Interview: „Man muss innovativ, investitionsfreudig und risikobereit sein“
Wie kam es zu der Änderung in der Geschäftsführung?
Mein Partner hatte sich bereits 2016 aus dem aktiven Geschäft zurückgezogen. Er betreibt auch noch ein Unternehmen in der tschechischen Republik. Nach zweijährigen Verhandlungen ist er zum 1. Juli 2018 komplett ausgestiegen. Ich habe jetzt meinen Sohn Finn mit ins Unternehmen geholt, er soll demnächst noch aktiver im Geschäft werden und kümmert sich bereits um Marketing und Vertrieb. Das funktioniert sehr gut. Er unterstützt mich bei meinen Wachstumsideen, von denen ich noch viele habe.
Welche Pläne haben Sie für die Zukunft von Lafazit?
Wir haben im Jahr 2014 mit neun Mitarbeitern angefangen, von denen zwei Geschäftsführer waren. Jetzt habe ich – mit Aushilfen – 22 Mitarbeiter. Ich fahre einen ziemlichen Wachstumskurs, der gut funktioniert. Wir planen deutliche Investitionen. Die Konsolidierung im Farbenmarkt kann man schon sehen, und wir sind in einem Bundesland (Sachsen), wo es kaum noch Farbenhersteller gibt. Wer bietet noch Holzschutzfarbe an in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen?
Die Anforderungen der EU bzgl. der Verwendung der Rohstoffe setzen uns sehr unter Druck. Ich halte engen Kontakt zu den deutschen Lackrohstoffherstellern und plane eine deutlich grünere, nachhaltigere Produktpalette. Ich sehe gar nicht den Vertrieb als das Problem an, sondern eher, dass wir im Markt eine Verknappung unserer Grundstoffe haben. Da es kaum noch Lackfabriken gibt, werden uns die Abnehmer künftig hinterherlaufen. Wir müssen uns daher nicht anbiedern. Die Entwicklung, dass immer mehr Fabriken vom Markt verschwinden, macht mir den Verkauf noch leichter.
Wie sieht Ihre Unternehmensphilosophie aus?
Man muss innovativ, investitionsfreudig und risikobereit sein, aber auch ein gewisses Rückgrat haben. Ich bin der Meinung, dass wir Lackhersteller uns nicht immer die Preise diktieren lassen dürfen. Wir werden sehr stark von der Rohstoffseite unter Druck gesetzt, das ist mein Thema. Wenn ein Akteur da nicht mitspielt, bin ich ganz rigoros darin, mich von demjenigen zu trennen. Die Zufriedenheit meiner Kunden, Lieferanten, Mitarbeiter ist mir wichtig.
Das Interview führte Kirsten Wrede