Wässrige Lacksysteme: Sprudelndes Wachstum
Die aktuellsten Zahlen zum Markt für wässrige Farben und Lacke beziehen sich auf die Jahre 2014 und 2015. Die Resultate zum Verbrauch von wässrigen Lacksystemen des Marktforschungsunternehmen Grand View Research (GVR) ergeben eine Menge von 20,55 Mio. Tonnen für das Jahr 2014. Die Marktgröße nach Umsatz lag 2015 geschätzt bei knapp 54 Mrd. EUR, wie die Marktforschungsunternehmen Markets and Markets (MaM) und Zion Market Research (ZMR) in ihren Studien zum Markt für Wasserlacke analysierten.
Künftiger Verbrauch von wässrigen Systemen auf über 32 Mio. Tonnen prognostiziert
Für die künftige Marktentwicklung dieser Systeme sieht es gut, den die Prognosen der Marktforscher deuten einstimmig auf weiteres Wachstum hin. Die Marktforscher von GVR gehen bis 2022 von einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 6% pro Jahr aus. Demnach soll der Verbrauch auf 32,71 Mio. Tonnen ansteigen. Die Analysen von MaM gehen nur bis zum Jahr 2020. Immerhin erwarten die Marktforscher ein Umsatzwachstum von durchschnittlich über 5% pro Jahr. Somit dürfte der Markt auf eine Größe von über 67 Mrd. EUR wachsen. Auch in der Studie von ZMR wird eine jährliche Wachstumsrate von durchschnittlich 5% erwartet. Der Prognosen Zeitraum zieht sich jedoch bis zum Jahr 2021. Zu diesem Zeitpunkt soll der Umsatz mit wässrigen Lacken weltweit auf über 70 Mrd. EUR angestiegen sein. Die Zahlen der Marktforscher dürften hier als relativ dicht beieinander gewertet werden.
Mit den knapp 54 Mrd. EUR halten wässrige Lacksysteme einen beachtlichen Anteil von über 40% am gesamten Markt für Farben und Lacke, der derzeit auf über 126 Mrd. EUR taxiert wird. Der Löwenanteil aller wässriger Systeme fallen auf das größte Einzelsegment innerhalb des Farben.- und Lackmarktes, den Dekor- und Bautenfarben, zurück. In diesem Segment dominieren die wässrigen Systeme deutlich. Etwa 84% aller Dekor- und Bautenfarben weltweit sind wasserbasierte Systeme. Die Prozentzahlen schwanken in den jeweiligen Regionen. In Europa oder Nordamerika etwa liegt die Marktdurchdringung über diesem Durchschnittswert. Dafür ist eine niedrigere Prozentzahl in Asien-Pazifik und Südamerika vorzufinden. Was wiederum bedeutet, dass in diesen Regionen noch Wachstumspotenzial für den Einsatz wässriger Lacksysteme besteht.
Dennoch ist festzustellen, dass die Verlagerung hin zu wässrigen Systemen im Segment Dekor- und Bautenfarben zum größten Teil bereits von statten gegangen ist. Es werden sicherlich noch weitere Anteile der lösemittelbasierten Systeme zugunsten der wässrigen schrumpfen. Dies wird nach und nach passieren, sobald die gesetzlichen Vorgaben zu VOC-Gehalten auch in weiteren Teilen implementiert werden. Diese Vorgaben stützen die höhere Nachfrage und den somit höheren Bedarf an Wasserlacken, auch wenn diese nicht in allen Anwendungsgebieten den lösemittelhaltigen Systemen technisch überlegen sind.
Einsatz wässriger Systeme in Industrielacken ist gering
Im Vergleich zum Segment Dekor- und Bautenfarben, ist der Anteil wässriger Systeme in Industrielacken deutlich geringer. Im Bereich industrielle Instandhaltung und im Korrosionsschutz etwa, liegt der Anteil von wässrigen Systemen gerade einmal bei einem Drittel. Selbst in den nächsten Jahren wird dieser Anteil nur sehr geringfügig wachsen. Ein absoluter Niedrigwert ist bei den Schiffsfarben auszumachen. Im Segment allgemeine Industrielacke liegt deren Anteil bei etwa 10%. Dies wird sehr wahrscheinlich auch in den kommenden Jahren so bleiben. Dort liegt der Anteil wässriger Systeme bei nur 7% vom gesamten Volumen. Durch neuerliche Fortschritte in der Forschung und Entwicklung wagen es einige Prognosen den Anteil in den kommenden drei bis vier Jahren zu verdoppeln.
Als ein weiteres Wachstumssegment identifiziert GVR die Autoserienlacke. Der Markt für diese Beschichtungen besteht derzeit zur Hälfte aus wässrigen Systemen. GVR schätzt dieses Segment als das am schnellsten wachsende ein. Laut der Marktforscher soll die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate hier bei 8,1% liegen bis zum Jahr 2022. Auch wenn diese Rate womöglich ein wenig zu optimistisch klingt, dürfte der Trend stimmen. Auch die Studie von MaM sieht in der Automobilindustrie ein deutliches Wachstumspotenzial.
Industrielacke: nur 22% aller Beschichtungen in Europa sind wasserbasiert
Das Segment Industrielacke in Europa schätzt PRA auf eine Größe von 3,24 Mio. Tonnen und 10,5 Mrd. EUR. Mit 715.000 Tonnen halten wässrige Systeme nur einen Anteil von 22% bei den Industrielacken. Im Wert sind es rund 24% (2,6 Mrd. EUR). In diesem Segment wird auch nur eine sehr langsame Verschiebung hin zu wässrigen Systemen erwartet. Es sind einfach zu viele Hürden zu überwinden. Im Allgemeinen sind wässrige Lösung teurer als lösemittelhaltige Systeme. Um auf wässrige Systeme umzustellen bedarf es Investitionen in spezielles Equipment zur Lagerung, Handhabung und Applikation. Aber auch die Oberflächen benötigen eine intensivere Vorbehandlung. Ein ganz besonderer wichtigerer Punkt ist, dass wässrige Systeme in speziellen Fällen technisch nicht mit der Leistung von lösemittelhaltigen Systemen mithalten können,
Den größten Anteil haben wässrige Systeme noch im Autoserienlack (62%). Den nächstgrößeren Anteil findet sich in Metallverpackungen (Dosen) wieder, dort sind es 40%. An dritter Stelle stehen Lacke für Land- und Baumaschinen ACE Coatings), wo wässrige Systeme noch 35% ausmachen. So gut wie gar keine Rolle spielen, sind die Berieche Korrosionsschutz und Schiffsfarben (6%) sowie Bandbeschichtungen (2%).
Die komplette Marktübersicht lesen Sie in der Juliausgabe der Farbe und Lack, die übrigens ganz im Fokus von wasserbasierten Lacksystemen steht. Hier erfahren Sie außerdem einen Überblick über USA, China und Deutschland als größten Einzelmärkte und den europäischen Markt für Wasserlacke.