Verwurzelt an der Weser: Dr. Matthias Popp im Porträt
Er ist zwar in Hamburg geboren, doch hat Dr. Matthias Popp den größten Teil seines Lebens im nicht weit entfernten Bremen verbracht. Und hier fühlt er sich auch am wohlsten, schätzt das viele Grün, die Nähe zur Küste, Freunde und Familie in der Nähe.
Als Schüler war Matthias Popp glühender Fan des Hamburger Sportvereins. „Da musste ich mir hier in Bremen so einiges anhören“, erinnert er sich schmunzelnd. Heute interessiert ihn der Fußball nicht mehr so sehr. Geblieben ist jedoch seine Liebe für Bücher, die nicht von ungefähr kommt, da er einer Familie von Buchhändlern entstammt. „Ich bin inmitten von Büchern aufgewachsen“, sagt der 51-jährige Brillenträger. Seine Begeisterung für Naturwissenschaften sei über Bücher transportiert worden. „Ich weiß Bücher als Gegenstand zu schätzen.“ Und in der Tat kann man sich den Norddeutschen gut in seiner Wohnung mit vollgestopften Bücherregalen vorstellen, genüsslich in einen Roman vertieft. Besonders historische Expeditionsberichte haben es ihm angetan. Generell ist er sehr an Literatur interessiert und war auch schon mal Mitglied eines Literaturkreises.
Sein Abitur absolvierte Matthias Popp an einem humanistischen Gymnasium, doch schon damals faszinierten ihn Naturwissenschaften. Warum hat er sich gerade für die Chemie entschieden? „Weil die Chemie mit ihren einfachen Schreibweisen eine Mischung aus der abstrakten Physik und der konkret anschaulichen Biologie bietet.“
Popp studierte also organische Chemie an der Uni Bremen und promovierte über künstliche Photosynthese bei Prof. Stohrer. Als er seine Dissertation im Jahr 1997 beendet hatte, war der Arbeitsmarkt für Chemiker sehr angespannt. „Viele meiner damaligen Kommilitonen sind Pharmareferenten geworden“, erinnert sich Matthias Popp. Er selbst überbrückte die Zeit mit einer Weiterbildungsmaßnahme des Arbeitgeberverbandes für die Chemische Industrie in Norddeutschland e.V., die ihn nach drei Monaten Theorie zu einem Praktikum bei Forbo Siegling in Hannover führte. „Das war erstmal ein kleiner Kulturschock“, erinnert er sich – von der chemischen Theorie rein in die Produktion und ins strategische Marketing von Transportbändern. Aber die Zeit war auch sehr spannend für den damaligen Berufseinsteiger, und noch heute hat er guten Kontakt zu einigen ehemaligen Kollegen.
Nach seiner Übernahme war Popp noch bis zum Jahr 2000 für das hannoversche Unternehmen tätig. Dann traf er per Zufall seinen heutigen Vorgesetzten Prof. Andreas Hartwig auf dem Weg zur Kunststoffmesse K in Düsseldorf, der ihm die interessante Forschung am Fraunhofer IFAM schmackhaft machte. „Er hat mir außerdem klargemacht, dass es an Instituten mit Glück auch langfristige Perspektiven geben kann.“
Wechsel ans Fraunhofer IFAM im Jahr 2000
So wechselte Popp also im Jahr 2000 ans Fraunhofer IFAM, Abteilung Klebstoffe und Polymerchemie. Sein zunächst auf drei Jahre angelegter Vertrag wurde später entfristet. Die Vielfalt der Aufgaben begeisterten ihn von Anfang an. So geht es anhand der gesamten Wertschöpfungskette um Rohstoffe, Fertigung, Applikation bis hin zur Modifizierung von Oberflächen. Dazu gehören die Berechnung und Prüfung von Bauteilen und die Vorhersage von Beständigkeiten. Auch die Fort- und Weiterbildung gehört zu seinem Aufgabengebiet. „Wir möchten das Vertrauen in die Klebetechnik steigern“, betont Matthias Popp, denn in vielen Unternehmen werde das Kleben noch immer als neue Technologie angesehen. Da er im Auftrag des IFAM auch für Vorträge auf Fachkonferenzen und als Seminarreferent tätig ist, kann er hier viel Überzeugungsarbeit leisten und die Außenwahrnehmung steigern.
Erneuter Wechsel und Rückkehr ans IFAM
Nach sechs Jahren beim IFAM nahm Popp eine neue Herausforderung an und wechselte zum Technologiekonzern 3M nach Neuss, wo er als Entwickler für Klebstoffe im Automobil- und Windkraftbereich tätig war. Auch wenn ihm die Arbeit dort gut gefallen hat, zog es ihn nach vier Jahren doch wieder zurück an die Weser. „Ich bin hier so gut vernetzt und bin doch jedes Wochenende nach Bremen gefahren“, so der 51-Jährige. Er schrieb also kurzerhand eine E-Mail an seinen ehemaligen Vorgesetzten und konnte problemlos ans IFAM zurückkehren, dieses Mal in der Funktion des neu geschaffenen Gruppenleiters Klebstoffformulierungen. Dabei schätzt er das hohe Maß an Entscheidungsfreiheit. Aktuell beschäftigt er sich mit Endanwendungsprojekten für die Automobilindustrie. Ein Thema, das ihn sehr beschäftigt, sind nachwachsende Rohstoffe für Klebstoffe. Angesichts der Nachhaltigkeitsdebatte gilt sein Interesse vor allem Materialien, die verfügbar sind, ohne z.B. zulasten der Nahrungsmittelproduktion zu gehen, wie Eierschalen, Kleie oder Lignin.
Matthias Popp beschreibt sich selbst als offen und pragmatisch. „Ich möchte immer Problemlösungen finden, bin aber nicht so detailverliebt.“
Zwei weitere Leidenschaften hat der bodenständige Bremer: Das Kochen und die Fotografie. Gut trifft es sich da, dass er Verwandte auf Island hat, die er regelmäßig besucht. Die Insel mit ihrer spektakulären Landschaft bietet atemberaubende Fotomotive. Gern erinnert sich Matthias Popp an einen ganz besonderen Moment zurück: 2014 besuchte er seine Cousine, die Islandpferde besitzt. In Gummistiefeln ging es spätabends raus zu einem Ausritt. „Mitten in der Nacht sind wir durch die Lava geritten“, berichtet der 51-Jährige begeistert. Im Sommer wird es auf der Insel kaum dunkel. 2016 war er das letzte Mal dort, doch wird dies sicher nicht sein letzter Islandbesuch gewesen sein.
Von Kirsten Wrede