Januar-Ausgabe // Birgit Döring im Porträt
Beruf und Familie lassen sich bei Birgit Döring, Geschäftsführende Gesellschafterin des Industrielackherstellers Vestocor, sehr gut vereinen. „Wir leben nicht mehr alle unter einem Dach, arbeiten aber alle unter einem Dach. Obwohl unsere Töchter nicht mehr bei uns wohnen, sehen wir uns dennoch regelmäßig. Das ist nur einer der Vorteile eines Familienunternehmens“, sagt Döring. Das Familienunternehmen besteht seit 2007. In dem Jahr entschieden sich Birgit Döring und ihr Mann den Betrieb zu kaufen.
Ihr Ehemann hatte bereits jahrelang als Betriebsleiter in der Firma gearbeitet. Die 46-Jährige hatte aber beruflich bis dahin keinerlei Berührungspunkte mit der Farben- und Lackbranche. Nach einer kaufmännischen Ausbildung in einer mittelständischen Firma für Autozubehör führte es sie in die Werbebranche, wo sie den kaufmännischen Bereich einer Werbeagentur verantwortete. Dort blieb sie aber nur zwei Jahre und wechselte zum Ölkonzern BP/Aral. Zehn Jahre war Döring in dem Bereich „Reseller & Pricing“ des Konzerns tätig.
Vom Konzern in den Mittelstand
„Ich empfand den Umstieg vom Konzern in den Mittelstand als erleichternd“, beschreibt die in Bottrop geborene Döring den Wechsel in die Selbstständigkeit und eine für sie neue Branche. „Die ersten Jahre musste ich viel lernen, über die Branche, die Produkte und Abläufe“, erzählt die Unternehmerin. Dazu habe sie eine „kleine Ausbildung“ im Unternehmen durchlaufen und in alle Abteilungen reingeschaut. „Um eine Firma erfolgreich zu führen, muss man alle Prozesse kennen und überblicken. Denn nur so kann man optimieren und verbessern. Im Mittelstand geht das sehr gut, im Konzern hingegen herrscht oftmals reines Abteilungsdenken“, sagt die Geschäftsführerin.
Birgit Döring verantwortet den kaufmännischen Part in der Geschäftsführung. „Auch wenn wir ein sehr familiär geführtes Familienunternehmen sind, gibt es keine angestaubten Traditionen. Wir pflegen einen modernen Führungsstil, wie ich finde“, erklärt Döring. Im Betrieb etwa duzen sich alle Beschäftigten. Außerdem dürfen die Mitarbeiter in den Verwaltungsabteilungen ihre Hunde mit ins Büro bringen. „Diese motivationsfördernde Maßnahme trägt zu einem guten Betriebsklima bei und verfolgt das Ziel einer sinkenden Fluktuation“, sagt die Unternehmerin.
Motivieren will Döring aber nicht nur in der Firma. Vestocor sponsort zwei Sportmannschaften in der Region. „Es ist ein gutes Gefühl sich sozial zu engagieren und zu helfen“, sagt sie. Privat engagiert Döring sich ebenfals sozial. Vor mehreren Jahren hat sie die Patenschaft für einen 7-jährigen und einen 14-jährigen Jungen im afrikanischen Swasiland übernommen.
Pferde und Kochen
Die Work-Life-Balance ist für Birgit Döring sehr wichtig. Ist es aber so einfach das Berufsleben am Küchentisch einfach auszublenden, zumal man ja selbstständig ist aber auch die ganze Familie im Unternehmen tätig ist? „Die Firma beschäftigt einen auch am Küchentisch, das ist klar. Wenn wir aber merken, dass sich die Gespräche nur noch um den Betrieb drehen, beginnen wir mit einem anderen Thema. Das funktioniert ganz gut“, sagt Döring. Um sich von der Arbeit abzulenken, gibt es viele Interessen, denen die Unternehmerin gerne nachgeht. Leider fehle ihr aber oft einfach die Zeit. Zum Dressurreiten kommt sie nur noch sehr selten, das familieneigene Dressurpferd ist daher hauptsächlich mit der Tochter im Einsatz. „Bei den Turnieren bin ich zur Unterstützung dabei, wenn es zeitlich passt. Und um unser Pferd Higgins kümmere ich mich auch gerne. Da kann der Tag auch gerne schon mal um vier Uhr morgens beginnen“, erzählt Döring. Entspannung findet die Geschäftsführerin auch mit dem Kochlöffel in der Hand. Sie probiert in der Küche gerne was aus, am liebsten kocht sie aber traditionelle Familienrezepte. Da die Gerichte in der Familie sehr beliebt sind, hat Döring erst kürzlich ihr erstes Kochbuch veröffentlicht. „Es steht natürlich nicht in den Regalen der Buchhandlungen. Es ist für den internen Gebrauch gedacht und enthält viele Familienrezepte, die über die Jahre zusammengekommen sind“.
Zweites Zuhause auf Mallorca
Zum Abschalten eignet sich aber auch ein Tapetenwechsel. Damit dieser spontan und unkompliziert geschehen kann, haben sich die Dörings vor drei Jahren eine Wohnung auf Mallorca gekauft. Das Domizil auf der Insel ist mittlerweile zum zweiten Zuhause geworden. Daher werden Trips dorthin nicht mehr als Urlaubsreisen angesehen. Alle zwei oder drei Jahre stehen daher Fernreisen auf dem Plan. Anfang 2016 ging es für drei Wochen nach Kuba. „Die Einfachheit hat mir dort sehr gut gefallen. Die Zeit ohne Fernsehen, Internet oder Telefon bringt pure Entspannung. Wir haben immer bei Privatleuten übernachtet, um Land und Leute besser kennenzulernen und einen anderen Einblick zu erhalten als es für den typischen Hoteltouristen möglich ist“, erzählt Döring, die gut Spanisch spricht.Der nächste Trip ist nach Südafrika geplant. Neben dem Urlaub kann sich Döring dort auch einen Herzenswunsch erfüllen und ihre beiden Patenkinder aus Swasiland persönlich kennenlernen. Denn derzeit beschränkt sich der Kontakt lediglich auf einige Briefe pro Jahr. // Kontakt: b.doering@vestocor.com
Damir Gagro