Digitalisierung und Big Data – Wofür ist das gut?

Was kann die Lack- und Farbenindustrie mit Digitalisierung und Big Data anfangen? Dieser wichtigen Frage widmet sich unser Gastautor Mike Bach, der schon einige Unternehmen hin zu einer modernen Lackfertigung begleitet hat.

Was ist Digitalisierung? In einfachen Worten ausgedrückt ist das Wesen der Digitalisierung die Abbildung der Welt, die uns umgibt, in Form von digitalen Werten, die wir mit einem Computer verarbeiten, über digitale Netze übertragen und auf digitalen Datenträgern mehr oder weniger dauerhaft speichern können. Bezogen auf die Lackindustrie ist ein Teil dieser Welt z.B. ein Farbton, eine Schichtdicke, ein Substrat, ein Durchrostungsgrad, die Umgebungstemperatur, der Salzgehalt der Luft, die Zufriedenheit des Kunden und vieles mehr.

Daten können einfacher denn je erhoben werden

Warum treibt aber diese Digitalisierung gerade heute unsere Wirtschaft und Gesellschaft um? Die Antwort ist, wie bei allen industriellen Revolutionen, eigentlich sehr einfach: Weil es geht! Es war noch nie so einfach wie heute, Daten zu erheben, zu übertragen und zu verarbeiten. Und große Teile der Welt waren noch nie so dicht beisammen und so schnell erreichbar wie heute.

Wir haben in unserer langjährigen Tätigkeit für Kunden aus der Lack- und Farbenindustrie immer wieder festgestellt, dass die Prozesse in den Unternehmen nur teilweise digitalisiert sind und wenig untereinander vernetzt.

Mike Bach

Mike Bach, Geschäftsführer der Prisma Gesellschaft für angewandte Informatik wird auf der Konferenz Industrie 4.0 in der Lackindustrie als Referent sprechen.

Wir, die Prisma Gesellschaft für angewandte Informatik, treffen noch heute als häufigste Form der Digitalisierung die Nutzung von Excel-Dateien für z.B. Rezepturausarbeitung und Prüfwerterfassung an, oder die Nutzung „selbstgestrickter“ Datenbanken, häufig auf Microsoft Access Basis. Die Ablage erfolgt in mehr oder weniger strukturierter Ablage auf einem Dateiserver, die Kommunikation und Vernetzung erfolgt über E-Mail oder Telefon. Die Arbeitszeiterfassung läuft als unabhängiges System, und die Betriebsdatenerfassung findet lediglich Eingang in die Produktionssteuerung.

Mehr Bauchgefühl als rationale Entscheidung

Gespräche mit dem Kunden sind nur beim Mitarbeiter oder möglicherweise als Besuchsberichte in der von allen anderen Prozessen isolierten Adressdatenbank dokumentiert. Viel Unternehmenswissen steckt hauptsächlich in den Köpfen der Mitarbeiter und mögliche unternehmerische Potentiale oder Markttrends sind oftmals eher Bauchgefühl als rational begründete Erkenntnisse.

In Gesprächen mit Mitarbeitern aus der Branche stellen wir fest, dass die Beherrschung der Daten in den Excel-Dateien (oder anderen Dokumenten, Datenbanken oder Dateien), das gezielte Wiederfinden und vor allem die übergreifende Auswertung der enthaltenen Informationen oft ein großes Problem darstellt.

Entscheidungen auf Faktenbasis

Die Leitungsebene wiederum hat den Wunsch, aussagekräftige Zahlen als Entscheidungs- und Steuerungsgrundlage zu erhalten. Diese Auswertungen zu erstellen ist auf Grund der Vielzahl an Dokumenten und der unterschiedlichen Datenbasen aber sehr kompliziert, langwierig und manchmal schlicht unmöglich. Last but not least finden Marktbeobachtungen, Trends und vor allem die Kunden kaum Eingang in die unternehmerische Datenbasis.

In der Konzeption von Softwarelösungen können wir mit dem Unternehmen folgende wichtigen Dinge identifizieren: Es geht um die Erhebung von Daten, die sinnvolle Speicherung, die Vernetzung aller beteiligten Prozesse und Geräte und vor allem die Auswertung der verfügbaren Daten. Das ist Digitalisierung, Big Data und Industrie 4.0.

Struktur schaffen

Die Grundlage der Digitalisierungsstrategie muss also der Aufbau strukturierter Datenbanken sein, die das Speichern und vor allem schnelle Durchsuchen, Verknüpfen und Auswerten der in den Prozessen anfallenden Daten übernehmen können. Die großen Player im ERP- Bereich wie Microsoft, SAP oder Oracle bieten zum Teil adäquate Datenbanken, auf welchen flexible Managementsysteme für eine durchgehende Digitalisierungsstrategie aufgesetzt werden können. Viele der im Unternehmen genutzten Excel-Tabellen lassen sich – eine saubere Planung und Umsetzung vorausgesetzt – in solche Datenbanken überführen und dort viel besser zu Auswertungszwecken nutzen.

Zentrale Anlaufstelle Datenbank

Mit diesen Datenbanken werden die Unternehmensprozesse verbunden. Das sind zum Einen Schnittstellen zur Betriebsdatenerfassung, Sensoren und Geräten, zum Anderen die Bereitstellung von Eingabeformularen und der Ablaufsteuerung auf PCs oder mobilen Tablets.

Industrie 4.0

Für Tätigkeiten, die freie Hände oder einen ungetrübten Blick auf das Arbeitsfeld erfordern, existieren mittlerweile brauchbare Sprachassistenten zur Steuerung von Anwendungen per Sprache und Datenbrillen, mit denen sich benötigte Informationen in das Sichtfeld einblenden lassen.

Nicht nur einfach Zahlenwerte sind interessant

Gerade in der Lack- und Farbenindustrie geht es aber nicht ausschließlich um diskrete einfache Zahlenwerte, sondern um visuelle Eindrücke, gegebenenfalls auch um taktile oder andere möglicherweise sehr subjektive Beurteilungen. Solche Informationen gehören ebenfalls in die Unternehmensdatenbank, zum Beispiel in Form von digitalen Fotos oder Fotoserien. Diese Form der Dokumentation ist für Laborprüfungen, Prüfserien und Langzeitprüfungen, aber vor allem auch für die Dokumentation und Schadensbildaufnahme im Feld enorm wichtig.

Mobile Geräte wie Tablets und Smartphones, Digitalkameras und seit einiger Zeit Drohnen, mit denen zum Beispiel Windräder oder Brücken abgeflogen werden, dienen hier als weitere Datenquelle. Automatisch verknüpft mit Standortinformationen, über die sich dann klimatische Bedingungen herausfinden lassen, ergeben sich weitere Auswertungsmodelle, aus denen sich wichtige Zahlen ablesen lassen.

Veranstaltungstipp:

Wenn Sie konkrete Lösungshilfen für die Digitalisierung ihres Unternehmens suchen, sollten sie die Farbe und Lack Konferenz – Industrie 4.0 im April 2018 besuchen. Experten berichten dort über Big Data, Augmented Reality, Sicherheitsaspekte und vieles mehr.

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