Akquisitionen auf einen Blick: Wer kaufte wen?

2017 konnte man von einem Kaufrausch in der Branche sprechen. Fast wöchentlich wurden Übernahmeabsichten samt Einigungen vermeldet. Und auch im ersten Halbjahr 2018 gab es zahlreiche Akquisitionen. Unsere Übersicht zeigt die Käufe auf einen Blick.

Akquisitionen auf einen Blick: Wer kaufte wen? Bildquelle: Schlierner- Stock Adobe -
Käufer Land Kaufziel Land Segment Anmerkung
Farben und Lacke
Akzo Nobel Niederlande V.Powdertech Co., Ltd. Thailand Pulverlacke
Akzo Nobel Niederlande Fabryo Rumänien Bautenfarben
Alpina Farben GmbH Deutschland Alfred Clouth Lackfabrik (Vertrieb des DIY-Geschäfts) Deutschland Holzlacke Alpina übernimmt den Vertrieb des DIY-Geschäfts
Hempel Dänemark J.W. Ostendorf Deutschland Bautenfarben Hempel erwirbt 65 % der Anteile
Siegwerk Deutschland Tupahue Tintas Brasilien Druckfarben, Lacken und Lösemitteln für den Flexo- und Tiefdruck
Zorka Color Serbien Tikkurila Serbien Bautenfarben Tikkurila verkauft die lokale Niederlassung an den lokalen Partner
Zorka Color Mazedonien Tikkurila Mazedonien Bautenfarben Tikkurila verkauft die lokale Niederlassung an den lokalen Partner
Rohstoffe
Alberdingk Boley Deutschland Synthomer Leuna GmbH Deutschland Bindemittel Synthomer verkauft die lokale Niederlassung
Astorg Frankreich IGM Resins Niederlande Bindemittel
Carlyle Group and GIC USA / Singapur Akzo Nobel Speciality Chemicals Niederlande Diverse Rohstoffe
Dominion Colour Corporation Kanada Gemini Dispersions Großbritannien Dispersionen Mit der Fusion wird Gemini Teil der Muttergesellschaft
Kolb Distribution Schweiz Elementis Specialties Netherlands Niederlande Diverse Rohstoffe
Protech/Oxyplast Kanada Chemionics Corporation USA Plastisol- und Latexformulierungen
Sabic Saudi-Arabien Clariant Schweiz Diverse Rohstoffe Sabic erwirbt 25 % der Anteile
Synthomer Großbritannien BASF (lokale Niederlassung) Östereich Styrol-Butadien-basierte Papierdispersionen
Vink Chemicals Deutschland Prom Chem (Biozid-Sparte) Großbritannien Biozide
Klebstoffe
H.B. Fuller USA Royal Adhesives & Sealants USA Klebstoffe
Bauchemie
Sika Schweiz Emseal Joint Systems USA Expansionsfugen, Kleb- und Dichtstoffe
Großhandel/ Distribution
PPG USA ProCoatings Bautenfarben
Safic-Alcan UK Großbritannien Techform Fine Chemicals Großbritannien Rohstoffe
Uzin Utz Deutschland Forinn bv Niederlande Bodensysteme
Uzin Utz Deutschland Bosgoed Groothandel bv Niederlande Bodensysteme
Prüf- und Messtechnik
Anton Paar Deutschland Quantachrome Instruments USA Messtechnik

Interview: „Die Lackbranche bleibt ein attraktiver Markt für Übernahmen – und für Investoren“

Die Anzahl von Übernahmen und Fusion bleibt weiterhin konstant, sagt Ben Scharff. FARBE UND LACK sprach mit dem Managing Director bei Grace Matthews, einem auf Transaktionsberatung spezialisierten Unternehmen im Chemie-Bereich über die Rolle privater Beteiligungsgesellschaften und welche Megadeals zu erwarten sind.

Das erste Halbjahr 2018 ist vorbei. Wie bewerten Sie die diesjährigen Übernahmeaktivitäten in der Farben- und Lackbranche im Vergleich zum vergangenen Jahr?

Ben Scharff Resized

Ben Scharff

Managing Director, Grace Matthews

Ben Scharff: Auf Grundlage unserer internen Datenerhebung, mit der wir solche Aktivitäten erfassen und auswerten, sehen wir in etwa ein ähnliches Niveau. In den ersten fünf Monaten 2018 sind nahezu genauso viele Aktivitäten in der Farben- und Lackbranche bekannt gegeben worden wie im Vorjahreszeitraum. Laut unseren Daten waren es im letzten Jahr 36 Transaktionen und in diesem Jahr hat es 34 Übernahmen und Fusionen gegeben.

Schaut man nun aber entlang der Wertschöpfungskette, sehen wir einen deutlichen Anstieg von angekündigten Transaktionen im Bereich Polymere und Bindemittel. In diesem Jahr waren es in den ersten fünf Monaten bereits 38 Ankündigungen. In den ersten fünf Monaten im Jahr 2017 waren es aber nur 22. Wir rechnen damit, dass die Aktivitäten daher auf höherem Niveau verharren als im Vorjahr. Viele Unternehmen entwickeln sich kontinuierlich gut und die Bewertung der Firmen erhält durch die signifikante Menge an verfügbaren Kapital von privaten Beteiligungsgesellschaften, die auf der Suche nach Transaktionen bzw. Übernahmezielen sind, auftrieb.

Werden die Aktivitäten aus Ihrer Sicht zu- oder abnehmen?

Scharff: Wir rechnen damit, dass die Anzahl der Transaktionen relativ konstant bleibt. Wir erwarten, dass diese sowohl im großen als auch im kleinen Spektrum des Marktes geschehen werden. Aufgrund der starken und anhaltenden Konsolidierung des Marktes sehen wir eine Lücke, die sich im Bereich der mittelgroßen Lackhersteller auftut. Unternehmen mit einem Jahresumsatz zwischen 50 Mio. USD und 500 Mio. USD werden immer weniger.

Wir sehen, dass private Beteiligungsgesellschaften sich hier bemühen die Lücke zu füllen, in dem sie auf Kauf- und Aufbaustrategien setzen. Dabei handelt es sich meist um kleinere Industrielackhersteller.

In den letzten Megadeal waren Sherwin-Williams und Valspar involviert. Erwarten Sie weitere Transaktionen in diese Größenordnung oder eher Bolt-on-Akquisitionen?

Scharff: Ohne jeden Zweifel wird es weiterhin eine signifikante Anzahl von ergänzenden, sogenannten Bolt-on-Akquisitionen geben. Also sicherere Übernahmen, die mit weniger Risiken behaftet sind. Die Unternehmen werden diese Strategie verfolgen, um geographisch zu expandieren, neue Technologien oder Schlüsselkunden hinzuzugewinnen. Aber auch, um neue Vertriebswege zu erschließen.

Während diese Transaktionen durchgeführt werden, wird es weiterhin Gerede und Gerüchte im Markt geben in Bezug auf PPG, Akzo Nobel, Axalta Coating Systems und RPM sowie einigen größeren asiatischen Lackherstellern. Wir erwarten, dass wir über die nächsten zwölf bis 24 Monate Zusammenschlüsse dieser Unternehmen sehen werden. Bei allen handelt es sich Börsenunternehmen, die unter extremem Druck stehen, über die BIP-Wachstumsrate, in ihren jeweiligen Absatzmärkten, hinaus zu wachsen.

Werden private Beteiligungsgesellschaften eine größere Rolle bei Übernahmeaktivitäten in der Lackbranche spielen?

Scharff: Wir sehen ein starkes und wachsendes Interesse der privaten Beteiligungsgesellschaften entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Farben- und Lackindustrie. In den letzten Jahren waren dies vor allem Rohstofflieferanten, Farben- und Lackhersteller sowie Distributionsunternehmen, die im Übernahmekarussell aktiv waren. Bei all diesen Übernahmezielen haben wir stets private Beteiligungsgesellschaften beobachtet, die sehr aggressiv vorgegangen sind und zwar in Bezug auf das Timing, die Übernahmekonditionen und die Unternehmensbewertung.

Die Farben- und Lackbranche bleibt weiterhin eine attraktive Industrie für Roll-up-Strategien. Diese Strategien bedeuten, dass Investoren Unternehmen in einem bestimmten Markt aufkaufen und später fusionieren lassen. Daher werden wir weiterhin beobachten können, dass Investoren und private Beteiligungsgesellschaften zunehmend aggressiv in diesem Sektor mitmischen werden.

Dieses Interview führte Damir Gagro

Den gesamten Beitrag lesen Sie in der Juliausgabe der Farbe und Lack.

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