Digitale Entwicklungen für die PUR-Industrie
Alle Aktivitäten sind in dem Programm „Digital@Covestro“ gebündelt und umfassen drei Schwerpunktthemen: Im Bereich „Digital Operations“ wird die Kosteneffizienz eigener technischer Prozesse verbessert, dies betrifft vorrangig die Produktion. „Digital Customer Experience“ erschließt neue digitale Kanäle für den Kontakt zum Kunden. „Digital Business Models“ zielt auf neue Geschäftsmodelle, zum Beispiel auf Online-Handelsplattformen für Standard-Produkte.
Digitale Entwicklungen für die PUR-Prozesskette
Besondere Chancen bietet das Programm für Kunden in der Polyurethan-Industrie, denn anders als bei thermoplastischen Kunststoffen werden die Eigenschaften dieser Werkstoffe in komplexer Weise von Chemie und Verfahrenstechnik geprägt. Durch Digitalisierung kann Covestro aber auch deutliche Verbesserungen in der eigenen Prozesstechnik erzielen.
Covestro nutzt digitale Technologien bereits seit Jahren. Moderne Messwarten steuern die eigene Produktion über ein digitales Prozesskontrollsystem mit Hilfe von Algorithmen. Für Kunden in der Autoindustrie sind Werkzeugauslegungen mit Füllsimulationen gängige Praxis. Künftig soll die ganze Wertschöpfungskette digitalisiert werden, um alle Prozessschritte simulieren zu können – von der Rezeptur und Mischung der PUR-Systeme über ihre Verarbeitung bis zum Handling des Bauteils mit Hilfe von Robotern. Dies wird Entwicklungszeiten und das Einfahren integrierter Fertigungsprozesse deutlich verkürzen.
Virtuelle PUR-Synthese
Mit Hilfe digitaler Berechnungsmethoden betreibt Covestro auch einen „virtuellen chemischen Reaktor“. Das Unternehmen hat dazu eine Software entwickelt, die präzise die Veränderungen von Temperatur und molekularer Zusammensetzung berechnet, also den Fortschritt der chemischen Reaktion.
Betrachtet werden nicht nur wichtige Primärprodukte wie Urethane und Harnstoffe, sondern auch Folgereaktionen sowie der Einfluss von Katalysatoren oder Rückreaktionen und der Aufbau molekularer Netzwerke. Das ausgeklügelte Tool hat sich bereits in verschiedenen Projekten bewährt, zum Beispiel in der Optimierung des MDI-Prepolymer-Portfolios von Covestro.
Online-Prognose-Tool für optimierte PUR-Verarbeitung
Im Bereich „Digital Customer Experience“ unterstützt das Unternehmen Kunden mit neuen digitalen Serviceelementen. Zurzeit bietet das Segment Polyurethanes ersten Partnern eine digitale Service-Plattform mit einem Prognose-Tool an, das für eine spezifische Produktionsumgebung online die besten PUR-Rezepturen und Verarbeitungsbedingungen bestimmt. Das Tool wurde bereits erfolgreich beim FoamPartner Fritz Nauer AG erprobt. In dem Projekt ermittelte die Software den Einfluss des Wetters auf die Weichschaumherstellung und schlug Gegenmaßnahmen zum Ausgleich von Qualitätsschwankungen vor.
Eine weitere Online-Plattform namens „i4pt0“ ist cloud-basiert und deckt alle Segmente von Covestro ab. Der Schwerpunkt liegt hier mehr auf der Entwicklung polymerer Produkte, etwa von Schäumen, Elastomeren, Beschichtungen, Kleb- und Dichtstoffen sowie von Polycarbonat-Compounds. Die Software berechnet für den Kunden Rohstoff- und Rezepturvorschläge, entsprechend den von ihm gewünschten Produkteigenschaften. Tools für die PUR-Blockschaumherstellung sind auf dieser Plattform bereits verfügbar.
Online-Plattformen für effizienteren Einkauf
Eine weitere Säule der Digitalisierungsstrategie von Covestro ist eine digitale Chemie-Handelsplattform. Kunden können künftig Standard-Produkte zu aktuellen Marktpreisen online kaufen. Die Plattform wurde gemeinsam mit Kunden konzipiert und wird zurzeit getestet. Seit dem 23. April bietet Covestro seine Hightech-Polymerprodukte auch über einen Flagship-Store bei Alibaba an.
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