Der Schnellstarter: Constantin Clouth im Porträt
Constantin Clouth hatte auch als Kind nie den Wunsch Feuerwehrmann zu werden. Der Geschäftsführer der Alfred Clouth Lackfabrik wurde aber in gewisser Weise immer dort eingesetzt, wo es sprichwörtlich gerade im Unternehmen brannte bzw. Not am Mann war. „Das hat geschliffen, denn man musste sich stets in herausfordernden Situationen behaupten und so konnte ich in kürzester Zeit sehr viel lernen und Verantwortung übernehmen“, sagt der 31-Jährige über seinen Werdegang im Familienunternehmen.
Starke Affinität zu Zahlen
In den elterlichen Betrieb einzusteigen war für Constantin Clouth schon seit er denken kann die erste Option. Einen Druck der Eltern verspürte er dabei nie. Ihm war aber bewusst, dass es den Vater freute, dass das Unternehmen somit auch in der nächsten Generation in Familienhand bleibt. „Ich hegte keine anderen Berufswünsche. Das Unternehmen kannte ich auch sehr gut, denn hier bin ich aufgewachsen und habe mir bereits als Schüler und Student mein Taschengeld aufgebessert“, sagt der gebürtige Frankfurter. Dabei lernte er die unterschiedlichsten Unternehmensbereiche und die gesamten Abläufe kennen. „Ich bin ein Zahlenmensch und hatte mich deswegen auch für ein Wirtschaftsstudium entschieden“, erklärt Clouth die Wahl seines Studienfaches.
Er begann erst ein Studium in Greifswald, wo er neben Wirtschaft auch noch Politikwissenschaften im Lehrplan hatte. Nach kurzer Zeit wurde ihm aber bewusst, dass er sich nur auf das Wirtschaftsstudium fokussieren und in der Nähe der Firma studieren wollte. Er entschied sich für einen Neustart, auch wenn er dazu in einen sauren Apfel beißen musste – denn die Leistungen aus Greifswald wurden nicht angerechnet. „Manchmal muss man eben auch Rückschläge hinnehmen, um sein Ziel erreichen können“, sagt der Geschäftsführer über den Schritt.
Verantwortung übernehmen und Erfahrungen sammeln
Während des Studiums ist Clouth im Marketing, Rechnungswesen sowie im Einkauf im Einsatz und konnte mit eigenen Projekten, wie etwa der Restrukturierung des Einkaufs, erste Akzente im Unternehmen setzen. Als es 2011 spontane Schwierigkeiten in der polnischen Niederlassung gab, setzte sein Vater volles Vertrauen in seinen jüngsten Sohn und ließ ihn als Interims-Manager fungieren. Clouth stellte ein neues Führungsteam zusammen und optimierte die Prozesse am Standort. Zwei Jahre später schloss er sein Bachelor-Studium an der University of Cooperative Education Rhein-Main ab. In Offenbach leitete Clouth direkt nach dem Abschluss die Einkaufsabteilung.
Parallel dazu nahm er sein Master-Studium an der Frankfurt Scool of Finance and Management auf. „Die Doppelbelastung zwischen Universität und Lackfirma kannte ich bereits aus dem Bachelor-Studium. Daher war ich im Master gut auf diese Situation vorbereitet“, sagt Clouth. 2015 schloss er sein Studium ab. Wie es der Zufall aber wollte, verließ der Betriebsleiter das Unternehmen und Constantin Clouth sprang wieder als Feuerwehrmann ein. „Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, während meiner Studienzeit mehrere Unternehmen kennenzulernen. Ich finde es für die persönliche Entwicklung sehr wichtig über den Tellerrand hinaus zu schauen und Erfahrungen außerhalb der bekannten Strukturen unserer Firma zu sammeln. Es sind aber stets Situation aufgetreten, die mich hier stark eingebunden haben, mir so aber auch die Chance geboten haben, schnell Verantwortung zu übernehmen“, fasst Clouth zusammen.
Geschäftsführer von heute auf morgen
Dann ging es Schlag auf Schlag weiter. „Im Februar 2018 übernahm ich die kaufmännische Leitung und im Mai war ich schon Geschäftsführer der Firma“, erzählt der 31-Jährige. Für ihn kam dieser Schritt unerwartet oder zumindest deutlich früher als gedacht. „Ich dachte mein Vater wird erst als Geschäftsführer zurücktreten, wenn er das Rentenalter erreicht. Das wären zu dem Zeitpunkt noch zwei oder drei Jahre gewesen“, sagt Clouth. Gänzlich zurückgezogen hat sich Alfred Clouth jedoch nicht. Für Ratschläge oder um sich zu besprechen, stehe der Vater weiterhin jederzeit zur Verfügung. Das war auch während der gemeinsamen Zeit im Unternehmen so. „Wir hatten immer eine Vater-Sohn-Beziehung und kein reines Kollegenverhältnis. Da konnte es bei Diskussionen auch emotional werden. Wichtig war aber nur, dass wir stets unsere Entscheidungen im Sinne der Firma gefällt haben. Die Entscheidung früher in den Ruhestand zu gehen, zeigt mir aber, dass mein Vater mir vertraut die Firma zu lenken. Ich habe auch sofort zugesagt, als er mich fragte, ob ich die Nachfolge übernehmen will.“
Neben Constantin Clouth sitzt mit Alexander Eisenacher auch eine langjährige Führungskraft in der Geschäftsführung. Beide ergänzen sich ganz gut und es kann hilfreich sein, die Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen – falls mal wieder Not am Manne ist.
Von Damir Gagro