Eine ideale Fügung: Generationeninterview mit Familie Schwartz, Lackwerke Peters

2020 ist ein ganz besonderes Jahr für die Familie Schwartz: Es steht ein wichtiges Firmenjubiläum an – 50 Jahre Lackwerke Peters. Und außerdem wollen Britta Schwartz und Benjamin Alfes, die dritte Familiengeneration, bald heiraten.

Familie Schwartz

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An unserem Interview nahmen Brigitte Schwartz, Gesellschafterin und Tochter des Begründers der Lackwerke Peters, Ralf Schwartz, Geschäftsführer, Britta Schwartz, Tochter von Brigitte und Ralf Schwartz und Assistentin der Geschäftsführung, sowie Benjamin Alfes, Assistent der Geschäftsführung, teil.

Wie haben Sie Ihre Aufgaben im Unternehmen untereinander aufgeteilt?

Britta Schwartz: Jeder hat seinen Spezialbereich, je nach Ausbildung und Erfahrung. Bei mir ist es das Supply Chain Management – Einkauf, Logistik, Bedarfsplanung. Das hat mich auch schon ihm Rahmen meines International Business Studium interessiert. Ich war nach dem Studium noch bei einer anderen Firma, bei Henkel in Düsseldorf, und habe dort auch in diesem Bereich gearbeitet. Mit dem theoretischen Wissen und den ersten beruflichen Erfahrungen bin ich dann zu Lackwerke Peters gekommen.

Benjamin Alfes: Mein Schwerpunkt ist die Produktion. Ich habe Wirtschaftsingenieurswesen mit Fachrichtung Maschinenbau studiert.

Ralf Schwartz: Ich fühle mich noch gesamtverantwortlich für die Unternehmensgruppe, bin aber froh, dass ich jetzt einige Segmente abgeben kann. Mein Schwerpunkt liegt bei Marketing und strategischer Weiterentwicklung. Wir haben insgesamt sechs Aufgabenbereiche. Zwei werden von Nicht-Familienmitgliedern geleitet. Das hat sich ideal gefügt.

Brigitte Schwartz: Ich bin für Finanzen und Personal zuständig. Das Unternehmen hat damals mit deutlich weniger Mitarbeitern angefangen, da hat meine Mutter auch noch mitgearbeitet. Sie war gelernte Finanzbuchhalterin. Das war ideal. Meine Mutter hat immer schon Finanzen und Personal gemacht. Als wir nach Kempen kamen, hatten wir nur 28 Mitarbeiter, jetzt sind es 177 weltweit. Mein Vater hat damals noch alles selbst gemacht. Aber wenn man wächst, muss man lernen, immer mehr abzugeben, weil man es nicht allein schafft. Heute haben wir eine eigene Abteilung für Finanzbuchhaltung.

Ralf Schwartz: Wir haben jetzt auch eine kritische Größe im Wachstum erreicht, wo man Strukturen und Unterbau schaffen muss. Wichtig war in diesem Zusammenhang der einjährige China-Aufenthalt von Britta und Benjamin bei unserer dortigen Niederlassung.

Britta Schwartz: Ja, wir waren bei unseren Kollegen in Shanghai bei Peters China. Es war absolut spannend.

Benjamin Alfes: Die Niederlassung ist ja noch relativ jung, es gibt sie seit 2016. Die wirkliche Anfangsphase haben wir zwar nicht miterlebt. Das Geschäft hat sich nach ein paar Jahren am Markt etwas etabliert. Man merkte im Alltag schon, wie die Organisation wächst. Wir können uns jetzt damit beschäftigen, wie wir den Firmenstandort integrieren können. Vorher lag der Fokus darauf, den Markteintritt zu schaffen. Jetzt haben wir die ersten internationalen Kunden, konnten die ersten Brücken bauen. Es ist eine komplett andere Arbeitswelt.

Ralf Schwartz: Unsere Produktion liegt übrigens ausschließlich in Kempen. Im Ausland, auch in Italien, haben wir Service- und Vertriebsgesellschaften.

Wie sind Sie in China zurechtgekommen?

Britta Schwartz: Sehr gut. Die lokalen Kollegen haben uns das Eingewöhnen sehr erleichtert und uns gut aufgenommen. Der Plan ist, dass wir auch künftig den Kontakt zum Standort China halten werden.

Haben Sie weitere Expansionspläne?

Ralf Schwartz: Längerfristig Südostasien. Wir haben das Ziel, den Chinesen unser mittelständisches Denken ans Herz zu legen und dadurch auch die Mitarbeiter zu binden und einen „deutsch-chinesischen Weg“ zu finden. Was nicht einfach ist, keine Frage. Die Leute vor Ort schätzen den Kontakt zur zweiten und dritten Generation des Unternehmens sehr. Dass man sich direkt an uns wenden kann, Geburtstagsgeschenke bekommt usw. Wir wollen eine echte Integration, ein Zusammengehörigkeitsgefühl schaffen.
Mitarbeiterbindung ist ein wichtiges Thema.

Ganz allgemein, was sind für Sie die Vor- und Nachteile eines familien- bzw. von mehreren Generationen geführten Unternehmens?

Britta Schwartz: Wir bringen unterschiedliche Ideen ein. Wir haben viel Erfahrung aus der Branche und aus der Industrie in unserer Runde. Benjamin und ich bringen neue Ansätze an, auch aus dem Studium. Das zusammengenommen ist, denke ich, ein großer Vorteil.

Brigitte Schwartz: Es gibt nur Vorteile, keine Nachteile.

Ralf Schwartz: Den gravierenden Vorteil, den ich sehe, ist, dass die beiden Jungen nicht nur mitarbeiten, sondern mitziehen, eine Vision haben, das Unternehmen weitertreiben wollen. Meine Tochter ist mit Unternehmerblut aufgewachsen. Und Benjamin haben wir nicht automatisch eingestellt, sondern uns um ihn bemüht und er hat sich mit seinen Fähigkeiten und seiner Ausbildung angeboten. Das galt aber auch schon für mich damals, ich habe nicht einfach in die Familie „eingeheiratet“, sondern das Gesamtbild passte gut. Viele Unternehmen haben ja Schwierigkeiten, die dritte Generation ins Boot zu bekommen. Man darf sich nicht verschließen, auch die jungen Leute werden sich sicher noch nach Experten umsehen, die von Außen frisches Blut in die Firma bringen. Wir sind ja keine geschlossene Gesellschaft. Wir wachsen, und dementsprechend wächst auch die Verantwortung an der Spitze, die auf mehrere Schultern verteilt werden muss.

Es gibt ja noch eine weitere Tochter bzw. Schwester in Ihrer Familie. Sie hat sich aber für einen ganz anderen Weg entschieden?

Britta Schwartz: Ja, Sie hat gerade ihre Master-Arbeit im Studienfach Gerontologie abgegeben.

Brigitte Schwartz: Das war eine ganz freie Entscheidung. Die eine wollte gern im Unternehmen mitarbeiten, die andere wollte etwas anderes machen. 

Wie grenzen Sie Geschäftliches und Privatleben voneinander ab?

Ralf Schwartz: Man muss beides voneinander trennen können, z.B. am Wochenende mal über andere Dinge sprechen. Mir gelingt das eigentlich schon in dem Moment, in dem ich abends das Haus verlasse. Wir gehen oft zusammen mittags essen und versuchen, dann nicht über die Firma zu sprechen. Das war in der vorherigen Generation anders, da war die Firma rund um die Uhr Thema.

Britta Schwartz: Klar, jeder nimmt mal was mit ins Wochenende, was in der Woche vorgefallen ist. Was liegenbleiben kann, wird nicht gemeinsam mit den anderen am Wochenende besprochen. So kann man im Privaten super abschalten.

Benjamin Alfes: Ich hätte es nicht erwartet, aber das klappt gut. Wir haben hier eine gute Linie gefunden, das zu trennen. Wenn es was Dringendes ist, bleibt man eher noch mal eine Stunde in der Firma. Wenn Britta und ich gemeinsam nach Hause nach Düsseldorf fahren, haben wir auch noch mal eine halbe Stunde Zeit über Geschäftliches zu sprechen. Wenn wir aus dem Auto raus sind, aber möglichst nicht mehr.

Kann man grundsätzlich sagen, was die jüngere Generation anders als die ältere macht?

Benjamin Alfes: Es gibt ja diese klassischen Einteilung Generationen: X, Y, Z. Im Großen und Ganzen trifft es wahrscheinlich auch zu, was Mentalitäten und Arbeitsweisen betrifft. In unserem Fall empfinde ich die zweite Generation aber als sehr modern.

Brigitte Schwartz: Danke schön!

Benjamin Alfes: Wir haben selten Themen mit klassischem Generationenkonflikt.

Ralf Schwartz: Wir möchten gute Erfahrungen bewahren, aber auch die Türen öffnen für junge, dynamische Denk- und Arbeitsweisen. Bei den sozialen Medien komme ich nicht mit, dazu stehe ich auch, das müssen andere machen. Wir öffnen uns gerade dahingehend.

Britta Schwartz: Wir begleiten das mit. Wir möchten die neuen Medien verstärkt nutzen. Da haben wir jetzt unsere ersten Tests gemacht und werten das aus – welche Plattformen sind interessant, in welche Richtungen entwickeln wir weiter. Beim Employer Branding sehen wir uns vergleichbar mit anderen Unternehmen. Schwierigkeiten sehen wir noch darin, über soziale Medien mit Kunden in Kontakt zu kommen.

Haben Sie als dritte Generation sich konkrete Ziele für die nächste Zeit vorgenommen?

Benjamin Alfes: Bezogen auf die Produktion sind das schon einige Ziele in nächster Zeit, die aber nichts mit der Generationenfrage zu tun haben. Es ist auch die Frage, inwiefern man das zum jetzigen Zeitpunkt trennen kann. Wir nehmen uns nicht als dritte Generation ein Ziel vor, sondern das ist eine gemeinschaftliche Sache. Wir stimmen noch sehr viel untereinander ab und haben gemeinsame Ziele.

Britta Schwartz: Grundsätzlich bin ich sehr froh darüber, dass wir die Zeit haben, ins Unternehmen reinzuwachsen. Wir haben Verantwortung, aber wir können uns auch immer rückversichern, wie die anderen es machen würden. Das schätze ich enorm. Ich bin froh, dass wir über eine längere Zeit zusammenwirken können. Das oberste Ziel ist, dass wir das nachhaltig so weiterführen. Uns immer wieder auf die Stärken besinnen, die das Unternehmen ausmachen, und das bestenfalls auch in die nächste Generation weitertragen.

Wollen Sie bis auf Weiteres in dieser Viererkonstellation weiterarbeiten?

Ralf Schwartz: Wir haben keine Pläne kürzerzutreten.

Brigitte Schwartz: Es macht Spaß zusammen! (Zustimmung von allen anderen)

Hat sich, seitdem Sie als Assistenten in die Geschäftsführung eingetreten sind, das Verhältnis zu den Mitarbeitern geändert?

Britta Schwartz:  Ich bin ja in das Unternehmen reingewachsen. Manche Mitarbeiter waren schon hier, als ich noch gar nicht geboren war. Ich kannte viele, bevor ich als Mitarbeitern eingestiegen bin. Ich finde es klappt sehr, sehr gut. Ich bin in den ersten zwei Wochen in jede Abteilung gegangen und habe mir genau die Prozesse angeschaut.

Ralf Schwartz:  Sich in einem Unternehmen ein Standing zu erarbeiten ist für einen Dritten einfacher als für ein Familienmitglied, glaube ich. Wenn man Projekte reintragen kann, diese gut präsentieren kann, und auch die Ergebnisse stimmen, wie das hier der Fall ist, gibt es auch relativ schnell Akzeptanz. 

Hätten Sie sich vorstellen können, etwas anderes zu machen?

Britta Schwartz: Ich wollte das von Anfang an gern machen. Ich fand es immer schon spannend, den Gesprächen zu folgen. In den Mittagspausen war ich oft dabei. Es passt einfach gut zu meinen Interessen.

War andersherum für Sie klar, dass ein Familienmitglied mit in die Firma einsteigt?

Brigitte Schwartz: Das war ein Traum von uns, aber vorausgesetzt haben wir es nicht. Zwang bringt da gar nichts.

Für Sie, Herr Alfes, war das ja auch eine neue Situation, an die sie vielleicht im Studium noch nicht gedacht haben?

Benjamin Alfes: Genau. Auch wenn Britta und ich schon länger zusammen sind. Es kam dann irgendwann die Frage, ob ich mir das vorstellen könnte. Ich habe mir das gut überlegt und bin sehr zufrieden mit der Entscheidung.

Ralf Schwartz: Wir glauben alle, dass man das Unternehmen am Standort Deutschland weiterführen kann, mit der Maßgabe, dass wir in Asien erfolgreich sind, dem stärksten Elektronikmarkt weltweit. Keiner von uns hat die Absicht, nach China auszuwandern, die Produktion zu verlagern. Deswegen setzen wir uns auch in Verbänden dafür ein, dass hier in Deutschland ein Fundament erhalten werden kann. Wir versuchen, hier die soziale Marktwirtschaft zu leben. Wir werden ständig umschwärmt, da gesehen wird, dass ein Generationenwechsel stattfindet. Wir haben aber nicht vor, das Unternehmen zu veräußern. 

Das Interview führte Kirsten Wrede.

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