„Aktuelle Situation eröffnet Chancen für Newcomer“

C&G Pigment, ein Chinesischer Vermarkter anorganischer Pigmente, hat ein Tochterunternehmen in Leverkusen gegründet. Geschäftsführer Axel Schneider erklärt die Hintergründe und spricht über Herausforderungen und Chancen für den neuen Akteur im europäischen Markt.

Weshalb hat C&G Pigment eine Niederlassung in Europa zu egründet?

Axel Schneider: C&G Pigment ist seit fast 30 Jahren als Exportvertrieb für namhafte chinesische Pigmenthersteller tätig. Man bearbeitete nahezu alle Kontinente mit Ausnahme von Europa. Im vorigen Jahr wollte die Firma Zhejiang Huayuan Pigment, Hersteller von Eisenoxidpigmenten mit dem Markennamen „Hyrox“, damit beginnen den Vertrieb nach Europa aufzubauen. Dies sollte mit meiner Unterstützung geschehen. Da C&G Pigment die Pigmente von Zhejiang Huayuan vermarktet, hat man entschieden in Europa tätig zu werden und mich mit dem Aufbau der Niederlassung betraut. Wir bieten selbstverständlich unser gesamtes Portfolio an: Eisenoxide, Chromoxid Grün, Titan­dioxid und Rußpigmente.

Wieso hat sich das Unternehmen für den Standort Deutschland entschieden?

Schneider: Deutschland ist in Europa recht zentral gelegen, hat eine gute Infrastruktur, gut ausgebildete Arbeitskräfte und eine solide politische Basis. Es mag Länder geben, die etwas kostengünstiger sind, aber in Summe bietet Deutschland ein sehr attraktives Umfeld für Unternehmen.

Welche weiteren Schritte sollen folgen?

Schneider: Unsere deutsche Tochterfirma C&G Pigment Europe hat nun den Betrieb aufgenommen. Wir sind derzeit dabei, die Firma als Plattform für unser Europageschäft aufzubauen. Das bedeutet, dass wir alle Serviceleistungen einrichten wollen, die der europäische Kunde von einem modernen Lieferanten erwartet, insbesondere hinsichtlich flexiblem Lieferservice durch lokale Bevorratung. Inzwischen haben wir damit begonnen, mit interessierten Kunden Projekte zur Approbation unserer Produkte zu starten.

Wie bewerten Sie das Wettbewerbsumfeld für Eisenoxidpigmente in Europa und in Deutschland?

Schneider: Ohne Frage kein einfaches für einen Newcomer. Der weltweit größte Hersteller ist in Westdeutschland zu Hause, viele Rezepturen enthalten Produkte, die nach dem Laux-Verfahren hergestellt werden. Sich dagegen mit Pigmenten durchzusetzen, die nach dem Fällungsverfahren produziert werden, erfordert einen langen Atem und eine intensive Projektarbeit. Aber wir sehen den europäischen Markt mit seiner Vielfalt an Anwendungen und seinem Variantenreichtum alles in allem als einen sehr interessanten Markt, dessen Herausforderungen wir uns mit Begeisterung stellen wollen.

Welche Herausforderungen stellen sich derzeit an Hersteller und Lieferanten von Eisenoxidpigmenten?

Schneider: Neben den bereits erwähnten Rezepturstandards gibt es zahlreiche Herausforderungen wie sicherlich in erster Linie die aktuelle Corona-Virus-Krise, die den Bedarf in einigen Ländern hat vorübergehend kollabieren lassen. Dadurch werden Produktionsplanung und Lagerhaltung schwierig. Persönliche Kundenbesuche sind nicht möglich, technische Beratung ist damit erschwert, was natürlich nicht singulär nur für Eisenoxidanbieter gilt. Darüber hinaus gibt es schon seit Jahren Unsicherheit zum Schicksal des europäischen Anbieters Nummer zwei, bei dem die Kunden mit den Namensänderungen kaum nachkommen. Jede Veränderung wirft neue Fragen auf zur zukünftigen Aufstellung. Das hingegen eröffnet Chancen für Newcomer wie uns.

Welche Herausforderungen sehen Sie als chinesisches Unternehmen auf dem europäischen Markt?

Schneider: Im Verlauf der Viruskrise scheint das Thema Nachhaltigkeit im Umgang mit der Natur derzeit in den Hintergrund gerückt zu sein, es wird aber schon sehr bald wieder im Vordergrund stehen. Nach wie vor werden chinesische Pigmenthersteller diesbezüglich kritisch gesehen. Ich muss aber an dieser Stelle betonen, dass unser Partner Hyrox sein Werk in Deqing von Grund auf saniert und in eine Fertigungsanlage mit modernsten Aufreinigungstechnologien für Wasser und Abluft überführt hat. Das ganze Projekt hat volle drei Jahre gedauert und wurde 2018 mit Erfolg abgeschlossen, wovon ich mich bei diversen Besuchen persönlich überzeugen konnte.

Wo sehen Sie diesbezüglich aber auch Vorteile beziehungsweise Ihre Stärken?

Schneider: C&G Pigment bietet neben langjähriger Erfahrung, der Inhaber Jiming Cai gründete das Unternehmen im Jahre 1993, auch viel Anwendungskompetenz. Unsere Produkte, wenn auch mit anderen Herstellprozessen produziert als vom Marktführer, bieten teilweise recht interessante technische Eigenschaften. Hier möchte ich beispielhaft nur die niedrigviskosen Gelbtypen und die blaustichigen Schwarztypen nennen. Diese besonderen Qualitäten werden uns Nischen erschließen lassen, vielleicht irgendwann auch einmal zu neuen Standards führen. Und da wir intensiv mit den F&E-Laboren bei Hyrox und auch unseren anderen Partnern zusammenarbeiten, können wir unseren Kunden maßgeschneiderte Lösungen anbieten. Daher gehen wir mit viel Zuversicht in den europäischen Markt.

Dieses Interview führte Damir Gagro

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