Wasserlacke: Kleiner Anteil, aber wachsend

Der Anteil wässriger Lacksysteme erhöht sich stetig. Es gibt aber weiter Einsatzbereiche, in denen der Anteil noch immer gering ausfällt. Welche das sind und wie die Aussichten sind, erklärt unser Marktbericht.

Offshore Wasserlacke

In Offshoreanwendungen haben es Wasserlacke noch schwer. Aber die Technik entwickelt sich weiter. (Quelle: pichistocker - stock.adobe.com)

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Der Bedarf an wasserbasierten Lacksystemen hat in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich zugenommen. Die umweltverträglichen Systeme haben sich durch regulatorische Vorgaben und der Nachfrage von Endverbrauchern, ist insbesondere im Segment der Bautenfraben der Anteil an wässrigen Systemen mit über 85 % relativ hoch. Im Bereich der Industrielacke liegt der Anteil wässriger Farben und Lacke bei unter 10 %.

In den Segmenten industrielle Instandhaltung und Wartung (IW) sowie dem Korrosionsschutz (PC) spielen wässrige Beschichtungen ebenfalls nur eine kleine Rolle. Das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Orr & Boss hat den Markt etwas genauer unter die Lupe genommen. Doug Bohn und Marten van der Meer schätzen die globale Marktgröße im Volumen auf 2,14 Mrd. Liter und im Wert auf 13,2 Mrd. EUR. Lediglich 6 % entfallen in diesen Segmenten auf Lacke und Farben auf Wasserbasis – im Volumen sind dies 135 Mio. Liter und im Wert 793 Mio. EUR.

Viele Wasserlacke im Bereich Instandhaltung, Wartung und Korrosionsschutz

Regional betrachtet ist Asien der größte Markt für wässrige Lacke in Bezug auf die Segmente Instandhaltung und Wartung sowie Korrosionsschutz, wenn man allerdings nur auf die absoluten Zahlen schaut, den relativ zum gesamten Volumen haben sie nur einen Anteil von 5 % mit 78 Mio. Litern und 4,7 % am Wert (395 Mio. EUR).

In Europa hingegen ergibt sich ein deutlich höherer Anteil an wässrigen Systemen, die im Bereich Instandhaltung und Wartung sowie Korrosionsschutz eingesetzte werden. Mit 11,6 % im Volumen ist der Anteil mehr als doppelt so hoch wie in Asien.  Für Nordamerika ermittelten Orr & Boss ein ähnliches Bild. Dort kommen die wässrigen Alternativen auf 10 % Volumen und 9 % Wert.

Branchenakteure erwarten weiteres Wachstum

Die wesentlichen Herausforderungen für den Einsatz von wasserbasierten Lacken in industriellen Anwendungen sind weiterhin leistungsbezogen. Zu den spezifischen Anforderungen gehören Korrosionsbeständigkeit, Witterungs- und UV-Beständigkeit sowie die Haftung auf einer Vielzahl von Oberflächen. Eine zusätzliche Herausforderung kann die allgemeine Empfindlichkeit für die Applikation unter extremen Umweltbedingungen sein, also z.B. bei hoher Luftfeuchtigkeit oder niedrigen Temperaturen.

Bas Hesselink von Akzo Nobel glaubt, der Markt sei ein Wachstumsmarkt. Laut ihm seien Chancen in China, Nordamerika und Teilen Europas klar erkennbar, angetrieben durch neue VOC-Gesetze und/oder Luftqualitätsmaßnahmen. „Da die wasserbasierten Systeme in den letzten zehn Jahren ihre Leistung und Robustheit verbessert haben, werden sie für eine wachsende Zahl von Anwendungen zu einer geeigneten Alternative für traditionelle Low-solid-Beschichtungen mit hohem VOC-Gehalt“, sagt Hesselink.

Gesetzgebung treibt Nachfrage nach wässrigen Lackssystemen

Monica Li Aviram vom Lackhersteller Hempel sieht die Anforderungen der Endkunden und der Gesetzgeber ebenfalls als einen Wachstumsmotor: „Wir stellen eine steigende Kundennachfrage nach Systemen auf Wasserbasis fest. Besonders in Regionen oder Ländern wie Europa und China, wo strengere VOC-Gesetze die Kunden zwingen, nachhaltigere Lösungen zu wählen, um die VOC-Emissionen deutlich zu reduzieren“.

Einen in der Größe begrenzten Markt sieht auch Svend Haugenes von Jotun. „Aufgrund der Einhaltung gesetzlicher Vorschriften wird sein Wachstum erwartet, insbesondere jetzt in China. Wir sehen auch, dass grüne Baustandards wie LEED den Bedarf an VOC-ärmeren Produkten vorantreiben, wobei wasserbasierte Produkte die Lösung sein können“.

Herausforderungen bleiben bestehen

Haugenes erwarte, dass sich weitere Potenziale im Bereich Gebäude ergeben, die sich an umweltfreundlichen Baustandards orientieren, und um Anwendungen, die in einer kontrollierten Umgebung wie EMI durchgeführt werden können. Monica Li Aviram prognostiziert eine höhere Nachfrage überall dort, wo strengere VOC-Vorgaben mit den derzeitigen lösungsmittelhaltigen Systemen nur schwer zu erfüllen sind. „Farben und Lacke auf Wasserbasis eignen sich besonders dort, wo Beschichtungen mit geringen Schichtdicken erforderlich sind und im Werk, also einer in einer kontrollierten Umgebung hinsichtlich Temperatur, Belüftung und Feuchtigkeit, aufgetragen werden können“, sagt sie.

Bas Hesselink beobachte ständig Entwicklungen im Bereich wasserbasierter Farben und Lacke, wobei regelmäßig neue Rohstoffe zur Verfügung stehen, da der Trend zu einem niedrigeren VOC-Gehalt in allen Branchen und Ländern anhalte. „Wir erwarten Fortschritte bei Beschichtungen für mittlere und leichte Endanwendungen, da die Leistung der wässrigen Produkte der von traditionellen lösungsmittelbasierten Beschichtungen entspricht.

Damir Gagro

Weitere Informationen: Dieser Artikel ist eine gekürzte Version eines ausführlichen Marktüberblicks zu wässrigen Lacksystemen, bei den zum Beispiel auch auf die Kosten für Rohstoffe eingegangen wird. Der Artikel ist auch Digital auf der Plattform FARBE UND LACK 360° abrufbar.

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