Konstantes Wachstum bei Pulverlacken
Die Pulverlacktechnologie wird in vielen industriellen Beschichtungsanwendungen als eine nachhaltige Option angesehen. Am häufigsten wird sie zur Beschichtung von Metallsubstraten eingesetzt, aber die Bestrebungen haben sich auf die Entwicklung von Lösungen konzentriert, die die Anwendung von Pulverlacken auf temperaturempfindliche Materialien wie Holz und Kunststoffe ermöglichen. Das Wachstum der Fertigungs- und Baugewerbe in Verbindung mit der wachsenden Nachfrage nach nachhaltigeren Lösungen schaffen neue Möglichkeiten für Pulverlacke. Der Einsatz von Pulverlacken ist über die Jahre hinweg konstant gewachsen. Dennoch verharren diese Systeme seit Jahren bei unter 10 % des gesamten Farben- und Lackmarktes, sowohl im Volumen als auch im Wert.
Das U.S.-amerikanische Beratungs- und Marktforschungsunternehmen Kusumgar, Nerlfi & Growney (KNG) ermittelte für 2019 eine Marktgröße von 2,26 Mio. Tonnen im Wert von 10 Mrd. USD. Mit 1,45 Mio. Tonnen entfallen fast zwei Drittel auf die Region Asien-Pazifik. China ist mit 1,2 Mio. Tonnen der dominierende Einzelmarkt für Pulverlacke. Lediglich 250.000 Tonnen kommen im übrigen Raum Asien-Pazifik zum Einsatz. Diese Region solle auch mit 6 % die größte durchschnittliche Wachstumsrate verzeichnen.
Das Wachstum werde vornehmlich durch die Aktivitäten in China vorangetrieben. So waren zumindest die Annahmen von KNG und anderen Marktforschungsunternehmen zum Ende 2019 bzw. Anfang 2020. Die Wachstumsprognosen werden nun etwas vorsichtiger formuliert. Der Ausbruch des Corona-Virus Covid-19 hat noch unabsehbare Folgen auf die chinesische und globale Wirtschaft, wie Mike Growney von KNG erklärt.
Der Markt in Europa stagniert
Für den europäischen Markt kommt KNG auf ein Volumen von 427.000 Tonnen. Auf die Staaten der europäischen Union entfallen 320.000 Tonnen und 107.000 Tonnen auf das übrige Europa. Die Zahlen decken sich mit der Einschätzung von Christian Ebenberger vom Pulverlackhersteller Tiger Coatings in Österreich. Er sieht das Volumen im globalen Markt ebenso bei über 2 Mio. Tonnen. Rund ein Viertel entfallen seiner Einschätzung nach auf die Region Europa. „Die Top 5 Unternehmen halten einen Marktanteil von zirka 200.000 Tonnen in Europa, das sind etwa 40 %“, sagt Ebenberger. KNG erwartet Stagnation in den Märkten der EU-Staaten. In den übrigen Teilen Europas, etwa in Russland und der Türkei, dürfte sich ein kleines Wachstum abzeichnen.
Auf dem gesamten amerikanischen Kontinent ermittelte KNG ein Volumen von 313.000 Tonnen. Ganz klar dominierend ist der nordamerikanische Markt mit einem Verbrauch von 273.000 Tonnen. Die Wachstumsprognosen sind verhalten und deuten, wenn überhaupt, auf einen sehr geringen Anstieg im Verbrauch hin. Die übrigen 40.000 Tonnen verteilen sich auf die Region Mittel- und Südamerika. Der Verbrauch an Pulverlacken soll im vergangenen Jahr in den restlichen Regionen der Welt bei 70.000 Tonnen gelegen haben.
Im letzten Jahr wurden mehrere Studien zum Pulverlackmarkt veröffentlicht. Seriöse Anbieter prognostizieren ein durchschnittliches jährliches Wachstum von etwa 6 % für den globalen Markt. Die Marktgröße soll bis 2025 auf einen Wert von 14,7 Mrd. USD ansteigen.
Auch in diesen Studien wird Asien-Pazifik als hauptverantwortliche Region für das Wachstum ausgemacht. Die wichtigsten Faktoren, die den Markt antreiben, sind die steigende Nachfrage aus den Endnutzungsindustrien, einschließlich der Automobil-, Konsumgüter-, Architektur- und allgemeinen Industrie sowie der Möbelindustrie. Darüber hinaus nimmt auch die Durchdringung von Pulverlacken im Vergleich zu Flüssiglacken zu, da erstere weniger Zeit zum Trocknen benötigen und ein geringes Gewicht der Endprodukte, Korrosionsbeständigkeit und geringe Emissionen bieten.
Nachhaltige Lösungen führen zu einer Dynamik im Markt
Die Einbeziehung neuer und nachhaltiger Lösungen und schneller technologischer Fortschritte zur Erfüllung der zukünftigen Anforderungen an Effizienz, Haltbarkeit und Umweltverträglichkeit wird die Expansion des Pulverlackmarktes vorantreiben. Darüber hinaus werden die Verbraucherpräferenzen, wie z.B. die Haltbarkeit, Korrosionsbeständigkeit und der hohe Glanz der Beschichtungen, das Wachstum weiter verstärken. Günstige Regierungspolitik und Vorschriften bezüglich der Verwendung von Materialien, die giftige Chemikalien und hohe VOCs enthalten, werden das Wachstum des Pulverbeschichtungsmarktes fördern.
Pulver ist im Vergleich zu Flüssiglacken eine relativ junge Technologie, die in den letzten Jahren ein beispielloses Wachstum erlebt hat, fasst Daniel Vlad von Akzo Nobel zusammen. „Mit der hohen Oberflächenqualität, der Bandbreite an innovativen und schützenden Eigenschaften, der einfachen Anwendung und den überzeugenden nachhaltigen Angebot, hat die Pulvertechnologie den Beschichtungsmarkt verändert und wird diesen auch weiter verändern“. Ihrer Ansicht nach ist Pulver ein wachsender Markt, der in einem breiten Spektrum von Industriesegmenten eine ernsthafte Alternative zu Flüssigbeschichtungen biete. Da die Gesellschaft zunehmend nachhaltigere Lösungen mit geringeren Auswirkungen auf unsere Umwelt fordere, ebnen Pulverlacke den Weg für eine nachhaltigere Zukunft in der Lackindustrie.
Auch Ebenberger geht von einem konstanten Wachstum aus. „Pulverlacke ermöglichen härtere Oberflächen, eine bessere Kantendeckung und sind auch noch recyclebar“ sagt er über die Vorteile. Als Nachteile sieht Ebenberger jedoch, dass gewisse Applikationen für Pulverlack ausgeschlossen seien, wie zum Beispiel On-site- oder Schwerteil-Anwendungen. Auch der Farbwechsel sei aufwändiger oder das Nachbessern bei Schäden schwieriger und der Energiebedarf beim Einbrennen sei höher. „Umweltverträglichkeit, Nachhaltigkeit, CO2-Carbon-Footprint sowie Energie-Effizienz-Themen werden wichtiger“, sagt Ebenberger.
Auch Daniela Vlad von Akzo Nobel sieht ihr einen wichtigen Faktor, der sich positiv auf die Nachfrage nach Pulverlacken auswirken wird. „Es gibt eine wachsende Dynamik auf dem Markt, sich in Richtung nachhaltigerer Lösungen zu bewegen. Bei Pulverlacken gibt es ein übergreifendes Wachstumsthema, alternative Beschichtungen wie Flüssiglacke dort zu ersetzen, wo sie ein vergleichbares oder besseres Aussehen, besseren Schutz sowie bessere Funktionalität bieten und gleichzeitig eine nachhaltigere Lösung für unsere Kunden darstellen“. Angesichts der steigenden Nachfrage nach nachhaltigen Lösungen und dem Bestreben, die Umweltbelastung zu reduzieren, seien Kunden ständig motiviert, umweltfreundlichere Beschichtungslösungen zu finden, erklärt Vlad.
Investitionen notwendig, um weiteres Wachstum zu generieren
Beschichtungen auf metallischen Substraten sind führend auf dem Pulverlackmarkt und machen in den vergangenen Jahren über 95 % der Anteile der Pulverlackindustrie aus. Diese können in einer Vielzahl von Anwendungen eingesetzt werden, wie z.B. Automobilkomponenten, Land- und Baumaschinen, Außenmöbel, HVAC und elektrische Produkte. Zu den Hauptmerkmalen dieser Beschichtungen gehören eine hohe Wärmebeständigkeit und eine einfache Anwendung.
Damit Potenziale im Markt ausgeschöpft werden können, bedarf es Produkt- und Prozessinnovationen. Damit die Pulverbeschichtungstechnologie vorankommen kann, muss die Akzeptanz der gesamten Wertschöpfungskette gegeben sein. Die Endkunden müssen den Wert von Hochleistungspulverlacken schätzen, während der Pulverlacklieferant Ressourcen zur Entwicklung und Förderung der neuen Technologie investieren muss. Potenziale liegen ganz klar in Produkt- und Prozessinnovationen. Langfristiges Produktpotential sieht Ebenberger für nicht-leitende/nicht-metallische Untergründe. Zu den Entwicklungen, die derzeit den Markt umtreiben, zählt er eine weitere Annäherung von Metallic-Effekt- zu Nasslack-Effekt-Pulverlacken. Potenziale erkennt in globalen Produkt- und Logistiklösungen und nennt als Stichwort das globale Dorf.
Das Thema Rohstoffe wird die Branche auch weiterhin in Bewegung halten. „Die Rohstoffkosten verharren auf hohem Niveau. Das Rohstoff-Angebot wird als wirtschaftliche Konsequenz der REACH-Verordnung für nachgelagerte Anwender kleiner werden oder sind kurzfristig als wirtschaftliche Konsequenz der Verordnung nicht mehr verfügbar“, sagt Ebenberger. Tendenziell kleiner werdende Losgrößen und die Bedarfs-Volatilität in den verschiedenen Marktsegmenten.
Von Damir Gagro