Holzlacke: Chancen im Blick
Für 2019 schätzt Chemark den Weltmarkt für Holzlacke auf insgesamt 8,4 Milliarden Euro, mit einer erwarteten weltweiten Wachstumsrate (vor Covid-19) von durchschnittlich 3,4 % über die nächsten fünf Jahre. Die Marktsituation 2020 mit den Folgen der Pandemie hat die Wachstumserwartungen für viele Märkte, darunter auch für Holzlacke, zumindest kurz- und mittelfristig eindeutig gedämpft.
In Europa ist eine gewisse Sättigung eingetreten, die zu einer Abkühlung des Marktes für Holzlacke geführt hat. Die prognostizierte Gesamtwachstumsrate für dieses Segment über 5 Jahre und alle EMEA-Regionen betrug vor Covid-19 2 %. Es ist zwar unrealistisch, vorhersagen zu wollen, wann sich die Marktbedingungen wieder normalisieren werden, doch gibt es mit dem Heimwerkersegment, das infolge der Pandemie weiter zugelegt hat, auch einen Lichtblick.
Chemark unterteilt den Weltmarkt für Holzlacke in zwei Hauptsegmente: Lacke für Holz und für Flachmaterial/MDF. Für die Region EMEA allein gehen wir davon aus, dass 61 % auf Lacke für Flachmaterial/MDF und 39 % auf Holzlacke entfallen.
Diese beiden großen Marktsegmente werden weiter unterteilt, und zwar im Segment Lacke für Flachmaterial/MDF in fünf Teilsegmente (Außenverkleidungen, Innenverkleidungen und Türen, Möbel und Schrankbau, Fußböden und Sonstige) und im Segment Holzlacke in vier Teilsegmente (Möbel, Schrankbau, Fußböden und Sonstige). Fußböden sind mit 40 % Anteil am Gesamtmarkt das größte Einzelsegment bei Lacken für Flachmaterial/MDF. Bei den Holzlacken machen Möbel schätzungsweise 57 % aus und sind somit bei Weitem das größte Teilsegment.
Der europäische Markt für Holzlacke unter der Lupe
Der „europäische“ Markt für Holzlacke umfasst verschiedene geografische Regionen, die alle durch eine gewisse Spezialisierung und Konzentration der Endanwendungen gekennzeichnet sind. Neben den wichtigsten Ländern in Westeuropa, der Türkei und den Ländern Osteuropas sind das Baltikum, Russland und die GUS wichtige Akteure in diesem Markt, zusammen mit vielen Ländern im Nahen Osten und in Afrika.
Umweltinitiativen in Zusammenhang mit REACH wirken sich nach wie vor auf die für Holzlacke verwendeten Produktfamilien und -arten aus. Die Einführung lokaler Versionen der EU-REACH-Verordnung, die neuen KKDIK-Verordnungen der Türkei und Vorschläge für ein britisches Äquivalent werden die Holzlackindustrie noch komplexer machen. Formulierungen auf Wasserbasis gewinnen gegenüber Formulierungen auf Lösemittelbasis weiterhin Marktanteile und haben sie innerhalb des Teilsegments Flüssiglacke überholt.
Pulverlacke haben auf dem Markt für Holzlacke ebenfalls Boden gutgemacht, besonders bei den Anwendungen für Flachmaterial auf MDF. Der Anteil strahlungshärtender Produkte, vor allem herkömmlicher UV- und einiger UV-LED-Lacke, am europäischen Markt für Holzlacke nimmt weiterhin langsam zu. Elektronenstrahlhärtung hingegen hat in diesem Marktsektor gerade erst Fuß gefasst, bleibt im Hinblick auf ein längerfristiges Wachstum aber durchaus vielversprechend. In Abb. 3 sind die geschätzten Marktanteile der verschiedenen Lackarten in der Region EMEA für 2019 dargestellt.
Bei den Holzlacken für den Industriesektor ist der Anteil UV-härtender Lacke (herkömmliche Quecksilberlampe) auf ungefähr 15 % des gesamten europäischen Marktes gestiegen. Nicht UV-härtende Lacke auf Wasserbasis machen etwa 35 % dieses Marktsegments aus, während auf Formulierungen auf Lösemittelbasis etwa 50 % entfallen. UV-LED-Lacke werden hauptsächlich als Zwischenlackierung verwendet, gefolgt von einer Deckschicht aus herkömmlichem UV-Lack.
Lösemittelbasierte Systeme immer noch mit nennenswertem Marktanteil
Lacke auf Lösemittelbasis sind mit Technologien wie säurekatalysierten Lacken, 2K-Polyurethan und urethanmodifizierten Alkydharzen noch immer in nennenswertem Umfang auf dem Markt vertreten. Lösemittelbasierte 2K-Polyurethane werden noch in Deutschland verwendet (hauptsächlich für Küchenschränke) und manche Möbelhersteller verwenden noch Nitrocelluloselacke. Kleinere Möbelhersteller in Mittel- und Osteuropa ziehen es vor, weiterhin Alkydharze und Nitrocellulose zu verwenden. Da sie nur kleine Mengen verbrauchen, sind sie von den VOC-Vorschriften der EU ausgenommen. Beim Vergleich des Marktanteils von 2K- und 1K-Systemen bei den Holzlacken insgesamt liegen die 1K-Systeme mit ungefähr 85 % vor den 2K-Formulierungen mit 15 %.
Säurekatalysierte Holzlacke werden in bestehenden automatisierten Fertigungsstraßen für die Oberflächenbehandlung von Selbstmontagemöbeln und Küchenschränken eingesetzt, insbesondere in Skandinavien und dem Vereinigten Königreich. Die Trocknungs-, Applikations- und Mischbereiche dieser automatisierten Fertigungsstraßen sind zur Senkung der VOC-Emissionen mit Nachbrennern ausgestattet, weswegen es keinen Anreiz gibt, auf Technologien mit geringerem VOC-Ausstoß umzusteigen, solange die Anlage wirtschaftlich läuft. Die Verwendung von Nachbrennern nimmt europaweit allmählich ab; dennoch ist davon auszugehen, dass sie in diesem Markt noch mindestens 5 Jahre lang eine gängige Technik bleiben werden. Bei der Entwicklung neuer Fertigungslinien stehen wässrige und UV-härtende Lacke im Vordergrund.
In Italien basierten Lacke für die Möbelfertigung herkömmlicherweise auf (ungesättigten) Polyestern und 2K-Polyurethanen, um die gewünschte Hochglanzoptik zu erzielen. Die Verwendung dieser Lacke ist rückläufig und wasserbasierte und UV-härtende Lacke sind jetzt mit einem Marktanteil von über 50 % am beliebtesten. Führende Unternehmen wie der Küchenhersteller Snaidero sowie andere namhafte italienische Hersteller von Küchen und Wohnmöbeln haben auf wässrige und UV-härtende Lacke umgestellt. Obwohl in Italien noch immer ein Markt für Hochglanzoberflächen besteht, verwenden Möbelhersteller mehr Lacke mit einem Glanz von etwa 3–5 %, um ihren Produkten eine natürlichere Ausstrahlung und Wirkung zu verleihen, was mit 2K-Polyurethanen auf Wasserbasis einfacher zu erreichen ist.
Den gesamten Marktbericht zu Holzlacken finden Sie in der Aprilausgabe der FARBE UND LACK.