Interview: Hoher Druck

André Vieira de Castro ist im Oktober 2020 zum neuen Vorstandsvorsitzenden der CEPE (Europäischer Rat der Lack-, Druckfarben- und Künstlerfarbenindustrie) ernannt worden. Wir sprachen mit ihm über aktuelle Aufgaben und Herausforderungen.

André Vieira de Castro

Was steht für Ihre Amtszeit auf der Agenda?

André Vieira de Castro: Es ist eine Ehre und eine große Verantwortung, die CEPE in diesen unvorhersehbaren Zeiten zu führen. Wir haben ein starkes Team und unser Hauptaugenmerk liegt immer auf unserem allgemeinen Motto: „One Voice“. Wir müssen straff sein, wir müssen alle verfügbaren Ressourcen nutzen – und das sind nicht nur die direkten.

Neben unserem eigenen Team haben wir die EuPia-Taskforce, wir haben die Elemente der Sektorgruppen, wir haben die Teams der nationalen Verbände (natürlich im angemessenen Verhältnis zu ihren eigenen Kapazitäten, uns zu helfen), und wir haben die Lobbying-Kapazitäten aller Vorstandsmitglieder in ihren eigenen Unternehmen und Märkten. All diese Interessengruppen auf ein gemeinsames Ziel hin rudern zu lassen, ist im Moment mein Hauptanliegen. Ich glaube, wenn wir das erreichen, werden auch alle anderen offensichtlichen Ziele erreicht werden.

Was sind die drängenden Themen für Sie als Vorsitzender und die Lackindustrie?

André Vieira de Castro: Niemand konnte sich die Auswirkungen einer pandemischen Krise vorstellen, wie sie uns Covid-19 bescherte. Das ist etwas, das weit außerhalb unserer Risikoanalyse lag. Wir sehen unterschiedliche Auswirkungen im Dekobereich (der in diesem Jahr geboomt hat) bis hin zu Pulver- und Industrielacken (je nachdem, wie sich der internationale Handel wieder etablieren wird) oder sogar Automobillacken (OEM- oder Autoreparaturlacke, mit all den Turbulenzen um den Automarkt insgesamt).

In diesem Zusammenhang ist die Rolle der CEPE noch relevanter in Bezug auf den Titanioxid-Status, Isocyanat-Beschränkungen, die Verwendung von Bioziden und die Harmonisierung der Giftnotrufzentralen, um nur die wichtigsten Punkte zu nennen. All dies geht einher mit einer Nachhaltigkeitspolitik, die wir mit all unseren Aktivitäten und Projekten unterstreichen wollen. Nicht zuletzt versuchen wir, die Auswirkungen des Brexit auf den Handel, auf REACH, auf das Budget, auf was auch immer sich aus diesem Austritt ergibt, unterzubringen oder zu verhandeln. Die Frage bezog sich auf den Druck… Ich würde sagen, der kocht im Moment ziemlich hoch!

Glauben Sie, dass die negativen Auswirkungen der Corona-Krise bald überwunden sein werden?

André Vieira de Castro: Seit der Krise 2008 bis 2011 ist „langfristig“ ein Horizont von mehr als einem Jahr. Niemand kann mehr Trends für mehr als ein paar Monate vorhersagen, wie es sich während dieser pandemischen Krise gezeigt hat. Dennoch glaube ich, dass die negativen Auswirkungen der Corona-Krise auf unsere Branche relativ bald geglättet werden können, was jedoch davon abhängt, wie elastisch die De-Globalisierungsbewegungen sein werden, die wir in letzter Zeit in der Weltwirtschaft erlebt haben. Das europäische Resilienzprogramm und alle von der EU finanzierten Instrumente werden Teil des Prozesses sein und könnten die negativen Auswirkungen auf die Nachfrage nach unseren Produkten kompensieren.

Und auch der Green Deal. Die „Going Green“-Horizontalstrategie der CEPE ist eng mit der Agenda der Kommission abgestimmt und wird die Plattform sein, die Innovationen und neue Geschäftsmodelle fördern wird. Offensichtlich und letztendlich hängt alles von der Entwicklung der großen Märkte ab, auf verschiedenen Ebenen der Wertschöpfungskette. China und die USA sind die wichtigsten Treiber für das europäische Gleichgewicht. Der internationale Handel zwischen Europa und diesen beiden riesigen Volkswirtschaften ist entscheidend für die erwartete Stabilität. Wenn sie es schaffen, stabil zu werden (und natürlich zu wachsen), werden wir Lösungen haben, um zu wachsen. Größer und grüner.

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