Drei Trends, denen sich die chemische Industrie 2017 stellen muss
„Das wird 2018 spürbare Auswirkungen auf bestehende Umsatz- und Geschäftsmodelle haben“. prognostiziert Werner Rieche, Geschäftsführer der Software AG in Deutschland.
Trend 1: 3D-Druck
Ohne sie läuft nichts: Chemie-Unternehmen liefern die Rohstoffe, aus denen im 3D-Drucker in kürzester Zeit Bauelemente und Ersatzteile entstehen. Die modernen Maschinen können heute bereits eine Palette von etwa 30 Materialien verarbeiten, etwa diverse Arten von Polymeren, Harzen und Weichmachern. 2017 wird diese Palette deutlich größer. Das Geschäft mit vor Ort gedruckten Komponenten wird nochmals deutlich wachsen. Das bedeutet jedoch, dass sich neue Fragen im Zusammenhang mit Lieferketten und den Zulieferern von Komponenten ergeben.
Wie schnell sich der 3D-Druck durchsetzt, hängt jedoch von den Kosten und dem Reifegrad der Technologie ab. Voraussichtlich wird 2017 noch nicht den großen Durchbruch des 3D-Printing bringen. Dennoch wäre es fahrlässig, würden sich Chemie-Unternehmen nicht intensiv mit diesem Trend beschäftigen. Sie sollten prüfen, welche neuen Geschäftsmodelle und Marktsegmente durch 3D-Druck entstehen und wie sie sich in diesem Marktumfeld positionieren können.
Trend 2: Digitalisierung der Wertschöpfungskette
Zu den evolutionären Ansätzen, die das Jahr 2017 in der Chemie-Industrie bestimmen werden, zählt die fortschreitende Digitalisierung der Wertschöpfungskette. Diese Transformation erfordert jedoch die Digitalisierung des Informationsflusses und der Prozesse aller Mitglieder der Supply Chain. Erst dann lassen sich Informationen von Partnern und Zuliefer-Unternehmen in eigene Prozesse mit einbinden. Das wiederum ermöglicht es, Störungen frühzeitig zu erkennen und sogar vorherzusehen.
Letztlich müssen somit der Datenzugriff und Datenaustausch sowie die Zusammenarbeit zwischen Chemie-Unternehmen und ihren Zulieferern optimiert werden. Laut einer Studie von Cap Gemini haben bereits 70 Prozent der Unternehmen mit der Digitalisierung der Lieferkette begonnen. Allerdings ist nur ein Drittel mit den bislang erzielten Resultaten zufrieden. Hier ist somit noch viel Luft nach oben vorhanden. 2017 gilt es also, Reibungsverluste zu reduzieren und die „digitale Zusammenarbeit“ mit Zulieferunternehmen und Partnern so zu gestalten, dass alle Beteiligten davon profitieren.
Trend 3: Predictive Maintenance
Maschinen sagen selbstständig Bescheid, dass sie in Kürze einen Wartungstechniker benötigen und welche Teile dieser austauschen muss. Dieses Konzept der „Predictive Maintenance“ wird 2017 großflächig zum Einsatz kommen, vor allem in der chemischen Industrie mit ihren komplexen Fertigungsumgebungen und Prozessketten. Im vergangenen Jahr wurde eine große Zahl von Pilotprojekten durchgeführt, doch nun ist die Zeit der Experimente vorbei. Die Unternehmen wollen Ergebnisse sehen, sprich Mehrwerte durch Predictive Maintenance.
Ein zentrales Element einer vorausschauenden Instandhaltung ist Big Data. Große Datenströme werden in Echtzeit ausgewertet. So lassen sich schnell Entscheidungen treffen und ungeplante Stillstandzeiten von Fertigungssystemen vermeiden. Auch der Einsatz von Streaming Analytics wird 2017 wachsen: Streaming Analytics korreliert und aggregiert in Echtzeit Datenströme aus unterschiedlichen Quellen, identifiziert Muster in diesen Datenströmen und erlaubt es Unternehmen, jederzeit proaktiv die richtigen Maßnahmen zu treffen.
Diese Technologien werden 2017 dazu beitragen, präzisere Vorhersagen zu machen und die Ausfallzeiten von Produktionsumgebungen in der chemischen Industrie zu reduzieren. Vor allem in dieser Branche mit ihren oft komplexen Produktionsprozessen bringt Predictive Analytics einen echten Mehrwert.