Interview: „Verdrossenheit bezüglich Politik und EU von KMU Kollegen ist verständlich“

Das Luxemburger Unternehmen Peintures Robin feiert das 90. Firmenjubiläum. CEO Gérard Zoller spricht über die Besonderheiten des Marktes in dem kleinen Land und die sich daraus bildenden Herausforderungen.

In Luxemburg sind zwei Lackunternehmen ansässig. Bild: Rea Molko - Fotolia -

Bitte beschreiben Sie den Markt in Luxemburg.

Gérard Zoller: In Luxemburg gibt es neben uns nur noch Couleurs Gérard Sàrl, ein kleines Familienunternehmen. Es gibt keine verlässlichen Zahlen zur Marktgröße. Durch die Bauaktivitäten fühlen sich jedoch viele Farbenhersteller berufen in den Markt zu drängen. Sie überschätzen diesen aber maßlos. Daher können wir nicht nur von Luxemburg sprechen, sondern müssen von der Großregion ausgehen. Diese umfasst einen Umkreis von 120 km rund um unseren Standort in Useldange. Somit besteht unser Heimatmarkt aus vier Ländern, ­Luxemburg, Deutschland, Belgien und Frankreich.

Wo liegen im Speziellen die Herausforderung für Ihr Unternehmen?

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Gérard Zoller

CEO Peintures Robin

Zoller: Wir stoßen neben Luxemburg auf drei verschiedene Länder, damit beginnen für einen kleinen Mittelständler wie uns die Schwierigkeiten. Die Kunden geben sich oft nicht mit europäischen Labels zufrieden, sondern verlangen nationale Label. Im Gegensatz zu Konzernen und größeren Unternehmen, ist es für uns schwierig dieses leisten zu können. Für uns funktioniert der europäische Markt eigentlich nicht. Für uns ist es jedoch ganz klar eine Exportbeschränkung.

Das Expandieren empfinden wir ebenso als sehr schwierig. Wenn wir eine weitere Filiale eröffnen wollen, sind wir gezwungen ins Ausland zu gehen. Wir müssen uns dann mit dem dortigen Fiskalrecht und allen weiteren Regularien vertraut machen. Dass Europa besteht und funktioniert wird zwar oft beschworen, stimmt aber nicht für jedes Unternehmen.

Eine weitere große Herausforderung ist auch die Umsetzung der europäischen Direktiven. Wir, mit knapp über 100 Mitarbeitern, müssen dieselben Anforderungen wie ein großer Konzern mit über 1.000 Mitarbeitern erfüllen. Das ist eine Belastung, die oft unterschätzt wird. Wir können daher die Verdrossenheit hinsichtlich der Politik und der EU einiger KMU-Kollegen gut nachvollziehen bzw. verstehen.

Wie stark liegt Ihr Fokus auf dem Export?

Zoller: Der kleine Markt zwingt uns zu exportieren, denn hier sind wir an unsere Grenzen gelangt. 30% unseres Umsatzes generieren wir bereits mit dem Export. Diesen Wert werden wir künftig steigern. Dafür müssen wir uns stärker auf die Nachbarländer konzentrieren. Dort hat aber natürlich niemand auf uns gewartet. Deshalb müssen wir verlässliche Partnerschaften aufbauen, um in diesen Ländern unsere Aktivitäten ausbauen zu können.

Welche Geschäftsbereiche wollen Sie ausbauen?

Zoller: Bautenfarben, Industrie- und Holzlacke stellen wir in eigener Produktion her. Autoreparaturlacke vertreiben wir als exklusiver Vertreter. Die klassische Lohnfertigung bieten wir auch an. Diese ist bei uns ein wachsendes Geschäftsfeld. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass solche Aufträge mittlerweile schneller geschlossen werden. Sobald die Geheimhaltungsverträge unterschrieben sind, läuft es ziemlich schnell und unkompliziert. Derzeit trägt die Lohnfertigung 20% zu unserem Jahresumsatz bei. Hier wollen wir aber weiterwachsen und verfügen noch über freie Kapazitäten, die wir auslasten wollen.

Sie sind kürzlich zertifiziert worden für Ihre biobasierte Innenwandfarbe. Wie bewerten Sie das Potenzial dieser Produkte?

Zoller: Wir haben uns damals entschieden, dass wir von den petrochemischen Rohstoffen wegkommen wollen. Wir haben nun Farben auf Pflanzenölbasis entwickelt, die auch Cradle2Cradle zertifiziert sind. Bis wir damit die breite Masse erreichen können, müssen wir dieses Produkt jedoch vorerst noch subventionieren. Wir wollen unser Sortiment aber dahingehend weiter ausbauen. Der Kunde bevorzugt ökologische Produkte, solange diese keine Mehrkosten verursachen.

Die Preise und die Verfügbarkeit der Rohstoffe für biobasierte Produkte sind für uns auch noch eine große Hürde. Wir stehen im Wettbewerb mit der Nahrungsmittelindustrie. Das wird in der Bevölkerung teilweise auch sehr kritisch gesehen. Wir kritisieren den Etikettenschwindel, der im Markt auch vielfach betrieben wird und so kommen die Bio-Label leider in Verruf.

Sie feiern in diesem Jahr das 90-jährige Bestehen der Firma. Welche Projekte sind in absehbarer Zeit geplant?

Zoller: Wir platzen aus allen Nähten an unserem Hauptsitz. Wir bauen zwei neue Logistikhallen. Dazu investieren wir einen Betrag im niedrigen zweistelligen Millionenbereich.

Dieses Interview führte Damir Gagro.

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