Autoserienlacke: Markt, Trends und Entwicklungen

Wie sieht der Markt für Autoserienlacke in Europa und Deutschland zurzeit aus? FARBE UND LACK sprach mit Roald Johannsen, General Manager Automotive OEM EMEA und Dr. Chris Harrold, Director Global Marketing & Price, von PPG.

Autoserienlacke: Markt -

Wie sieht der OEM Automobillack-Markt derzeit in EMEA aus?

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Roald Johannsen

General Manager Automotive OEM EMEA, PPG

Roald Johannsen: Wir schätzen den Markt für OEM Lacke, Klebstoffe und Dichtstoffe in EMEA auf etwa 2,4 Mrd. EUR. Zu beobachten ist, dass die Zahl an in Europa produzierten Autos zwar weiterhin wächst, aber dieses Wachstum abnimmt. Während in den letzten Jahren ein Wachstum von 3 Prozent festzustellen war, ist es nun über 1,5 Prozent bis hin zu unter einem Prozent abgeflaut. Diese Entwicklung hat natürlich einen großen Einfluss auf den potentiellen Verkauf von Lacken. Ein weiterer Punkt, der für den Markt wichtig ist, ist die Situation in Russland. Hier gab es Rückschläge, aber wir hoffen, dass sich der Markt erholt. Ein dritter, nicht rein automobilspezifischer, Aspekt ist die Frage, wie sich die Situation nach dem Brexit entwickelt.

Bitte beschreiben Sie den Markt in Deutschland.

Johannsen: In Europa werden jährlich circa 23,7 Millionen Autos produziert. Deutschland ist mit großem Abstand der größte Markt in Europa: Mit zwischen 5,5 und 5,7 Mio. Autos pro Jahr wird etwa jedes vierte Auto aus Europa hierhergestellt. Somit ist Deutschland für die Automobillackbranche, sowie für uns als einen der Marktführer, ein sehr wichtiger Absatzmarkt. Viele der hier ansässigen OEMs gehören zu den Premiummarken, beispielsweise BMW oder Daimler, und haben ganz besonders hohe Ansprüche an Lacke.

Wo sehen Sie derzeit Trends auf dem Gebiet?

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Dr. Chris Harrold

Director Global Marketing & Price, PPG

Dr. Chris Harrold: Grundlegend hat sich verändert, wie Farbtöne von Autolacken betrachtet werden. Früher gab es durchschnittlich fünf Hauptfarben, hinzu kamen einige Modefarben. Nun hat sich der Hauptfokus auf Modefarben verschoben. Dadurch, dass immer mehr neue Autos an den Markt gebracht werden, wird die Produkteinführungszeit ein größerer Druck: statt durchschnittlich vier bis fünf Jahren liegen wir lediglich noch bei etwa zwei Jahren vom Konzept bis zur Markteinführung, manchmal sogar weniger. In der Zukunft werden sich durch die Entwicklung zu autonomen Fahrzeugsystemen auch die geforderten Funktionalitäten von Lacken verändern – eine spannende Entwicklung für uns. Noch sind die meisten Hersteller jedoch auf traditionelle Fahrzeuge ausgerichtet, so dass wir als Lackhersteller hier eine Balance finden müssen.

Johannsen: Ein ungemein wichtiger Aspekt ist die Appearance des Lackes. Eine unserer Hauptmissionen ist es, Beschichtungen zu produzieren, die unseren Kunden dabei helfen, mehr Autos verkaufen. Immer wichtiger wird auch der ökologische Aspekt, der mit der finanziellen Seite eng verbunden ist. Die Lackiererei nimmt meistens den größten Anteil am Energieverbrauch unserer Kunden ein. Somit ist es uns wichtig, Lacke anzubieten, die bei möglichst niedrigeren Temperaturen aushärten. Diese können unseren Kunden dabei helfen, Energie einzusparen und wettbewerbsfähig zu bleiben.

Das komplette Interview mit Roald Johannsen und Dr. Chris Harrold lesen Sie in der Juliausgabe der Farbe und Lack, hier sprechen die Beiden auch über aktuelle Herausforderungen und wie autonome Fahrzeuge den Markt für Autoserienlacke verändern könnten. Das Interview finden Sie natürlich auch bei FARBEUNDLACK 360°.

Mehr zu dem Thema Automobilfarben finden Sie auch in dem Buch „Autolacke formulieren“ von Ulrich Poth.

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