Interview: Biozide Wirkstoffe stehen fast alle regulatorisch unter Druck

Die Auswahl der verfügbaren bioziden Wirkstoffen hat sich durch die Biozidverordnung verknappt, was inbesondere wasserbasierter Formulierungen und im Holzschutz zu Problemen führt. Wir sprachen mit Dr Christof Walter, Referent für Biozide im VdL über den Status Quo.

Interview: Biozide Wirkstoffe stehen fast alle regulatorisch unter Druck- Bildquelle: Sebastian Kaulitzki - Fotolia.com -

Wie wirkt sich die Verknappung biozider Wirkstoffe auf Holzlacke aus?

Dr. Christof Walter: Für Holzlacke ist sowohl die Topfkonservierung (PT 6) als auch der Holzschutz (PT 8) relevant. In beiden Bereichen stellen wir eine Verknappung fest. Bei der ECHA sind zwar für beide Kategorien viele Wirkstoffe aufgeführt, doch nur wenige davon eignen sich zur Konservierung von Farben bzw. zur Oberflächenbehandlung von Holz. Da die wenigen geeigneten Wirkstoffe fast alle regulatorisch unter Druck stehen, ist die zukünftige Konservierung wasserbasierter Formulierungen in Frage gestellt, und es wird außerdem immer schwieriger, Produkte mit geeigneten Wirkstoffen zum Holzschutz auszurüsten.

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Welche Produkte sind insbesondere betroffen?

Walter: Bei der Konservierung ist speziell der DIY-Bereich betroffen, da es nach wie vor unsicher ist, ob MIT-basierte Konservierungen hier in Zukunft noch einsetzbar sein werden. Im Holzschutz stehen zurzeit viele Wirkstoffe und die entsprechenden Konservierungsmittel vor dem Renewal. Eine besondere Bedeutung kommt Propiconazol zu: Es ist in rund 70 % der in Deutschland zugelassenen Holzschutzmittel enthalten. Seit die Einstufung als reproduktionstoxisch 1 B verabschiedet wurde, sehen sich die Hersteller von Holzschutzmitteln großen Unsicherheiten gegenüber. Eine Genehmigung des Wirkstoffes kann nur noch über bestimmte Ausnahmeregelungen erfolgen. Da hier kaum Erfahrungen vorliegen, ist der Ausgang ungewiss.

Wie lässt sich dem Problem entgegenwirken?

Walter: Die Verknappung entsteht durch die Kopplungen und Automatismen zwischen der gefahrenbasierten Einstufung (CLH-Verfahren) und dem Genehmigungsprozess der BPR in Verbindung mit der isolierten Betrachtung der Wirkstoffe. Die Industrie fordert seit langem einen gesamtheitlichen Ansatz, der den Nutzen der Wirkstoffe und die Konsequenzen ihres Wegfalls berücksichtigt. Außerdem setzt sich der VdL dafür ein, dass MIT im DIY-Bereich einsetzbar bleibt und Alternativen wie Zink-Pyrithion erhalten bleiben. Ferner unterstützen wir die Wirkstoffhersteller dabei, für Wirkstoffe wie Propiconazol eine Genehmigung unter den Ausnahmeregelungen zu erhalten.

Das Interview führte Kirsten Wrede.

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