Interview: „Türkei bleibt hochattraktiver Markt für Investitionen“

Das Distributionsunternehmen IMCD Group hat jüngst ein Labor in der Türkei eröffnet. Frank Schneider, Global Business Group Director Coatings and Construction bei IMCD, gibt Einblicke in den türkischen Markt und spricht über die Herausforderung für Handelsunternehmen im Markt.  

Interview: „Türkei bleibt hochattraktiver Markt für Investitionen“ – Bildquelle: VIPDesignUSA -Fotolia
Interview: "Türkei bleibt hochattraktiver Markt für Investitionen" – Bildquelle: VIPDesignUSA -Fotolia -

IMCD hat jüngst ein neues Labor in der Türkei eröffnet. Weshalb haben Sie sich für diesen Standort entschieden?

Frank Schneider: Wir sind seit 2006 mit unserem Geschäftsbereich Coatings und Construction in der Türkei aktiv. Nach der Erweiterung unseres Produktportfolios in dieser Region war dies der nächste konsequente Schritt, da der Markt hochattraktiv ist und wir jetzt komplette Formulierungslösungen anbieten können. Dafür benötigen wir vor Ort auch das Formulierungs-Know-how und ein anwendungstechnisches Labor, um den Anforderungen unserer Kunden und Lieferanten gerecht zu werden.

Wie bewerten Sie den Markt für Farben und Lacke in der Türkei?

Schneider: Wir fanden den Markt sehr dynamisch mit hohen Wachstumsraten. Auch für Distributeure, die mehr als nur Ein- und Verkauf von Waren anbieten, etwa den technischen Support. Die Türkei lag über den Wachstumsraten, die wir hier aus Westeuropa kannten. In den letzten Monaten, vor den derzeitigen ökonomischen Entwicklungen, hat sich die Marktdynamik jedoch deutlich verlangsamt. Dennoch wollen wir hier antizyklisch investieren und im Markt zeigen, dass wir eine starke Position ausfüllen können.

Wo liegen die Unterschiede zu den Märkten in West- und Mitteleuropa?

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Frank Schneider

Global Business Group Director Coatings and Construction bei IMCD

Schneider: Die Ausschläge in der Türkei sind stärker, sowohl die Ausreißer nach oben als auch nach unten. Wir als Distributor verlieren derzeit noch nicht so viel Geschäft in diesem Markt, aber Lackhersteller und Hersteller von bauchemischen Produkten formulieren und liefern weniger. Die ganze Nachfrage sinkt daher insgesamt deutlich. Im übrigen Europa haben wir mehr Kontinuität. Die Ausschläge sind nicht so stark, wir haben eine längerfristige Vorrausschaubarkeit. Das hat Vorteile, wenn es nach unten geht und ist nachteilig, wenn es nach oben geht.

Wir haben in der Türkei eine große Anzahl an hochqualifizierten Fachkräften, sowohl bei Kunden als auch bei Lieferanten. Es kommen viele junge, gut ausgebildete Menschen von den Universitäten. Daraus ergibt sich eine deutliche Verjüngung dieser Branche in der Türkei. Daraus resultiert eine hohe Innovationskraft in unseren Branchen Coatings und Bauchemie in der Türkei. Das macht die Kunden dort auch sehr anspruchsvoll. Sie erwarten nicht nur kaufmännischen, sondern auch umfassenden technischen Service von einem Distrubutionsunternehmen.

IMCD betreibt noch elf weitere Coatings und Construction Labore weltweit. Wo sehen Sie die Vorteile in den eigenen Laboren?

Schneider: Neben dem Labor an sich, ist es noch weit wichtiger die richtige Mannschaft zu haben, die Konzept- und Komplettlösungen umsetzen und anbieten kann. Die lokale Betreuung ist heutzutage Voraussetzung für den Erfolg im Markt. Hiermit reagieren wir darauf, was der Prinzipal, der Lieferant, erwartet. Wir müssen stets beachten, welchen Service und welches Angebot wir anbieten müssen, um dessen Produkte in einem Markt zu vertreiben. 

Auf der anderen Seite müssen wir auch die Kunden im Auge behalten. In den meisten Märkten steigen die Anforderungen an ein technisches Komplettpaket. Dies rückt immer stärker in den Fokus, auch im Hinblick auf die Digitalisierung. Innovationen werden nicht mehr einfach durch einen Verkäufer vertrieben, sondern mit Hilfe eines Labors und eines technischen Services. Formulierungsexpertise wird immer gefragter im Markt und zwar auf globaler Ebene. Diese muss heutzutage auch von Distributoren angeboten werden.

Das komplette Interview lesen Sie in der Aprilausgabe der FARBE UND LACK.

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