Druckfarben: „Insbesondere die Stoff-Austausche sind eine Herausforderung für die Formulierer“
Wodurch kommt es zu Lieferengpässen von Photoinitiatoren?
Dr. Jörg-Peter Langhammer: Grund sind verschärfte Umweltregelungen in China, dem Hauptlieferant für Photoinitiatoren und ihrer Ausgangsstoffe. Unter Nachhaltigkeitsaspekten sind diese Initiativen der Behörden zu begrüßen. Sie haben jedoch dazu geführt, dass Lieferanten ihre Produktion zeitweise eingestellt haben. Unglücklicherweise kamen ein Anlagenbrand, niedrige Lagerbestände und weitere Produktionsausfälle hinzu. Weil die Photoinitiatoren in der Regel zu den kleinvolumigen Rohstoffen gehören, hat sich die Frist zur Registrierung solcher Stoffe nach REACH negativ ausgewirkt. Die Druckfarbenbranche wurde von den Lieferanten informiert, dass sehr weit verbreitet eingesetzte Photoinitiatoren nunmehr reklassifiziert werden müssen. Dies führt zu Konflikten mit der EuPIA-Ausschlusspolitik und hat eine Welle von Stoff-Austauschen ausgelöst. Die Folge ist ein „Run“ auf Ersatzstoffe, die ihrerseits begrenzte Verfügbarkeit aufweisen. Ein weiterer Effekt ergab sich durch die in manchen Fällen nur auf geringe Mengen begrenzte REACH-Registrierung.
Was bedeuten diese für die Herstellung von Druckfarben?
Langhammer: Insbesondere die Stoff-Austausche sind eine Herausforderung für die Formulierer in den Unternehmen. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass dabei Einbußen bei der technischen Performance in Kauf genommen werden müssen. Besondere Berücksichtigung müssen Bedürfnisse der Kunden nach technischer Re-Qualifizierung alternativer Farbsysteme bei ihren Endabnehmern finden – unter Berücksichtigung angemessener Zeiträume.
Wie kann man den Engpässen begegnen?
Langhammer: Die Druckfarbenbranche ist intensiv darum bemüht, die Lieferbasis für Photoinitiatoren zu verbreitern, um Lieferengpässen beim Kunden vorzubeugen. Kürzlich wurde bekannt, dass die Hersteller eine „common interest group“ planen. Die Branche erhofft sich so eine erhöhte Transparenz und Professionalität beim Austausch der toxikologisch wichtigen Stoffdaten.
Das Interview führte Silke Karl.