Expansion in Südkorea: „Interesse an Wasserlacken ist sehr hoch“
Wie kam es zu Aktivitäten im südkoreanischen Markt?
Christoph Müller: Der südkoreanische Baustoff-Händler Samik verfolgt schon seit Längerem den Plan, Wasserlacke v.a. für den Möbelbereich zu importieren. Auf der Fachmesse Bau 2019 ist der Baustoff-Händler auf uns zugekommen und war sofort angetan von unserem Wasserlack-Sortiment. Nach vertiefenden Gesprächen erfolgte zu Jahresende 2019 eine erste Lieferung nach Südkorea. Knapp bevor die Corona-Pandemie internationale Reisen unmöglich machte, war ich gemeinsam mit unserem Techniker Veli Nyman in Südkorea. Neben weiteren Gesprächen mit unserem Handelspartner haben wir dort auch unsere Produkte bei den wichtigsten Kunden des Baustoff-Händlers präsentiert und technische Unterstützung angeboten – mit großem Erfolg.
Welche Herausforderungen gab/gibt es für Sie in Südkorea?
Müller: In Südkorea dominieren lösemittelhaltige Produkte den Beschichtungsmarkt. Die meisten Verarbeiter verfügen weder über die nötige Erfahrung in der Verarbeitung von Wasserlacken noch über die entsprechenden Beschichtungsanlagen – hier ist also echte Aufbauarbeit zu leisten. Darüber hinaus sind die klimatischen Bedingungen herausfordernd: Die Winter in Südkorea sind kalt und trocken, die Sommer heiß und feucht, und viele Hersteller verfügen nicht über die entsprechenden Klimatisierungsanlagen, um die optimalen Rahmenbedingungen zur Verarbeitung von Wasserlacken zu schaffen. Aber wir stellen fest, dass das Interesse an Wasserlacken und die Bereitschaft, sich mit dieser umweltfreundlichen Beschichtungstechnologie auseinanderzusetzen, sehr hoch ist und viele Hersteller bereit sind, ihre Beschichtungsprozesse entsprechend anzupassen.
Welche Segmente stehen zuerst bei Ihnen im Fokus?
Müller: Unser Schwerpunkt in Südkorea liegt primär im Möbelbereich. Samik konnte bereits Hanssem, den größten Möbelhersteller Südkoreas und einen der fünf größten Küchenhersteller weltweit, als Kunden für unsere Wasserlacke gewinnen, und führt Gespräche mit zahlreichen weiteren Herstellern.
Daneben sehen wir auch Potential im Bereich der Bauten-Beschichtungen, etwa für Wandfarben oder Holzlasuren im Innenbereich. Beschichtungen für den Holzbau spielen dagegen in Südkorea nur eine untergeordnete Rolle.
Wo liegen die Unterschiede und Gemeinsamkeiten, wenn Sie den südkoreanischen Markt mit dem hiesigen vergleichen?
Müller: Wie schon erwähnt dominieren in Südkorea aktuell lösemittelhaltige Beschichtungen. Wir rechnen aber damit, dass im Zuge eines steigenden Umweltbewusstseins und einer strengeren Gesetzgebung Wasserlacke in Zukunft eine größere Rolle spielen werden.
Die europäischen Trends im Möbelbereich werden in Südkorea sehr genau beobachtet und von den dortigen Herstellern aufgenommen. So sind in Südkorea wie in Europa derzeit matte, sehr natürliche Oberflächen gefragt, daneben stoßen aber auch Effektlacke wie z.B. die Echtmetall-Beschichtungen von uns auf großes Interesse.
Gibt es konkrete Pläne Ihre Aktivitäten in Südkorea auszubauen?
Müller: Wir arbeiten in Südkorea derzeit exklusiv mit unserem Handelspartner Samik zusammen. Dieser bietet ein großes Produktportfolio im Baubereich – von Fenstern über Holzwerkstoffplatten bis hin zu Farben und Lacken – und plant dementsprechend, auch über den Bereich der Möbelbeschichtungen hinaus Produkte von uns z.B. im Bautenbereich anzubieten.
Gibt es auch Pläne in weitere asiatische Länder zu expandieren?
Müller: Der strategische Fokus unseres Unternehmens liegt auf den mitteleuropäischen Märkten, auf denen wir mit unseren internationalen Vertriebsgesellschaften und Servicestützpunkten nahe an unseren Kunden sind und sie mit kompetenter Beratung und technischem Service unterstützen. Daneben halten wir aber natürlich immer die Augen offen nach weiteren Märkten, auf denen wir in Zusammenarbeit mit dort bereits etablierten Handelspartnern unsere Produkte anbieten können.