„1.000 x 1.000 Dank“
Können Sie die Aktion WIR.IHR.HIER kurz vorstellen?
Thorsten Koch: Mit „WIR.IHR.HIER“ hat Dörken eine Aktion ins Leben gerufen, die gleich in zwei Richtungen zielt: Sie ist ein Dankeschön an die Mitarbeiter*innen, die auch unter schwierigen Rahmenbedingungen bewundernswerte Solidarität untereinander und mit ihrem Unternehmen zeigen. Und sie ist zugleich eine Initiative zur Unterstützung der lokalen Wirtschaft an den Unternehmensstandorten in Herdecke und Hagen.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen?
Koch: Unsere Mitarbeiter*innen leisten unter diesen schwierigen Rahmenbedingungen wirklich Unglaubliches! Die Mehrzahl unserer Beschäftigten im Verwaltungsbereich arbeiteten seit Monaten im Homeoffice und mussten dabei Beruf und Familie auf eine völlig neue Art und Weise unter einen Hut bringen. Die Mitarbeiter*innen in den Werken in Herdecke und in Hagen-Vorhalle sorgen mit Abstand zueinander, aber mit Teamgeist dafür, dass die Produktion weiterläuft. Einige arbeiten auch in Kurzarbeit und müssen dabei deutliche Einbußen hinnehmen. So entstand die Idee, dass wir unseren Respekt und unser Dankeschön für diese großartige Leistung ausdrücken wollen. Sozusagen 1.000 x 1.000 Dank!
Die andere Seite ist: An den Standorten Herdecke und Hagen kämpfen viele kleine Betriebe und Läden ums Überleben. Das wollen wir nicht so einfach hinnehmen. Denn als Unternehmen mit einer über 125-jährigen Tradition am Standort Herdecke sind wir auch angewiesen auf die Einbindung in ein funktionierendes Gemeinwohl. Und auf ein einladendes, vielfältiges und modernes Lebensumfeld für unsere Beschäftigten.
Wie war die Reaktion der Belegschaft?
Koch: Wir wollten alle unsere Beschäftigten zeitgleich über die Aktion informieren. Aufgrund der Social-Distancing-Maßnahmen war eine Präsentation im Rahmen einer klassischen Betriebsversammlung natürlich nicht möglich. Deshalb haben wir unsere Mitarbeiter*innen mit ihren Familien zu einer Abendveranstaltung im Hagener Autokino eingeladen. So viele, wie das Gelände unter den derzeitigen Rahmenbedingungen aufnehmen konnte.
Alle anderen konnten das Geschehen im Livestream verfolgen. Die Reaktionen mit vielen begeisterten Chat-Beiträgen im Netz und auf dem Gelände mit Hupkonzert, Lichthupe und Handylichtern waren einfach toll. Und ich muss sagen: Sogar eine Krise hat manchmal ihre schönen Momente! Und inzwischen kann unsere Idee, dem Geld Beine zu verleihen, bereits erste Erfolge verzeichnen. Viele unserer Mitarbeiter*innen waren bereits unterwegs und haben in Herdecke und Hagen eingekauft. Das Ganze natürlich mit Abstandsregeln und Mundschutz.
Inwiefern haben Herdecke und Hagen die Aktion unterstützt?
Koch: Wir haben beide Städte schon in der Planungsphase der Aktion mit eingebunden. Und trotzdem haben alle dicht gehalten, damit die Überraschung für unsere Beschäftigten auch gelingen konnte. Das Stadtmarketing Hagen hat uns bei der Veranstaltung im Hagener Autokino tatkräftig unterstützt. Die Stadtverwaltungen haben den Einzelhandel in Herdecke und Hagen über das informiert, was wir vorhaben. So konnten sich viele schon im Vorfeld kleine Aktionen überlegen, mit denen sie unsere Mitarbeiter*innen überraschen, wenn sie dann plötzlich bei ihnen im Laden stehen. Das hat den Spaß und den Zusammenhalt noch erhöht.
Wie haben Sie das Weiterlaufen der Produktion organisiert?
Koch: Als international agierendes Unternehmen haben wir bereits Ende Februar begonnen, die üblichen Maßnahmen wie Reiseeinschränkungen, Zutrittsverbote, Telearbeit, Schichttrennungen und vor allem: Social Distancing einzuführen. Alle Mitarbeiter an den Standorten Herdecke und Hagen-Vorhalle bewegen sich seitdem in abgeschotteten Sicherheitsbereichen, die nur von den jeweils dort Beschäftigten betreten werden dürfen. Unser Unternehmensstab hat bei all dem die Schlüsselrolle. Er kommt regelmäßig per Videokonferenz zusammen, um die Lage neu zu bewerten und den entwickelten Pandemieplan immer wieder anzupassen. Das Team strahlt Ruhe und Professionalität in die Organisation aus und die Maßnahmen haben uns bisher vor Infektionsfällen geschützt.
Wie wird die Corona-Krise die Lackbranche beeinflussen?
Koch: Im ersten Halbjahr waren in Deutschland kaum Auswirkungen der Corona-Krise auf die Bauindustrie zu verzeichnen. Die meisten Baustellen waren weiterhin in Betrieb. Positiv für unser Baufarben- und Lackgeschäft war auch, dass der Leerstand vieler Hotels, Restaurants, Schulen und öffentlicher Einrichtungen für Renovierungsarbeiten genutzt wurde. Der weitere Verlauf wird abhängig sein vom Investitionsvolumen der industriellen und der gewerblichen Bauherren und davon, wie sich die Sanierung und Renovierung im privaten Bereich entwickeln.
Einen starken Schub hat der DIY-Bereich erlebt. Generell rechnen wir mit einer saisonalen Verschiebung vieler Malerarbeiten. Viele Handwerker werden wohl auf den Sommerurlaub verzichten und stattdessen durcharbeiten. In anderen europäischen Ländern – insbesondere denen mit hartem Lockdown, wie Italien, Frankreich und Spanien – war der Einbruch deutlich stärker spürbar. Und hier ist auch die Chance, dass sich der Einbruch in diesem Jahr noch kompensieren lässt, nur sehr gering. Langfristig gesehen wird sich der Baubereich stärker auf Wohnbauprojekte verlagern.
Gewerbliche Baumaßnahmen werden sich durch konservative Projektplanung und durch ein starkes Liquiditätsmanagement möglicherweise etwas verzögern. Insgesamt wird die Bauindustrie aber mit deutlich weniger Verlusten aus der Krise hervorgehen als andere Industriebereiche. Ein anderes Bild bieten z. B. der Automobil- und der Maschinenbau, die stark von Produktionsstillständen und von Unterbrechungen der Lieferketten betroffen sind. Diese Situation tangiert unser Geschäft mit Korrosionsschutzsystemen unmittelbar.
Die Industrie insgesamt profitiert im Augenblick leicht von guten Rohstoffmärkten, insbesondere durch die niedrigen Ölpreise. Ein positives Ergebnis der Corona-Krise ist der deutliche Digitalisierungsschub, der unsere Vertriebsprozesse, aber auch die Wertschöpfungsprozesse nachhaltig verändern kann. Wir alle haben erfahren, was mit digitalen Mitteln alles machbar ist. Jetzt müssen wir diese Erfahrungen auch für den „Normalbetrieb“ konsequent nutzen.
Das Interview führte Vanessa Bauersachs