Mit Lust am Neuen: Dr. Peter Jenkner im Porträt
15 Mal ist der 53-Jährige in seinem Leben bereits umgezogen. Im niederrheinischen Wesel fühlen seine Ehefrau und er sich nun gut aufgehoben.
In diesen Tagen feiert Jenkner Jubiläum: Seit genau zehn Jahren ist er Chief Technology Officer (CTO) des Altana-Geschäftsbereichs Actega in Wesel. In der Stadt am Niederrhein bewohnen Jenkner und seine Ehefrau, Lehrerin von Beruf und aus dem Schwarzwald stammend, ein idyllisch gelegenes Haus. Sollte das Ehepaar irgendwann einmal zurück in den Süden ziehen, wäre das für Jenkner nicht unbedingt ein Problem, denn: „Ich bin kein Heimweh-Mensch.“ Viel wichtiger ist ihm die berufliche und menschliche Perspektive.
Vielleicht liegt diese Mentalität an seiner Herkunft. So hat Dr. Peter Jenkner zwei Staatsbürgerschaften: Er ist Österreicher und US-Amerikaner. Geboren wurde er 1963 in Binghamton, einer Kleinstadt im US-Bundesstaat New York. Seine aus Österreich stammenden Eltern waren in den 1950er Jahren aus beruflichen Gründen ausgewandert. Als ihr Sohn fünf Jahre alt war, zog die Familie zurück nach Kärnten. Einen leichten österreichischen Akzent hat Jenkner sich bis heute bewahrt. Nach der Schule studierte er Technische Chemie am Institut für Anorganische Chemie der TU Graz und promovierte dort 1990. Sein Dissertationsthema war die Synthese, Isolierung und Reaktivität größerer Oligosilane.
Internationale Erfahrungen gesammelt
Im Laufe seiner Karriere konnte Jenkner sehr viel internationale Erfahrungen sammeln. Die erste berufliche Station führte zurück in die USA. In der Forschungsabteilung von IBM beschäftigte sich der Chemiker mit silicium-organischen Polymeren. Sein Geburtsort Binghamton war übrigens Gründungsort des heutigen IT- und Beratungsunternehmens.
Auch wenn es ihm in dem international geprägten Konzern gut gefallen hatte, zog es den jungen Chemiker zwei Jahre später doch wieder nach Europa, denn er wollte gern in der „klassischen Chemie“ arbeiten.
Charakteristisch dabei: Jenkners Weg führte keineswegs zurück nach Österreich: Er bewarb sich dort, wo für ihn interessante Unternehmen saßen und landete so bei der damaligen Hüls AG (heute Evonik) in Rheinfelden. Sein Gebiet war dort die Siliciumchemie. Zur Tätigkeit im F+E-Bereich gesellte sich bald auch die Anwendungstechnik. Immer schon wichtig war ihm bei seiner Tätigkeit der Kundenkontakt. Auch das Thema Toleranz liegt ihm am Herzen. So ist es ihm wichtig zu verstehen, wie andere Kulturkreise denken.
Anruf aus Wesel
Als im Jahr 2001 das Angebot der Degussa AG kam, Marketing-Manager für Organosilane am Standort Frankfurt/Main zu werden, griff er zu und wurde kurz darauf zusätzlich Produktmanager. „Vielleicht wäre ich das auch heute noch“, sagt Jenkner und schmunzelt. Wenn da nicht vor zehn Jahren dieser Anruf aus Wesel gekommen wäre. Der damals neu gegründete Geschäftsbereich Actega der Altana-Gruppe suchte einen CTO. Fachgebiet: Die Herstellung von Spezialchemikalien für die Veredelung von Drucken und Verpackungen.
Warum der erneute Wechsel? „Ich hatte die Möglichkeit, an einer Stelle Pionierarbeit zu leisten.“ Bei Actega ist Jenkner nicht nur klassischer Forschungs- und Entwicklungsleiter, sondern er trägt die globale fachliche und koordinative F+E-Verantwortung der Division innerhalb der Altana-Gruppe. Mindestens die Hälfte seiner Arbeitszeit ist er dabei auf Achse. Zu seinen Aufgaben gehören u.a. übergreifendes Projektmanagement sowie der Aufbau und die Pflege von Kontakten zu den drei Schwesterdivisionen und akademischen Einrichtungen.
Faible für klassische Musik und Jazz
Manchmal kann man dabei das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden: Erst im Mai organisierte Jenkner eine technische Konferenz für die Actega-Forscher mit Ausflug zur unlängst fertig gestellten Elbphilharmonie in Hamburg. An Karten für Aufführungen sei ja vorerst schwer zu kommen, bedauerte der 53-Jährige. Ist er doch begeisterter Anhänger klassischer Musik. Besonders fasziniert ist er von dem Russen Alexander Borodin, der zugleich Chemiker, Mediziner und Komponist war. Zudem hat er ein Faible für die Jazzmusik der 1920er Jahre. Dabei interessiert ihn nicht nur die Musik an sich, sondern auch „das, was dahintersteckt“ – also die Musikgeschichte ebenso wie Techniken zur Musikreproduktion.
Auch wichtig: private Interessen
Auch wenn sein Beruf viel Zeit in Anspruch nimmt, sind Jenkner doch auch seine privaten Interessen wichtig. Vom kulturellen Angebot im Ruhrgebiet ist er sehr angetan. Gern besucht er die Opern- und Konzerthäuser der näheren Umgebung. Manchmal gefällt es ihm auch einfach, Zeit im Garten zu verbringen. Zudem genießt er gemeinsame Städtereisen mit seiner Ehefrau. Einmal im Jahr geht es zudem auf große Reise. Nicht zu vergessen das gemeinsame Hobby Skifahren.
Dass der 53-Jährige immer noch Spaß an der Arbeit hat, sieht man ihm förmlich an. Vergnügt blitzen die Augen, wenn er Anekdoten von seinen verschiedenen beruflichen Stationen erzählt.
Von Kirsten Wrede