Wie haften Zecken auf verschiedensten Oberflächen?

Forscher untersuchen die Haftmechanismen von Zecken. Anhand ihrer Experimente lassen sich Rückschlüsse auf die Ausrüstung zukünftiger technischer Oberflächen mit Antihaftwirkung ziehen.

Das Zeckenmännchen hält sich auf einem Hautabdruck (Epoxidharz) des menschlichen Unterarms mit sieben seiner acht Füße fest. Quelle: Dagmar Voigt/TUD -

Zecken hungern fast ihr gesamtes Leben. In den bis zu drei Jahren verbringen sie 90 % ihrer Zeit lauernd auf Gräsern, Kräutern und Sträuchern oder pausierend in der Streu. Um ihre menschlichen und tierischen Opfer möglichst gut zu erreichen, legen sie beachtliche Wege zurück. Nicht nur hochwachsende Pflanzenteile werden erklettert, auch Haut und Haar gilt es bei der Suche nach geeigneten Futterstellen zu bezwingen.

Zeckenfüße im Fokus

Wie die Blutsauger die Vielfalt von solchen Substraten überwinden und sich auf verschiedenen Oberflächen festhalten, zeigt eine Studie von Forschern der Technischen Universität Dresden (TUD) und der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU). Damit lassen erstmals morphologische Details und Haftkraftexperimente auf die Funktion der Zeckenfüße schließen. „Dass nicht nur das Haftkissen, sondern auch die transparenten Krallen fast vollständig mit dem elastischen Protein Resilin gefüllt sind, ist eine Überraschung. Vorab haben wir nie Resilin in den Krallen anderer Spinnentiere und Insekten beobachtet“, kommentiert Dagmar Voigt von der TUD.

Haftpad zwischen den Krallen

Zecken besitzen ein Haftpad zwischen ihren Krallen, mit dem sie sehr gut auf ebenen Substraten wie Haut und Glas haften. Je nach Situation und benötigter Kraft kann es auf- und zugefaltet werden – ähnlich wie bei einer Ziehharmonika. Eine haftvermittelnde Flüssigkeit verleiht dem Pad zusätzlichen Halt. Die Krallen ermöglichen das Verhaken mit rauen Oberflächen und Haaren. Auf dem Boden oder auf verunreinigten Oberflächen klappen die Zecken ihre Füße zurück und laufen auf dem Fußgelenk.

Guter Halt auf Glasoberflächen

Weibliche Zecken haben größere Klauen und Pads. Ihre männlichen Artgenossen halten sich ausgenommen vom Paarungsakt kaum auf Wirten auf. Dementsprechend sind ihre Füße auch kleiner und haften weniger. Mit einer Kraft, die mehr als das 500-fache des eigenen Körpergewichts beträgt, können sich Weibchen an glatten Glasoberflächen festhalten. Dieser Sicherheitsfaktor macht sich während des Blutsaugens bezahlt, wobei ihr Körpergewicht um das 135-fache zunehmen kann.

Nahezu Alleskönner

Doch manchen Materialien halten selbst Zecken nicht stand: Die Forscher konnten in ihren Inversions-, Zentrifugal- und Zugkraftexperimenten nachweisen, dass die Haftkraft auf Silikonabdrücken der Haut und auf mikro-rauen Kunstharzoberflächen deutlich geringer ist. „Was die Haftung angeht, sind die Zecken durch eine Kombination von weichen Kissen und scharfen Krallen fast Alleskönner, aber nur fast. Unsere Experimente zeigen ganz deutlich, wie eine zukünftige technische Oberfläche mit einer Antihaftwirkung für die Zecken aussehen kann“, resümiert Stanislav Gorb von der CAU. Somit würden Zecken abgewehrt, ehe sie sich an Haut und Haar festkrallen können.

Mehr zu der Studie lesen Sie im: Journal of Experimental Biology, 2017, 220.

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