Interview: „Das Testen von neu entwickelten Produkten fand ich spannend“
Was hat sie als Restauratorin zur European Coatings Show 2019 geführt?
Katharina Haider: Ich bin vor allem Restauratorin für moderne Materialien und für zeitgenössische Kunst. Gerade hier verwenden Künstler laufend Materialien, die neu auf dem Markt sind. Da möchte ich mich ständig informieren, was mich potenziell in den nächsten Jahren in den Ateliers erwartet, wenn es die ersten Schäden gibt. Auch für meine eigene Arbeit lassen sich neue, spannende Materialien mit verbesserten Eigenschaften (z.B. UV- und Farbechtheit, geringe Toxizität, verbesserte Verarbeitbarkeit), Funktionsmittel und besondere Additive entdecken. Ich finde es gut, wenn man die Hersteller direkt ansprechen kann. Außerdem wollte ich meine Kolleginnen und Kollegen informieren und motivieren, die tolle Fortbildungsmöglichkeit ECS zu nutzen.
Was fanden Sie auf der Messe und Konferenz am spannendsten?
Haider: Mir war z.B. gar nicht die Bedeutung von Titandioxid bewusst und wie damit die unterschiedlichen Lackeigenschaften beeinflusst werden können. In der Restaurierung ist TiO2das wichtigste Weißpigment. Es wird vielen Künstlerfarben in kleinen Mengen beigemengt, um das Deckvermögen zu erhöhen. Mir ist sozusagen ein „alter Bekannter“ in neuem Licht erschienen. Das Testen von neu entwickelten Produkten fand ich spannend, das ist auf der Konferenz immer wieder thematisiert worden. Auch Restauratoren sind dazu angehalten, im Kleinen zu testen, wie sich Produkte verhalten, die sie verwenden oder verarbeiten wollen. Einblicke in die Prüfmethoden der Profis zu bekommen, fand toll. Interessant war auch, dass die Dauerhaftigkeit von Produkten in der Industrie etwas ganz anderes bedeutet als in der Restaurierung.
Was können Sie aus Ihrem Messebesuch für Ihre eigene Arbeit ziehen?
Haider: Es sind einige neue Materialien in die „Trickkiste“ gekommen, das sind zum Teil Lacke, aber auch Testpanels und spannende Füllmaterialien. Ich denke auch schon lange über eine Fortbildung zum Thema Lackieren nach. In Nürnberg habe ich dazu eine Farbschule entdeckt. Wunderbar fand ich auch, ein Netzwerk geknöpft zu haben. So kann ich nette Experten auf dem kurzen Dienstweg z.B. zu speziellen Lackformulierungen befragen. Was ich auch immer suche, sind wirklich weiße mineralische Füllstoffe, die ich Kunststoffen beimengen kann, wenn ich eine Kittung mache. Ich habe vor Ort Muster bekommen und kann mich jetzt ans Testen machen. Auch das Thema Arbeitsschutz, das bei der Konferenz immer wieder aufkam, wie man hier den Umgang verbessern und kontrollieren kann, war sehr nützlich für mich.
Das Interview führte Kirsten Wrede.