Branchentreff: Natur trifft Holzlack

Alle zwei Jahre trifft sich die europäische Holzlackbranche in Amsterdam, um sich über die neuesten technischen Entwicklungen und Regularien auszutauschen. Vor allem aber hat der PRA Woodcoatings Congress erneut gezeigt, dass es sich um ein Familientreffen handelt.

Miriam Peralta erhält den Tagungspreis für ihren Beitrag zu matten polyamidbasierten Polyurethanlacken. (Foto: Jan Gesthuizen) -

Die meisten Trends, die den Markt für Holzlacke beeinflussen, ähneln denen in anderen Lackbereichen wie Autolacke oder Korrosionsschutz. Der 11. Woodcoatings Congress der PRA zeigte jedoch, dass dennoch viele Nuancen unterschiedlich sind. Ein Beispiel ist das Thema der biobasierten Beschichtungen, das während des Kongresses deutlich sichtbar war.

In einer Umfrage wurden die Teilnehmer der diesjährigen Konferenz nach dem Anteil biobasierter Materialien gefragt, den sie in zehn Jahren in ihren Formulierungen voraussichtlich verwenden werden. 45 % aller Teilnehmer erwarteten, dass sie 10 – 30 % verwenden werden. Das ist zwar deutlich mehr als heute und würde zu einem wachsenden Markt für diese Art von Rohstoffen führen, aber die ambitionierteste Erwartung ist es auch nicht. Allerdings gingen 23 % der Wähler von einer Verwendung von 30 – 50 % biobasiertem Material und 9 % sogar von mehr als 50 % aus. Es gibt also durchaus eine Reihe von Akteuren, die sich ehrgeizige Ziele setzen.

Das Thema biobasierte Lackrohstoffe wurde gleich in mehreren behandelt und man konnte beobachten, dass die Technologie in einigen Fällen weiter fortgeschritten ist, als gemeinhin erwartet wird. Präsentationen über biobasierte Flammschutzmittel, silylierte Leinöle, nano- und mikrofibrierte Cellulose oder Bindemittel auf Itaconsäurebasis zeigten, dass es viele biobasierte Rohstoffe gibt, die nur darauf warten, verwendet zu werden.

Wässrige Holzbeschichtungen noch ausbaufähig

Im Hinblick auf die Nachhaltigkeit gibt es aber auch anderswo noch viel zu tun. So ist beispielsweise der Anteil der wasserbasierten Formulierungen noch relativ gering, wie Thomas Bernhofer von Synthomer in seinem Vortrag veranschaulichte. Er erklärte, dass derzeit nur etwa 35 % der dekorativen DIY-Holzlacke wasserbasiert sind. Noch schlimmer ist der Industriesektor, hier finden Sie nur rund 15 % wasserbasierte Holzlacke.

Bernhofer sagte, er gehe davon aus, dass der Anteil in Zukunft am ehesten steigen werde, da Vorschriften wie National Emission Ceilings (NEC 2020/30) die VOC-Grenzwerte voraussichtlich auf 50 mg/l oder sogar 30 mg/l senken werden, was deutlich unter dem heutigen Wert von 130 mg/l liegt. Wie er erläuterte, könnte dies zu einem stärkeren Einsatz von wasserbasierten Holzlacken führen, da die strengeren Maßstäbe von den meisten wasserbasierten Systemen bereits erfüllt werden. In Ländern mit strengeren Vorschriften wie Dänemark oder den Niederlanden liege der Wasseranteil bereits bei 90 % und mehr, betonte Bernhofer.

Beständigere Holzbeschichtungen gewünscht

Wie die Umfragen zeigten, sind die wichtigsten Themen für die Holzlackindustrie jedoch woanders zu sehen. Auf die Frage nach der größten Anziehungskraft für Innovationen stimmten mehr als 50 % der Teilnehmer für eine höhere Haltbarkeit. Dementsprechend stimmten die meisten Teilnehmer dafür, dass die Chemikalienbeständigkeit die wichtigste Eigenschaft ist, die bei wasserbasierten Holzlacken verbessert werden muss.

Dies spiegelte sich zumindest teilweise in der Präsentation der diesjährigen Gewinnerin des Kongresspreises wider. Miriam Peralta von Lubrizol erhielt die Holbrow-Medaille, die von der Oil & Colour Chemists' Association (OCCA) verliehen wurde. In ihrem Vortrag präsentierte sie Ergebnisse, die zu ästhetischeren Polyurethanlacken auf Polyamidbasis führen und gleichzeitig die hohe Haltbarkeit und Beständigkeit beibehalten könnten, für die Polyurethane bekannt sind. Lubrizol kompensierte hierzu chemische Eigenschaften von Polyamidpolyolen, die für deren typischerweise hohen Schmelzpunkte und hohen Glasübergangstemperaturen sowie für relativ harte Polyole verantwortlich sind.

Matte Lackierungen im Trend

Wie Peralta erläuterte, war ein wesentlicher Treiber für diese Entwicklung die steigende Nachfrage nach Mattlacken. Beschichtungen, die mit dieser Art von Polyurethanen formuliert wurden, zeigten ein gutes Selbstanpassungsverhalten. Auch wenn die Lacke in Punkto Mattigkeit bei 60° bei etwa 16 GU ihre Grenzen hatte, konnte der Einsatz von Mattierungsmitteln reduziert werden, wenn der Glanz noch weiter reduziert werden soll. Dies könne, wie Miriam Peralta erläuterte, die negativen Auswirkungen reduzieren, die der Einsatz eines hohen Anteils an Mattierungsmitteln mit sich bringen können.

Noch wichtiger als Vorträgen zu lauschen ist die Chance, persönlich mit Experten aus der Branche zu sprechen. Die Veranstaltung in Amsterdam zeigte, dass die Holzlackcommunity innerhalb der Lackindustrie zu den kommunikativsten gehört. Einige Teilnehmer beschrieben die Veranstaltung als ein großes Familientreffen. Manchmal fühlte es sich tatsächlich so an.

Jan Gesthuizen

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