhin ungeklärt. Die nun anstehende Gesetzgebungsarbeit wird das Gesamtbild weiter schärfen.

Mit welchen Fragestellungen sehen sich die Unternehmen der deutschen Farben- und Lackbranche aktuell konfrontiert?

Schmidt-Weihrich: Die größten Fragen werfen sicherlich die Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit (CSN) und der Neue Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft auf. So beschreibt die CSN z.B. die Ausweitung generischer Risikobewertungen sowie die Einschränkung verschiedener Stoffgruppen auf wesentliche Verwendungszwecke. Damit einher geht die Öffnung der weltweit strengsten Chemikaliengesetzgebung.

Nachhaltiges Produktdesign, Lieferketten und Abfallwirtschaft stellen zentrale Elemente des Neuen Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft dar. Dabei ist ein einseitiger Fokus auf Recycling zu beobachten. Wir halten einen ganzheitlichen Ansatz, der den tatsächlichen Nachhaltigkeitsbeitrag der Produktperformance berücksichtigt, für richtig. Denn nur beschichtete Oberflächen (z.B. von Windrädern oder Brücken) gewährleisten deren langlebige Funktion. Übrigens ganz im Sinne des Green Deals. Inwieweit sich die Maßnahmen der EU-Kommission auf die Produktpaletten und Wertschöpfungsketten unserer Industrie auswirken, gilt es aufmerksam zu beobachten.

Wie unterstützt der VdL seine ­Mitglieder kommunikativ?

Schmidt-Weihrich: Als VdL-Top-Thema erklären wir die Themenkomplexe des Green Deals ausführlich in mehreren Teilen der gerade gestarteten Reihe von VdL-Webseminaren. Den Auftakt macht der Neue Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft. Zusätzlich wächst unsere Sammlung von VdL-Onepagern zum Green Deal, die nun um Vom Hof auf den Tisch ergänzt wurde.

Darin wird die Rolle von (bedruckten) Lebensmittelkontaktmaterialien als wichtiger Bestandteil nachhaltiger Lebensmittelsysteme dargestellt und die Notwendigkeit einer europäisch harmonisierten Regelung unterstrichen. Damit stehen nun insgesamt vier VdL-Onepager zu den relevantesten Handlungsfeldern des Green Deals in deutscher und englischer Sprache zur Verfügung.

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